PRO BAHN Pressemeldungen aus Bayern

Herausgeber:  PRO BAHN Landesverband Bayern

Pressemeldung vom 01.07.2022

„Restbayern“ darf nicht für zweiten S-Bahn-Tunnel München bluten

PRO BAHN akzeptiert keine Sparmaßnahmen für Tunnelprojekt

Der zweite S-Bahn-Tunnel in München benötigt länger und wird teurer, gleichzeitig spricht das bayerische Verkehrsministerium von leeren Kassen und drohenden Abbestellungen. Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert, dass der Freistaat nicht die Regionalisierungsmittel in die Tunnelbaustelle umleitet, oder Mittel für andere zeitnah umsetzbare Projekte blockiert.

Die Kosten des zweiten S-Bahn-Tunnels explodieren. Von 3,8 auf bis zu 7,2 Milliarden Euro verdoppelt sich die Investitionssumme. Auch die Bauzeit verlängert sich um bis zu neun Jahre auf 2037. Der bayerische BER übertrifft damit alle düsteren Prognosen des Fahrgastverbands PRO BAHN – die Fahrgastvertreter hatten 2001 von einer Lösung in 25 Jahren und vielen Kostensteigerungen gesprochen, während damals noch die Planer mit 0,5 Milliarden Euro Baukosten bis 2016 angenommen hatten.

Während es in der Hauptstadt immer teurer wird, scheint die bayerische Staatsregierung schon einen Plan zu haben, wie die Mehrkosten finanziert werden sollen. Bayerns Verkehrsminister Bernreiter lässt auf kaum einem Termin die Gelegenheit aus, darauf hinzuweisen, dass der bayerische Nahverkehr unterfinanziert ist und man mit Abbestellungen in der Region rechnen müsste. Was der Minister dabei – bewusst? – unerwähnt lässt: Seit Jahren zweigt Bayern aus den Regionalisierungsmitteln, die der Bund für die Bestellung des Nahverkehrs bereitstellt, einen dreistelligen Millionenbetrag zur Finanzierung der zweiten Stammstrecke ab. „Es darf nicht sein, dass der Rest Bayerns für den Tunnel-Größenwahn der Staatsregierung bluten muss, die Regionalisierungsmittel müssen zu hundert Prozent für die Bestellung der Regionalverkehre genutzt und nicht in Prestigetunnel umgeleitet werden“, fordert PRO-BAHN-Landesvorsitzender Dr. Lukas Iffländer. „Wenn Herr Söder den Versuch, seiner Politik einen grünen Anstrich zu verpassen, ernst nimmt, müssen dann noch Landesmittel obendrauf gepackt werden – Baden-Württemberg macht es vor.“

Doch auch aus den Mitteln des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes allein kann die zweite Stammstrecke nicht finanziert werden. Dies würde bedeuten, dass für andere wichtige Projekte über Jahre kein Geld verfügbar wäre. Die Stadt-Umland-Bahn Erlangen, die Verlängerung der Würzburger Straßenbahn zum Hubland oder die Regensburger Stadtbahn lägen damit erst mal bis in die 30er-Jahre auf Eis. „Der Freistaat wird nicht umhinkommen, hier eigene Mittel zu investieren, wenn er seinen Tunnel trotz der riesigen Kostensteigerungen unbedingt will“, kommentiert Iffländer. Dieser hatte das Projekt – gebilligt von der Münchner Stadtpolitik – gegen besseres Wissen durchgedrückt. Nicht nur PRO BAHN hatte auf die vielen Kostenrisiken und auf deutlich günstigere Alternativen hingewiesen.

Auch in München gibt es dringende, kostengünstige Projekte. Der Regionalzughalt Poccistraße mit vier Gleisen ermöglicht direktes Umsteigen aus Rosenheim, Mühldorf und der Region Südostoberbayern in die Nord-Süd-U-Bahn U3/U6 und verkürzt somit für viele Fahrgäste die Reisezeiten. Eigene S-Bahn-Gleise beispielsweise auf der S1 Richtung Neufahrn, S2 Richtung Markt Schwaben und S4 Richtung Fürstenfeldbruck erlauben ein dichteres Angebot und einen zuverlässigeren Betrieb. Auch der Ausbau des Münchner Tramnetzes bringt hohen Nutzen für viele Fahrgäste. „Wir haben nicht die Zeit noch mal mindestens 15 Jahre mit voraussichtlich weiteren Kostensteigerungen zu warten, bis die angeblich all Heil bringende Stammstrecke fertig wird, sondern benötigen bald nutzbare Verbesserungen für die Fahrgäste“, stellt Andreas Barth, Münchner PRO-BAHN-Sprecher, fest.

Rückfragen bitte an Dr. Lukas Iffländer, Landesvorsitzender, Tel. +49 176 66822886, E-Mail: lukas.ifflaender@pro-bahn.de
oder Andreas Barth, andreas.barth@muenchen.pro-bahn.de
v.i.S.d.P.: Lukas Iffländer