Fahrgastverband PRO BAHN: Pressemeldungen

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Pressemeldung vom 06.06.2017

Der „differenzierte Flexpreis“ – die Tagesbindung

Fahrgastverband PRO BAHN fordert das Comeback des flexiblen Bahnfahrens

Berlin (pb) Vor einem halben Jahr hat die Deutsche Bahn den „differenzierten Flexpreis“ eingeführt. Dieses Ticket, das dem Reisenden gegen einen guten Preis Flexibilität in der Zeitwahl verspricht, bindet den Fahrgast nun an einen bestimmten Reisetag, während er zuvor auch einen Zeitraum von zwei Tagen zur Verfügung hatte, die er auch für einen Zwischenstopp nutzen konnte.

Diese Entwicklung ist die weitere schrittweise Einschränkung der Flexibilität des Bahnfahrens und widerspricht den Aussagen der Deutsche Bahn AG, dass die Eisenbahn ein offenes System bleiben soll. Hatte der Reisende vor langer Zeit noch vier Tage Zeit für seine Fahrt und konnte für zwei Tage unterwegs eine Pause einlegen, sei es für einen Geschäftstermin, für eine Stippvisite bei den Großeltern oder zum Besuch einer interessanten Ausstellung, wurde die Frist 2002 auf zwei Tage gekürzt und damit die Flexibilität halbiert.

Darüber hinaus gab es ursprünglich die "Rückfahrkarte", einen Fahrschein für Hin- und Rückfahrt. Diese gestattete für die Rückfahrt eine flexible Nutzung der Züge innerhalb von 2 Monaten, später von nur noch einem Monat. Vor wenigen Jahren folgte die nächste Einschränkung, dass bei der Rückfahrt zwar der 1. Tag der Rückreise flexibel gewählt werden konnte, diese aber auch nach 2 Tagen beendet sein musste. Wir Fahrgäste sind von dieser Entwicklung, der Einschränkung des Zeitfensters für die Rückreise von 60 auf 2 Tage, nicht begeistert.

„So häufen sich bei uns sich jetzt die Beschwerden von Fahrgästen, Unternehmen und Organisationen, die mit der neuen Regelung außerordentlich unzufrieden sind“ berichtet Andreas Frank, Leiter des Referates Fahrgastdialog vom Fahrgastverband PRO BAHN. „Es gibt viele Fahrgäste, die flexibel reisen wollen und insbesondere bei der Rückfahrt sich nicht immer gleich auf einen Tag festlegen können oder wollen. Dies gilt insbesondere dann, wenn es am Zielort aufwändig und mit weiten Wegen verbunden ist, eine neue Fahrkarte für die Rückfahrt zu lösen“, erläutert er.

Einer der großen Vorteile des Reisens mit der Eisenbahn ist die Anpassungsfähigkeit an die kurzfristigen Bedürfnisse der Kunden. Dank eines vergleichsweise guten Taktes und der abgestimmten Fahrpläne ist diese Flexibilität gegeben; Im Gegensatz zum Flugzeug und zum Fernbus, die ausschließlich verbindungsgebundene Tickets verkaufen. Bei der Größe unseres Landes, von Sassnitz auf Rügen bis nach Weil am Rhein oder von Westerland nach Berchtesgaden sind es über 1100 Kilometer. Da kann es sehr hilfreich sein, die Möglichkeit zu haben, eine Reise für einen oder zwei Tage unterwegs zu unterbrechen. Die Alternative zum Normal- oder Flexpreis sind die Sparpreise mit Zugbindung, die zum Teil sehr günstig für wenig nachgefragte Züge verkauft werden. Diese sind für eine andere Zielgruppe: Für Fahrgäste, die für einen günstigen Preis auf die Flexibilität verzichten.

„Im Gegensatz zu früheren Zeiten bietet die Digitalisierung heute technische Möglichkeiten Fahrkarten, die Unterbrechungen erlauben, einfach auf Missbrauch zu prüfen“, ergänzt Jörg Bruchertseifer, stellvertretender Bundesvorsitzender des Fahrgastverbandes PRO BAHN. Weiterhin fordert er „die Deutsche Bahn AG möge die modernen Technologien verstärkt zum Vorteil der Kunden bei tariflichen Angeboten nutzen. Die weitere Reduktion der Gültigkeitsdauer für Normal- oder Flexpreis ist aus Fahrgastsicht eindeutig ein Rückschritt und schadet dem Verkehrsmittel Eisenbahn.“

Über den Fahrgastverband PRO BAHN:
Der Fahrgastverband PRO BAHN ist ein Verbraucherverband, der bundesweit die Fahrgäste aller öffentlichen Verkehrsmittel vertritt. Er ist Gründungsmitglied der Allianz pro Schiene und des Europäischen Fahrgastverbandes sowie Mitglied der Verbraucherzentrale Bundesverband.
Der Fahrgastverband PRO BAHN arbeitet ehrenamtlich im Interesse der Fahrgäste. Die Mitglieder „erfahren“ tagtäglich den öffentlichen Verkehr (ÖV) auf Schiene und Straße. Aus diesen Erfahrungen heraus lobt und kritisiert der Verband Akteure und Unternehmen des öffentlichen Verkehrs, erstellt Konzepte, ist in offiziellen Landes-, Bundes- und Europa-Gremien aktiv, sensibilisiert und berät Politiker in Angelegenheiten des öffentlichen Verkehrs, beeinflusst die öffentliche Diskussion durch sachliche Aufklärung über Hintergründe, hält Vorträge und Seminare sowie Fahrgastsprechstunden und Automatenschulungen u.v.a.m. Detaillierte Informationen finden Sie unter www.pro-bahn.de

Rückfragen bitte an
Jörg Bruchertseifer, stv. Bundesvorsitzender, Tel.: +49 160 9063 6984, E-Mail: joerg.bruchertseifer@pro-bahn.de
oder Andreas Frank, Leiter Referat Fahrgastdialog, Tel.: +49 173 528 47 18, E-Mail: fahrgastdialog@pro-bahn.de
v.i.S.d.P.: Jörg Bruchertseifer

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