Fahrgastverband PRO BAHN: Pressemeldungen

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Pressemeldung vom 12.07.2010

ICE-Klimaanlagen-Problem hat sich seit Tagen angedeutet

Bahnpersonal vor Ort und im Zug überfordert und allein gelassen / Fahrgastverband sieht Systemproblem bei Fahrzeugen und Organisation

Die dramatische Zuspitzung der Klimaanlagen-Probleme in den ICE-Zügen der Deutschen Bahn ist ein Systemproblem des Unternehmens Deutsche Bahn. Das bestätigt sich nach Auffassung des Fahrgastverbandes PRO BAHN nach Auswertung der Medienberichte über den spektakulären Notarzteinsatz in Bielefeld vom vergangenen Samstag Dort waren zahlreiche Schüler kollabiert, weil im Zug Temperaturen von 50 Grad herrschten.

"Wenn jetzt berichtet wird, dass das Zugpersonal nicht erreichbar gewesen sei, so entspricht das mit hoher Wahrscheinlichkeit den Tatsachen," erklärt Rechtsexperte Rainer Engel, "denn in vielen verspäteten oder überlasteten Zügen verkriecht sich das Personal. Das liegt unter anderem daran, dass die Zugbegleiter damit beschäftigt sind, mit Leitstellen zu telefonieren, um etwas entscheiden oder die Fahrgäste informieren zu können." Beispielsweise hätte der in Bielefeld gestoppte ICE schon zehn oder zwanzig Minuten an dafür geeigneten Stationen anhalten können, aber dafür braucht das Personal die Erlaubnis einer ortsfernen Leitstelle. Die Leitstelle ist aber gerade in Krisenzeiten überlastet. "Viele Zug- und Lokführer haben es daher schon aufgegeben, eigenverantwortlich zu handeln und fahren nach Fahrplan, solange die Signale es erlauben," berichtet der Vertreter des Verbraucherverbandes.

Der Ausfall der Klimaanlagen deutete sich seit Tagen an. Bereis seit Beginn der Hitzewelle waren Klimaanlagen in ICE-Zügen zwischen Berlin, Köln und Düsseldorf ausgefallen. "Den Zugbegleitern war das längst bekannt. Am Samstagabend freute sich eine Zugbegleiterin in Berlin richtig, dass nur ein Wagen nicht gekühlt war und genügend Platz für alle Fahrgäste vorhanden war," berichtet Engel. "In diesem ICE-Typ schaltet die Klimaanlage bei Überlastung einfach ganz ab, statt wenigstens die Luftzirkulation aufrecht zu erhalten. Darum wird es in den Wagen viel wärmer als draußen. Das ist ein technischer Systemfehler."

"Offenbar sind die Werkstätten der DB auch völlig überlastet und der Fahrzeugpark nicht ausreichend," erklärt Engel. "Ich habe gerade in den letzten Tagen zwischen Ruhr und Spree noch nie so viele Zugausfälle, Ersatzzüge und Züge mit halber Wagenlänge erlebt. Die Werkstätten wissen vermutlich sehr genau über den schlechten Zustand der Züge Bescheid, aber bei der Bahnspitze kommt die Botschaft nicht an. Hintergrund dürfte sein, dass die ICE der zweiten Bauserie eine Generalrevision erhalten sollen und es ist daher zu vermuten, dass am laufenden Unterhalt schon gespart wird," so Engel.

Der Fahrgastverband PRO BAHN ist ein unabhängiger und gemeinnütziger Verbraucherverband im Verbraucherzentrale-Bundesverband und vertritt die Interessen der Fahrgäste des öffentlichen Fern- und Nahverkehrs.

Rückfragen bitte an
Rainer Engel (Rechtsreferent),
Tel.: 0173 - 545 45 59, E-Mail: r.engel@pro-bahn.de
v.i.S.d.P.: Karl-Peter Naumann

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