Pressemeldung vom 15.07.2013

Busse statt Bahnen wegen Bauarbeiten bei Erlangen

Fahrgastverband PRO BAHN kritisiert Ersatzverkehrskonzept

Erlangen(li)
Aktuell wird viel gebaut zwischen Erlangen und Eltersdorf. Bis 2015 soll der neue Haltepunkt an der Paul-Gossen-Straße fertig sein. Dazu wurde am vergangenen Wochenende ein Straßenbrücke „Tennenloher Straße“ in Erlangen abgerissen und im Erlanger Stellwerk eine neue Software aufgespielt. Die Bahnen wurden auf dem Abschnitt durch Busse ersetzt. Der Fahrgastverband PRO BAHN bemängelt Schwachstellen beim Ersatzverkehrskonzept.

Eigentlich möge man denken, wenn jemand etwas nur oft genug macht, wird er mit der Zeit ein Spezialist auf diesem Gebiet und begeht keine groben Fehler mehr. Leider trifft diese Betrachtung nicht auf die Ersatzverkehrsplanung der Deutschen Bahn zu. Immer wieder geschehen die selben Fehler. In den Zügen wird nicht im Voraus per Durchsage über die Abweichungen informiert. Die Fahrpläne sind unübersichtlich, da mehrere Bauphasen in eine Tabelle gequetscht werden und eine Abstimmung auf die örtlichen Verkehrsmittel erfolgt auch nicht.

In Forchheim kommen fast alle Buslinien zur vollen Stunde an und fahren danach wieder ab, dadurch entsteht ein Knoten, in dem zwischen allen Linien umgestiegen werden kann. Auch die S-Bahn passt zu diesem Knotenkonzept. Die Ersatzbusse fahren aber wenige Minuten vor der ganzen Stunde ab und kommen ein paar Minuten danach an. Dadurch verliert der Knoten seinen S-Bahn Anschluss, was Wartezeiten bis zu 30 Minuten zur Folge hat.

Aber nicht nur die Zeitlage der Ersatzverkehre ist nicht kundengerecht. Auch die Information lässt zu Wünschen übrig. Die Stammpendler haben bereits Wochen im voraus sich die Ersatzverkehrsbroschüren beschafft, aber gerade die Gelegenheitsfahrer werden meist vom Ersatzverkehr vollkommen überrascht. Am Bamberger Bahnsteig angekommen steht dann ein Zug mit Zielanzeige „Forchheim(Oberfr.)“ statt „Nürnberg“. Wenn man Glück hat schallt dann gerade die Ansage über den Bahnsteig, dass der Zug heute nur eine Teilstrecke führe und man dann in den Ersatzverkehr umsteigen müsse. Wenn die Ansage aber nicht rechtzeitig erfolgt, führt dies bei manchen Fahrgästen zu der panischen Suche nach dem Zug zum richtigen Zielpunkt an den anderen Bahnsteigen.

Hat sich der Gelegenheitsfahrer dann durchgerungen, sich doch in den Zug zu begeben, schallt ihm kurz vor Forchheim die Durchsage mit dem obligatorischen Hinweis, dass der Zug hier endet und ein Ersatzverkehr weiter nach Nürnberg verkehrt. Auf der Anzeige taucht aber bereits das nächste Problem auf. Es werden zwei Ersatzbusse angezeigt, einer zur Minute 52, einer zur Minute 53. Dass es sich bei einem der beiden um den Expressbus handelt, der bis Nürnberg nicht hält, wird gekonnt verschwiegen.

Am Forchheimer Bahnhof ausgestiegen, der nächste Schock, nirgends hängen Plakate oder Wegweiser zu den Ersatzbussen. Einsam versucht ein einzelner DB Mitarbeiter den Fahrgaststrom aus dem 170 Meter langen Zug zu dirigieren.

Hat man dann zum Busbahnhof gefunden, darf man sich erfreuen, dass die SEV Busse am entferntesten Ende stehen. Die Fahrgäste mit Gepäck sollen ja auch ihr Sportprogramm bekommen. Von Infotafeln ist weit und breit nichts zu sehen. Bereit stehen ein Stadtbus und ein Reisebus. Wer sich gedacht hat, dass diese Kapazität reicht um einen Regionalexpress und eine S-Bahn zu ersetzen, ist vermutlich noch nie im Leben mit einem dieser Züge gefahren.

Wenige Minuten vor Abfahrt kommt unser tapferer Einzelkämpfer, der bereits die Information am Bahnsteig übernommen hat, angerannt und versucht die Fahrgäste noch zwischen den Beiden Bussen zu sortieren.

Mit vielen stehenden Fahrgästen geht es dann auf die Autobahn nach Nürnberg. Der Busfahrer lässt Fünfe gerade sein und fährt trotz Stehplätzen Tempo 100 aus. Eigentlich müsste er deutlich langsamer fahren. Aber beschweren will sich keiner. Man will ja zeitig in Nürnberg sein und viele wollen dort einen Anschlusszug erreichen.

Lukas Iffländer, stellvertretender Vorsitzender von PRO BAHN in Bayern ist enttäuscht: „Jedes Mal ist es das selbe mit den Ersatzverkehren. Sie sind vollkommen unterdimensioniert und schlecht geplant. Wir bieten der Deutschen Bahn hiermit zum wiederholtem Male an, die Ersatzverkehrskonzepte im Voraus mit uns durchzusprechen. Dabei könnten wir viele Schwachstellen bereits aufdecken und beheben. Es wäre aber auch schon hilfreich, wenn die DB zumindest ihr Personal vor Ort befragen würde, ob die geplanten Kapazitäten reichen würde Anders wo im DB Konzern geht das, die Tochterfirma Südostbayernbahn bekommt zwischen Passau und Mühldorf einen ordentlichen Ersatzverkehr hin..“ PRO BAHN fordert außerdem, dass in zukünftigen Nahverkehrsausschreibungen rigorose Qualitäts- und Quantitätsstandards für Ersatzverkehre festgelegt werden.

„Wir müssen im Bereich des SEV Themas noch viel tun,“ stellt Iffländer fest. „Denn bei solchen Bedingungen tut man sich selbst als Lobbyvertreter für Fahrgäste schwer, den Zug zu empfehlen.“

Rückfragen bitte an Lukas Iffländer, Am Hubland 16b, 97074 Würzburg, Tel. +49 176 66822886, E-Mail: lukas.ifflaender@gmx.net
v.i.S.d.P.: Lukas Iffländer