Fahrgastverband PRO BAHN: Pressemeldungen

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Pressemeldung vom 13.07.2010

Klimaanlagen in allen ICE-Baureihen defekt - Fahrgastverband fordert Sonderhalte für defekte Züge

Politikerschelte für Deutsche Bahn unseriös

Dem Fahrgastverband PRO BAHN liegen jetzt Berichte über den Ausfall von Klimaanlagen in allen ICE-Baureihen vor. "Wir hatten am Montag viele Eingaben von Fahrgästen, die über konkrete Vorfälle in allen Baureihen und Zuggattungen berichten", erklärt der Rechtsexperte des Verbraucherverbandes Rainer Engel. "Schwerpunkt ist allerdings die zweite Bauserie, die kurz vor einer Generalrevision steht. Es handelt sich eindeutig um ein Systemproblem."

Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert Bahnchef Grube auf, für alle Züge mit Wagen mit defekter Klimaanlage spätestens nach einer halben Stunde einen Zwischenhalt anzuordnen. "Reisende, die in einem defekten Wagen sitzen, müssen Gelegenheit haben, den Zug zu verlassen. Es darf nicht sein, dass sie eine oder gar zwei Stunden im Zug bleiben müssen, weil er planmäßig nicht hält," fordert Engel. "Ein solcher Zwischenhalt hätte auch das Bielefelder Drama entschärft, die Schüler hätten den Zug schon 20 Minuten früher in Minden verlassen können." Bahnhöfe, auf denen ein Zwischenhalt langer ICE-Züge technisch möglich ist, gibt es auf allen deutschen Strecken in einem Abstand von etwa einer halben Stunde Fahrzeit. "Eine solche Anordnung würde dem Personal klare Richtlinien geben und Fahrgäste vor weiteren dramatischen Vorfällen bewahren. Für die geringen Verspätungen werden alle Fahrgäste Verständnis aufbringen."

Dass Politiker die deutsche Bahn jetzt schelten, hält der Fahrgastverband PRO BAHN für unseriös. "Wenn die Bahn an der Wartung und an der Ausstattung der ICE-Züge mit besserer Technik spart, dann ist das das Ergebnis der Politik der Regierungen Kohl, Schröder und Merkel," erklärt Engel. "Für jede Fahrkarte von Berlin nach Lörrach muss die DB 20 Euro Mehrwertsteuer an die Bundesregierung abführen, während der parallele Flugverkehr steuerfrei bleibt. Für jede ICE-Fahrt von Hamburg nach Berlin muss die DB 2000 Euro für die Benutzung des Schienennetzes zahlen, während der parallel fahrende Fernbus für die Benutzung der Autobahn keinen Cent zahlt. "Unter solchen Bedingungen muss die DB sparen, wo es nur geht, um überhaupt noch Hochgeschwindigkeitsverkehr anbieten zu können. Das Problem der Klimaanlagen zeigt, dass die Deutsche Bahn AG vor dem finanziellen Kollaps steht, wenn die Bundesregierung die Rahmenbedingungen nicht ändert. Die Fahrgäste in Deutschland zahlen für das Bahnfahren die höchste Mehrwertsteuer in ganz Europa. Solange Bundesregierung und Bundespolitiker die Steuerbegünstigung für Hotelübernachtungen für notwendig und Bahnfahren in funktionierenden Zügen für Luxus hält, der hoch besteuert werden muss, sollte sie schweigen, wenn sich bei der DB Probleme zeigen, die mit dem verzerrten Wettbewerb im Verkehr zu tun haben."

Der Fahrgastverband PRO BAHN ist ein unabhängiger und gemeinnütziger Verbraucherverband im Verbraucherzentrale-Bundesverband und vertritt die Interessen der Fahrgäste des öffentlichen Fern- und Nahverkehrs.

Rückfragen bitte an
Rainer Engel (Rechtsreferent),
Tel.: 0173 - 545 45 59, E-Mail: r.engel@pro-bahn.de
v.i.S.d.P.: Karl-Peter Naumann

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