Pressemeldung vom 03.02.2015

S-Bahn Nürnberg geht an britischen Betreiber

PRO BAHN gespannt auf zukünftige S-Bahnleistungen

Nürnberg(li)
Am gestrigen Montag gab die Bayerische Eisenbahngesellschaft BEG bekannt, den Betrieb der Nürnberger S-Bahn ab 2018 an die deutsche Tochter des britischen Betreibers National Express vergeben zu wollen. Der Fahrgastverband PRO BAHN ist überrascht, dass das Unternehmen sich beide Lose sichern konnte, und ist gespannt, wie die Qualität des Nürnberger Nahverkehrs dadurch beeinflusst wird.

Besonders mit dem Gewinn des Los 1, das durch die Freigabe von Altfahrzeugen auf DB Regio zugeschnitten war hatte man beim Fahrgastverband nicht mit einer Vergabe an einen anderen Betreiber gerechnet. Auch beim Los 2 in dem Neufahrzeuge hatte man der DB wegen des bereits vorhandenen Betriebswerks in Gostenhof gute Chancen zugesprochen. Dass nun National Express die Deutsche Bahn trotzdem deutlich unterbieten konnte lässt darauf hindeuten, dass man eine oder mehrere Stellschrauben gefunden hat, um deutlich günstiger bieten zu können. Ersten PRO BAHN Recherchen nach, kann dies eher nicht am Personal erfolgt sein, da National Express eigenen Angaben zufolge Gehälter mindestens auf DB Niveau bietet.

National Express wird neue Škoda Triebzüge auf den Strecken einsetzen. Damit werden die Talent II Triebzüge nach einem nur knapp neunjährigem Intermezzo wieder aus dem Nürnberger S-Bahnnetz verschwinden und können ab dann in anderen Netzen eingesetzt werden. Die neuen Züge sind knapp doppelt solange wie die bisherigen Einheiten, verkehren im Ausgleich aber nur noch einzeln. Dadurch steht am Wochenende und in den Abendstunden nun auf allen Linien die selbe Sitzplatzanzahl zur Verfügung wie in der Hauptlastzeit unter der Woche. PRO BAHN hofft, dass die Züge pünktlich zum Betreiberwechsel zur Verfügung stehen und nicht, wie bei der Betriebsaufnahme der Talent II Züge, ein Jahr Ersatzverkehre gefahren müssen.

Der Geschäftsführer von National Express, Tobias Richter, ist in der Region kein Unbekannter. In den 90er Jahren hat der Heroldsberger als Mitarbeiter der Bundesbahndirektion Nürnberg aktiv an der Rettung der Gräfenbergbahn mitgewirkt - der Erfolg dieser Strecke zeigt, dass dieser Einsatz sinnvoll war - und hat anschließend als Geschäftsführer der Regentalbahn den Aufbau der Vogtlandbahn und des ALEX Netzes aktiv mitgestaltet.

PRO BAHN erhofft sich durch die Vergabe an einen neuen Betreiber, dass nicht nur dieser motiviert an das neue Projekt herangeht, sondern auch, dass sich DB Regio, die noch viele andere Strecken um Nürnberg herum betreibt, dadurch angespornt fühlt, sich im Qualitätsvergleich zum Konkurrenten besser zu platzieren und ein noch kundenfreundlicheres Angebot zu liefern. Schließlich sagen auch DB-Quellen, dass man besser fährt, wenn am Nachbargleis der Zug der Konkurrenz steht. Ein fatales Zeichen wäre dagegen, wenn man den Verlust der S-Bahn als Anlass nähme auf Verschleiß bis zum Schluss zu fahren.

Vor der endgültigen Vergabe der Leistungen ist noch die zweiwöchige Einspruchsfrist für die unterlegenen Bieter abzuwarten. Auch, ob das geplante Angebot zu Betriebsstart gefahren werden kann, hängt einerseits vom Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Sachen Fürther S-Bahnverschwenk aber auch von der pünktlichen Fertigstellung der Bauprojekte unter Regie der DB ProjektBau ab.

Der Fahrgastverband ist gespannt, wie sich der neue Betreiber schlägt und wünscht sich mit diesem eine gute Zusammenarbeit. Bei DB Regio bedankt der Verband sich für die bisher erbrachten Leistungen und hofft auf weiterhin gute Zusammenarbeit auf den verbleibenden Strecken.

Rückfragen bitte an Lukas Iffländer, Am Hubland 16b, 97074 Würzburg, Tel. +49 176 66822886, E-Mail: lukas.ifflaender@pro-bahn.de
v.i.S.d.P.: Lukas Iffländer