Fahrgastverband PRO BAHN: Pressemeldungen

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Pressemeldung vom 24.11.2014

PRO BAHN gegen Kriminalisierung zahlungswilliger Fahrgäste

Fahrgastverband protestiert gegen anstehende Gesetzänderung

Berlin (pb) Der Fahrgastverband PRO BAHN ist dagegen, dass Schwarzfahrer künftig generell 60 statt 40 Euro bezahlen sollen. Er wendet sich damit gegen eine Vorlage, die am kommenden Freitag im Bundesrat auf der Tagesordnung steht und beschlossen werden soll. Erfreut ist der Verband darüber, dass auch aufgrund seiner Bemühungen das Thema wieder politisch diskutiert wird und im Bundesrat darüber beraten werden soll. "Wir fordern seit langem, dass notorische Schwarzfahrer strenger bestraft werden und dass hierzu unsere Forderung nach Verdoppelung des Preises für diese Personen mit aufgenommen wird. Wir wenden uns aber deutlich gegen eine Kriminalisierung zahlungswilliger Fahrgäste", so Jörg Bruchertseifer, Bundesvorsitzender von PRO BAHN. "Das ist ein großer Unterschied, dem die bisherige Praxis und auch die derzeitige Gesetzesinitiative nicht gerecht werden." Darüber hinaus liegen PRO BAHN zahlreiche Fahrgastbeschwerden vor, in denen dargelegt wird, dass immer wieder zahlungswillige Fahrgäste durch mangelhafte Information, defekte Automaten oder schlechten Kundenservice ohne gültige Fahrkarte in Bahn oder Bus angetroffen werden.
Die geschilderten Probleme im Einzelnen:
- Häufig versagen Automaten dabei, die EC-Karte des Fahrgastes zu lesen.
- Immer wieder ist der Einwurfschlitz von Automaten verklebt.
- In den oben genannten Situationen geht die Zentrale des Verkehrsunternehmens bei einer Fernkontrolle fälschlich davon aus, dass der Automat funktionsfähig ist.
- Auch die verschiedenen Fahrkartenangebote und -bedingungen sind häufig so kompliziert, dass immer wieder Fahrgäste ohne böse Absicht und aus Unwissenheit mit einer nicht gültigen Fahrkarte unterwegs sind.
- Einige Verkehrsbetriebe stellen generell bei jedem von ihnen festgestellten Schwarzfahrer einen Strafantrag nach § 265a StGB – ein aus Sicht von PRO BAHN deutlich überzogenes Vorgehen, durch das immer wieder zahlungswillige Fahrgäste unverständlicherweise kriminalisiert werden.
- PRO BAHN sind auch Fälle bekannt, in denen die Fahrgäste nachträglich als gültig akzeptierte Fahrkarten vorweisen konnten, die Verkehrsunternehmen diese aber aus unterschiedlichen Gründen nicht anerkannten. Es kommt sogar vor, dass trotz nachträglicher Akzeptanz der Fahrkarte die Daten bei der Bundespolizei gespeichert werden.
- Auch ehrliche Fahrgäste landen bei schlechtem Kundenservice in der Schwarzfahrerkartei, in der sie für ein Jahr gespeichert bleiben und werden bei falscher Daten-Verarbeitung mit Zahlungsforderungen konfrontiert.
"Verkehrsbetriebe und Gesetzgeber sind gefordert, die geschilderten Schwachstellen abzustellen und für die Schwarzfahrer-Frage kundenfreundliche Lösungen zu finden", so Bruchertseifer. "Im Sinn der ehrlichen Fahrgäste sind wir sehr dafür, notorische Schwarzfahrer verstärkt zur Kasse zu bitten. Aber so lange immer wieder zahlungswillige Fahrgäste ohne Chance als Schwarzfahrer abgestempelt werden sind wir gegen eine pauschale Erhöhung." Darüber hinaus fordert der Fahrgastverband PRO BAHN seit langem, dass die tariflichen Bedingungen der Verkehrsbetriebe und -verbünde deutschlandweit vereinheitlicht werden.

Rückfragen bitte an
Winfried Karg, stv. Bundesvorsitzender, Tel.: 0176 - 349 876 55, E-Mail: winfried.karg@pro-bahn.de
oder Gerd Aschoff, Bundespressesprecher, Tel.: 0171 - 2767 926, E-Mail: g.aschoff@pro-bahn.de
v.i.S.d.P.: Winfried Karg

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