der Fahrgast 99: August - Oktober 2004

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Aus dem Inhalt

Fahrgastverband PRO BAHN ist empört

Lokführergewerkschaft: "Das Fenster bleibt zu!"

Mit Empörung hat der Fahrgastverband PRO BAHN die Auffassung der Gewerkschaft der Lokführer (GdL) aufgenommen, dass ein Lokführer für die sichere Abfahrt des Zuges und die Sicherheit der Fahrgäste auf dem Bahnsteig keine Verantwortung übernehmen dürfe, weil er sonst in die Gefahr strafrechtlicher Verfolgung geraten könnte.

Güterverkehr: Zur Hölle mit den Gütern

Die fränkische Höllentalbahn: Beispiel nachhaltiger Entwicklung oder Engstirnigkeit auf allen Ebenen?
(von Fritz Sell)

Es geht um ganze 6,4 Kilometer Schienenstrecke, die zwischen Blankenstein in Thüringen und Marxgrün in Bayern durch die deutsch-deutsche Grenze zerstört wurden. Es geht um ganze 15 Mio. Euro, die nicht investiert werden. Güterzüge müssen weite Umwege fahren, jährlich HunderttausendeTonnen Güter müssen per Lkw befördert werden, weil diese Lücke nicht geschlossen wird. In einer Argumentationskette schieben Deutsche Bahn, Bundesregierung und bayerische Landesregierung immer den anderen die Verantwortung für ein Projekt zu, das den Grundsätzen der nachhaltigen Entwicklung einer entlegenen Region in ungewöhnlicher Weise entspricht.

Den kompletten Artikel aus der PRO BAHN Zeitung "der Fahrgast" können Sie hier downloaden (627 k)

Vergaberecht: Zu früh gefreut?

Das letzte Wort hat der Luxemburger Gerichtshof

Das Oberlandesgericht Brandenburg hatte gesprochen: Die Vergabe des Regionalexpress-Netzes an die DB AG sei rechtmäßig. Land und DB freuten sich, der Verband deutscher Verkehrsunternehmen verlautete: Endlich Klarheit! Doch dafür ist es zu früh: Wenn Gerichte gegen das Recht der Europäischen Union verstoßen, haftet der Staat auf Schadensersatz. Das könnte das Land Brandenburg noch teuer zu stehen kommen.

Staatshaushalt und Verkehrspolitik: Pläne nicht bezahlbar

Kaputtsparen der Bahn droht

Die bisher von Politik und DB AG verfolgten Pläne für den Ausbau des Schienennetzes sind nicht mehr bezahlbar. Die DB hat nicht die Ertragskraft, um notwendige Ersatzinvestitionen zu leisten. Anders als beim staatlichen Straßenbau ist ein börsenorientiertes Unternehmen auch nicht in der Lage, Bauvorhaben auf Vorrat zu planen. Der Erhalt und die kontinuierliche Verbesserung des Schienennetzes könnten gesichert werden, wenn auf wenig wirtschaftliche Prestigeprojekte verzichtet wird, die Wettbewerbsbedingungen verbessert werden und die Bauplanung wie bei Straßen unmittelbar staatlich verantwortet wird. Doch alles deutet darauf hin, dass erst Hunderte von Langsamfahrstellen die Politiker zur Vernunft bringen.

Welches Netz wollen wir uns leisten? Schlaglöcher und Geldverschiebung

Die Börsenbahn kann den Bestand des Netzes nicht sicherstellen

Während Bundeskanzler Schröder immer noch für den Börsengang der Deutschen Bahn AG plädiert, ziehen die Finanz- und Wirtschaftspolitiker die Schwellen unter den Schienen weg, auf denen die Züge fahren. Noch sind es Einzelfälle, in denen die Fahrpläne wegen fehlender Gelder nicht mehr gewährleistet werden. Unverkäufliche Fahrplanangebote und die Stilllegung von Strecken unter dem rollenden Rad sind die Symptome, willkürliche Wirkungen ohne politische Legitimation die Folge.

Effiziente Infrastrukturplanung: Verpasste Knoten - verpatzte Knoten

Ein kritischer Blick auf die Netz- und Fahrplangestaltung der DB
(von Wolfgang Hesse)

Die Attraktivität und wirtschaftliche Effizienz eines flächendeckenden Verkehrsnetzes wird nicht in erster Linie durch die Höchstgeschwindigkeit auf einigen wenigen ausgewählten Strecken bestimmt, sondern durch die Güte sämtlicher Quelle-Ziel-Verbindungen im Netz. Die Eisenbahn ist wie die Straße ein solches flächendeckendes Verkehrssystem. Beispiele aus dem aktuellen Fahrplan der DB AG zeigen die Mängel und die Tatsache, dass der Fahrplan eher von strategischen Überlegungen der DB-Planer als von Kundenbedürfnissen geprägt ist. Ein alternatives Planungssystem ist mit dem integralen Taktfahrplan vorhanden und würde zu mehr Wirtschaftlichkeit und zu einer sinnvolleren Steuerung von Investitionen führen.

Sparen ohne Verstand: Blind für Behinderte

Behinderte sollen sich künftig an Automaten quälen - alle Fahrgäste sollen die Umstellung der Automaten zahlen

Behinderte sollen sich nach dem Willen der Bundesregierung künftig ihre Fahrkarten selbst besorgen - auch wenn sie das aufgrund ihrer Behinderung nicht können. Es sei nicht Sache der Bundesregierung, dafür zu sorgen, dass Behinderte diskriminierungsfrei ihren Fahrschein erhalten. Es sei Aufgabe der Verkehrsunternehmen, behindertengerechte Fahrkartenautomaten aufzustellen. Doch die behindertengerechte Gestaltung von Fahrkartenautomaten ist weder technisch möglich noch wirtschaftlich sinnvoll. Die Verkehrsunternehmen sollen ein Vielfaches von dem ausgeben, was die Bundesregierung an der Einschränkung der "Freifahrt" der Behinderten einspart.

Combino Duo Nordhausen: Straßenbahn auf neuen Wegen

(von Rainer Hellberg)

Nordhausen, einer der kleinsten Straßenbahnbetriebe in Deutschland, geht neue Wege. Ziel ist es, die Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) durch den Einsatz moderner Niederflurstraßenbahnen auf der gleichspurigen Eisenbahn-Schmalspurstrecke bis in den Harz zu erhöhen und einen alten Wunsch - eine durchgängige Gleisverbindung aus der Stadt in die Region - unter Nutzung vorhandener Straßenbahn- und Eisenbahngleise, zu verwirklichen. Dieser Traum ging Anfang Mai 2004 mit Aufnahme des Regelbetriebes einer Diesel-Hybridstraßenbahn von Nordhausen in das elf Kilometer entfernte Ilfeld in Erfüllung.

Mit der Bahn umweltfreundlich ins Taubertal

Gerade die ländlichen Räume sind heute wichtige Urlaubs- und Naherholungsgebiete, insbesondere für Urlauber aus den Ballungsräumen. So hat sich auch das Taubertal im Norden von Baden-Württemberg im Laufe der letzten Jahrzehnte zu einer der bekanntesten Ferienregionen Deutschlands entwickelt. Ein zusätzlicher Pluspunkt für eine ländliche Ferienregion ist eine funktionierende Bahnverbindung, die die Gäste in das Feriengebiet bringt und dort auch die wichtigsten Ziele ansteuert. Dies hat auch die Touristikgemeinschaft "Liebliches Taubertal" erkannt und arbeitet daher intensiv mit der Deutschen Bahn zusammen, um den Gästen ein ausreichendes Angebot an Bahnverbindungen zur Verfügung zu stellen.

Mit der Waldbahn in den Bayerischen Wald

Von Plattling nach Zwiesel und Bayerisch Eisenstein
(von Hans Mattern)

Viele Fahrgäste im Bayerischen Wald sind völlig verblüfft, erzählt man ihnen von den Möglichkeiten, die die Waldbahn bietet. Sie wissen oft noch nicht einmal von deren Existenz! Warum begegnet man an so vielen Stellen den Fahrplänen der Donauschifffahrt und nirgendwo außerhalb der Stationen jenen der Waldbahn? Warum hält sie sich im Verborgenen?