Pressemeldung vom 20.11.2013

Nahverkehr in Bayern am Scheideweg

PRO BAHN Nachlese zum Dialogforum Franken-Thüringen-Express

Bamberg(li) Vor einigen Tagen tagte zum ersten Mal das Dialogforum zum Franken-Thüringen-Express (FTX). In sehr konstruktiver Atmosphäre kamen dabei Fahrgäste, deren Vertreter, Presse, sowie Mitarbeiter von DB Regio Nordostbayern und eine Vertreterin der BEG zusammen. Gemeinsam konnten für einige Probleme des FTX Lösungen gefunden werden. Gerade bei den entscheidenden Problemen, wie der Steigerung der Sitzplatzzahl im gesamten Netz und der Einsatz von bequemeren Sitzen ist eine Lösung aktuell noch nicht abzusehen.

Kurz vor Ende der Sitzung sorgte die Frage des stellvertretenden PRO BAHN Vorsitzenden in Bayern, Lukas Iffländer, für bedrücktes Schweigen. Zum wiederholten Male hatte die BEG-Vertreterin argumentiert, dass bessere Mindeststandards für die Fahrzeugausstattung, die sowohl von DB Regio als auch von PRO BAHN vorgeschlagen wurden, nicht finanzierbar seien. Daher sah es der PRO BAHN Vertreter für nötig, die Bedeutung einer angenehmen Fahrzeugeinrichtung auf den Punkt zu bringen: „Wollen wir einen Nahverkehr, der für jeden, vom Schüler bis zum Top-Manager attraktiv ist, oder wollen wir einen Nahverkehr nur für Schüler, Studenten, Arme und Asoziale? Wenn wir letzteres wollen sind wir mit der Ausschreibung des FTX auf dem richtigen Weg.“

Die darauf folgende betroffene Stille zeigte auch den einzigen wirklichen Mangel des Forums auf: Verkehrs- und Finanzpolitiker waren weder auf Bundes- noch auf Landesebene vertreten. PRO BAHN hofft, dass sich dieser Fehler in Zukunft korrigiert wird.

Allgemein empfanden die beiden PRO BAHN Vertreter Prof. Dr. Thomas Schempf und Lukas Iffländer die Veranstaltung als sehr konstruktiv. Zu Beginn stellte Uwe Domke, Geschäftsführer von DB Regio Nordostbayern den Franken-Thüringen-Express vor und ging sowohl auf Maßnahmen ein, die bereits ergriffen wurden um die Qualität des Netzes zu steigern, als auch auf zukünftige Maßnahmen vor. Anschließend wurden die unterschiedlichen Problempunkte diskutiert.

Die wichtigste Zusage an die Fahrgäste war, dass ab Fahrplanwechsel im Dezember alle Züge, die in Bamberg oder Lichtenfels geteilt werden, zwischen Bamberg und Nürnberg in der Kombination 4- und 5-Teiler verkehren, wodurch zumindest immer 550 Sitzplätze angeboten werden können.

Für einige Probleme wird aktuell an der Abhilfe gearbeitet. Hauptpunkt ist dabei die Elektronik. Die Steuerung der Klimaanlage in der ersten Klasse wird optimiert, die Ansagen der Anschlüsse werden sinnvoller gestaltet (unter anderem werden Züge in Gegenrichtung und der eigene Zug nicht mehr angesagt) und an der Optimierung des Kupplungsvorgangs wird weiter gearbeitet. Aber auch an der mechanischen Ebene wird gearbeitet. So wird das Problem der Mülleimer im Kniebereich, der Klappsitze vor den Toiletten und der unzuverlässigen Türen angegangen – drei Forderungen aus der PRO BAHN Studie zum FTX.

Auch bei Problemen mit den Busanschlüssen nördlich von Bamberg wird Kontakt mit den Busunternehmen aufgenommen – In Kronach kommt der Bus aktuell 5 Minuten nach Abfahrt des Zuges nach Nürnberg an.

Weiterhin wurden die Infrastrukturprobleme angesprochen. Diese bedingen aktuell einen Halt der durchgehenden Züge nach Lichtenfels und weiter von deutlich über zehn Minuten in Bamberg. Hier ist man um eine Lösung bemüht, eine Realisierung vor der Fertigstellung des viergleisigen Ausbaus ist aber unwahrscheinlich.

Auch die Baustelle zwischen Ebensfeld und Bamberg ist ein Problem. 2016 soll hier die Strecke für über ein halbes Jahr komplett gesperrt werden. Alle Beteiligten waren sich einig, dass dies für die Fahrgäste nicht darstellbar ist – es ist mit einer Reisezeitverlängerung von bis zu einer Stunde zu rechnen. Die Schätzungen von Lukas Iffländer, dass dies mit einen Fahrgastverlust von mindestens 50% einhergeht, wurden von DB Seite bestätigt. BEG, DB Regio Nordostbayern und PRO BAHN waren sich einig, hier gemeinsam daran zu arbeiten, diese Totalsperrung zu verhindern und zumindest einen reduzierten Betrieb auf einem Gleis zu ermöglichen.

Beide PRO BAHN Vertreter waren sich einig, dass man hier einen guten Schritt weiter gekommen ist, aber noch weitere solcher Veranstaltungen folgen müssen. Man hofft, dass dies ein erster Schritt zu besseren Beziehungen zwischen dem Fahrgastverband und DB Regio Nordostbayern ist.

PRO BAHN würde sich von BEG und Freistaat wünschen, wenn die Fahrgastverbände bei zukünftigen Ausschreibungen im Voraus Mitsprache bei der Gestaltung von Fahrplan und Anforderungen hätten und nicht immer erst hinzugezogen würden, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.

Die oben genannte Studie von PRO BAHN zum Franken-Thüringen-Express ist unter http://www.pro-bahn.de/mittel-oberfranken/pdf/FTX.pdf zu finden.

Rückfragen bitte an Lukas Iffländer, Am Hubland 16b, 97074 Würzburg, Tel. +49 176 66822886, E-Mail: lukas.ifflaender@pro-bahn.de
oder Dr. Thomas Schempf, Tel. (0911) 579135
v.i.S.d.P.: Lukas Iffländer