Pressemeldung vom 07.08.2019

Rationalisierungswahn erfasst Ansbach

Deutsche Bahn kürzt die Bahnsteige am Ansbacher Bahnhof

Bis Ende 2022 soll der Bahnhof Ansbach umfassend modernisiert und barrierefrei ausgebaut werden. Dazu gehören beispielsweise die Erhöhung der Bahnsteige auf 76 cm und der Einbau von Aufzügen. Allerdings schafft sich die Deutsche Bahn (DB) damit auch selbst Probleme, indem sie die Bahnsteige von 400 Metern auf 350 Meter einkürzt. „Man könnte sagen, für die Menschen wird der Bahnhof barrierefrei, für Fernverkehrszüge werden Barrieren geschaffen“, so Timm Kretschmar vom Fahrgastverband PRO BAHN. Bekanntlich wird Ansbach im Fernverkehr nur von der IC-Linie Nürnberg-Stuttgart-Karlsruhe bedient, ICEs kann man maximal beim Durchfahren beobachten. Nach der Logik der DB heißt das: kein ICE-System-Halt, keine 400 Meter langen Züge, keine 400 Meter langen Bahnsteige.

Was man bei der DB allerdings vergisst und auch einen Grund für die vielen Verspätungen im Fernverkehr darstellt, ist die Unabdingbarkeit eines leistungsfähigen Gesamtnetzes. Die Bahnstrecke Nürnberg-Würzburg zählt zu den größten Engpässen in ganz Deutschland. Bei Baustellen und unvorhergesehenen Streckensperrungen müssen die ICEs umgeleitet werden, meistens über Ansbach (kürzeste Ausweichstrecke). Die umgeleiteten Züge kommen von der Linie Ruhrgebiet-München sowie Hamburg/Bremen-München. Die Mehrheit dieser Züge ist genau 400 Meter lang. Indem man also überall in Deutschland, wo ICEs planmäßig nicht halten, die Bahnsteige verkürzt, können die Fernverkehrszüge nur noch da halten wo sie planmäßig halten. „Man verliert jegliche Flexibilität im Betrieb und riskiert, dass Fahrgäste bei Störungen stundenlang in Zügen ausharren müssen, nur, weil man nirgends aussteigen kann“, ärgert sich Jörg Schäfer von PRO BAHN.

Außerdem ist sich Timm Kretschmar, PRO BAHN Sprecher für das westliche Mittelfranken sicher: „Wenn die Bahnsteige erst einmal gekürzt wurden, wird die DB für eine nachträgliche Verlängerung ein Vielfaches der Baukosten verlangen. Wenn die Stadt Ansbach nachhaltige Ambitionen auf einen ICE-Halt hat, sollte sie sich für längere Bahnsteige einsetzen. Im Deutschland-Takt ist eine entsprechende Linie nach Zürich über Stuttgart vorgesehen.“

Rückfragen bitte an Timm Kretschmar, Sachsen (b. Ansbach), Tel. 0172-1690461, E-mail: t.kretschmar@bayern.pro-bahn.de
oder Jörg Schäfer, Neuendettelsau, Telefon dienstlich 0981/182-713, privat 09874/5801
v.i.S.d.P.: Timm Kretschmar