PRO BAHN Pressemeldungen aus Bayern

Herausgeber:  PRO BAHN Landesverband Bayern

Pressemeldung vom 02.06.2023

Ein Jahr nach dem Unfall bei Burgrain:

Fahrgäste leiden unter den Folgen, PRO BAHN fordert nachhaltige Aufarbeitung

Zum Jahrestag des Bahnunglücks von Burgrain erklärt der Fahrgastverband PRO BAHN:
Unser Mitgefühl gilt den Opfern des Bahnunfalls bei Burgrain und ihren Angehörigen; viele Überlebende des Unfalls leiden noch heute an den physischen und psychischen Folgen des Unglücks. Die Auswirkungen des Unfalls betreffen aber auch viele tausende Fahrgäste, nicht nur im Oberland, sondern über Bayern hinaus: Das regionale Schienennetz ist an vielen Stellen ein Sanierungsfall und muss nun wieder in einen zuverlässigen Zustand versetzt werden. Seit über einem Jahr gehören Langsamfahrstellen, Streckensperrungen, Ersatzverkehre und verpasste Anschlüsse zum Alltag der Bahnkunden in Bayern und insbesondere im Werdenfels-Netz. Aktuell ist zum Beispiel die Strecke Garmisch -Mittenwald bis auf weiteres wegen einer marode Stützmauer gesperrt. Der volkswirtschaftliche Schaden ist immens, die nötige Mobilitätswende wird so nicht gelingen.

Der Fahrgastverband PRO BAHN Bayern erwartet von den Verantwortlichen eine vollständige und nachhaltige Aufarbeitung der Ursachen mit dem Ziel, künftig solche Vorfälle zu verhindern. Der vorgelegte Zwischenbericht der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung greift hier viel zu kurz: Unabhängig von der – immer noch viel spekulierten - Frage, welcher Schadensmechanismus im konkreten Fall zur Entgleisung geführt hat, ist jetzt die Frage zu klären, welche politischen und organisatorischen Mängel zu den insgesamt desaströsen Zuständen bei der Eisenbahninfrastruktur geführt haben: Die chronische Unterfinanzierung regionaler Bahnstrecken durch den Eigentümer Bund, die Betriebsführung durch eine gewinnorientierte DB Netz AG und die Weigerung der Politik, Verantwortung für die Bahn als Teil der Daseinsvorsorge zu übernehmen, bilden die Grundlage für die aktuellen Probleme. Diese Rahmenbedingungen haben dazu geführt, dass zum Beispiel Reparaturen am Gleiskörper erst nach Überschreiten zulässiger Grenzwerte durchgeführt wurden. Zu den regelmäßigen Erfahrungen der Bahnkunden gehört, dass nach routinemäßigen Überprüfungen kurzfristig Sperrungen und Geschwindigkeitsbeschränkungen im Netz angeordnet wurden.

PRO BAHN befürchtet, dass bei der gerichtlichen Aufarbeitung des Unfalls möglicherweise nur die vor Ort beteiligten Eisenbahner vor Gericht gezerrt werden, während sich Politik und Bahnvorstand im Hintergrund einen „schlanken Fuß“ machen. Damit wird man den Opfern von Burgrain nicht gerecht. Unabhängig von der juristischen Schuldzuweisung müssen auch der Bahnvorstand und die verantwortlichen Bundespolitiker Verantwortung übernehmen und Konsequenzen ziehen. Das bedeutet konkret ein ernsthaftes Umsteuern beim Umgang mit der Eisenbahninfrastruktur, insbesondere eine präventive Instandhaltungsstrategie, eine Offenlegung des Zustands der Infrastruktur und politische Rahmenbedingungen, die verhindern, dass die Sicherheitskultur der Eisenbahn kurzfristigen, ökonomischen Zielen untergeordnet wird.

Rückfragen bitte an Norbert Moy, Tel.: 0172-5695975
oder PRO BAHN Geschäftsstelle Bayern, Agnes-Bernauer-Platz 8, 80687 München, Tel.: (089) 530031
v.i.S.d.P.: Norbert Moy