Pressemeldung vom 19.02.2014

Kein Haltepunkt für "halbe Menschen" nicht akzeptabel

Fahrgastverband PRO BAHN erhebt Einwände bei Planfeststellung Forchheim - Eggolsheim

Forchheim(li)
Zwischen Nürnberg und Ebensfeld wird derzeit die Bahnstrecke ausgebaut. Derzeit laufen Planänderungsverfahren zwischen Forchheim und Eggolsheim. Die Deutsche Bahn hat ein detailliertes Konzept vorgelegt, wie sie den Ausbau dieses Abschnittes plant. Aus Sicht des Fahrgastverbandes PRO BAHN weist dieses Konzept einige Fehler auf. Gegen diese hat der Verband nun bei der Regierung von Oberfranken Einwand erhoben.

Haltepunkt Forcheim Nord


Am schwersten wiegt, dass der Haltepunkt Forchheim Nord gestrichen wurde. Dieser würde unter anderem das dortige Schulzentrum an die S-Bahn anbinden. Das von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) verlangte Fahrgastaufkommen von 1000 Fahrgästen pro Tag wird eigentlich erreicht, da es sich aber um Schüler handelt werden diese mit einem niedrigen Faktor gewichtet und dadurch die Grenze verfehlt. Auch eine Unterschriftenaktion mit fast 7000 Zeichnungen hat daran bisher nichts ändern können. Der Fahrgastverband sieht das Vorgehen der BEG äusserst kritisch. "Man können fast meinen, der Grundsatz, dass in Deutschland alle Menschen gleich sind, ist bei den zuständigen Planern für Schülerverkehr mit der Bahn noch nicht ankommen," kritisiert Lukas Iffländer, stellvertretender Vorsitzender von PRO BAHN in Bayern.

Da die Nachrüstung des Haltepunktes nach dem Ausbau nur mit schweren Betriebseinschränkungen und unter hohem, finanziellen Aufwand möglich ist, hat PRO BAHN in den Einwänden gefordert, dass mindestens bauliche Vorleistungen im Rohbau soweit durchgeführt werden, dass ein nachträglicher Einbau des Haltepunktes ohne langfristige Streckensperrungen und zu einem akzeptablen Preis möglich ist.

PRO BAHN arbeitet weiter an der Realisierung des Haltepunktes. Auch bei der nächsten Besprechung mit der BEG wird dies wieder auf der Tagesordnung stehen.

Streckenhöchstgeschwindigkeiten


Die Änderung, dass zwar auf den äußeren Gleisen 230 km/h gefahren werden darf, auf den inneren aber nur noch 160 km/h ist unzurreichend, da bei Störungen die schnellen ICEs oftmal die inneren Gleise nutzen müssten. Daher sollten beide Gleise für die vollen 230 km/h ertüchtigt werden.

Auch die Ausfahrt der Strecke nach Ebermannsstadt soll für die Höchstgeschwindigkeit der eingesetzt agilis Fahrzeuge von 120km/h statt der bisher geplanten 60 km/h angehoben werden. So steht der geplante Neubau bei einer später möglichen generellen Beschleunigung der Strecke nicht im Wege.

Bahnhof Forchheim


Im Bahnhof Forchheim behindert die geringen Ein- und Ausfahrgeschwindigkeiten an den Bahnsteiggleisen ein zügiges Verkehren der Züge, die ihr Beschleunigungsvermögen nicht ausreizen können.

Die RE Bahnsteige in Forchheim sollen nach Ansicht des Verbandes soweit erweitert werden, dass statt bisher zwei Triebwagen derer drei verkehren können um Verkehrsspitzen wie die Bergkirchweih abfangen zu können.

Die Güterverkehrsanlagen im Bahnhof Forchheim sollen durch die Einplanung eines sog. Ausziehgleises zumindes eine realistische Chance der Reaktivierung bekommen. Eine Planung komplett ohne Güterverkehr wäre ein Tritt in Gesicht für die Forderung den Verkehr auf die Schiene zu verlagern.

"Einerseits setzt man in Forchheim auf die geradezu gigantische Dimensionierung von acht Gleisen," wurdert sich Iffländer, "aber andererseits plant man dann nicht ausreichend für einen schnellen Regionalverkehr mit längeren Zügen und die mögliche Reaktivierung des Güterverkehrs."

Haltepunkt Kersbach


Die von der DB geplante Variante des Aufgangs auf eine Straßenbrücke, auf der der Wechsel der Fußwegeseite durch Leitplanken verhindert wird ist keine akzeptable Variante. Sie würde zu langen Wegen vom Zug zum Bus oder zu einem abgestellten Fahrzeug führen. Auch für ältere Menschen oder Menschen mit Behinderung ist der Weg ein Umstand, der einen Hinderungsgrund für die Benutzung der S-Bahn darstellt. Sowohl die Intermodalität als auch der Inklusionsgedanke werden hier ad absurdum geführt.

"Hier muss die DB ihre Planung komplett überarbeiten, das kann man den Kersbacher Fahrgästen nicht zumuten", zieht Iffländer als Fazit.

Bürgerbeteiligung oder Bürgerabschreckung?


Auch die Art der Bürgerbeteiligung beim Planfeststellungsverfahren wird kritisiert:

"Die Pläne liegen einen Monat aus, danach hat man nochmal zwei Wochen Zeit Einwände einzureichen," erklärt Iffländer. So einfach wie das klingt ist es aber nicht. Allein der Erläuterungsbericht hat über 180 Seiten. Dazu kommen dann noch zig Seiten Anhänge. "Der Ottonormalverbraucher kann das in seiner Freizeit kaum schaffen. Und wenn doch, dann verstehen die meisten den Ingenieurskauderwelsch nicht," kritisiert Iffländer.

Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert daher, dass in Zukunft bei solchen Verfahren eine vereinfachte Version herausgegeben werden sollte, damit man wirklich von Bürgerbeteiligung und nicht nur von Spezialistenbeteiligung sprechen kann.

Rückfragen bitte an Lukas Iffländer, Am Hubland 16b, 97074 Würzburg, Tel. +49 176 66822886, E-Mail: lukas.ifflaender@pro-bahn.de
v.i.S.d.P.: Lukas Iffländer