Pressemeldung vom 30.11.2012

Ablehnung der Bibertbahnreaktivierung ist eine verschenkte Chance für die Zukunft

Kurzsichtige Entscheidung der Politik ein riesiger Fehler

Nürnberg(li) Am 08.10.2012 entschied der Kreistag des Landkreises Fürth das Projekt "Bibertbahnreaktivierung" endgültig zu begraben. Der Fahrgastverband PRO BAHN bedauert, dass bewusst eine Chance vertan wurde, den südöstlichen Landkreis Fürth schneller, zuverlässiger und umweltfreundlicher an den Großraum Nürnberg anzubinden.

Von Anfang an bekam die "Interessengemeinschaft zur Reaktivierung der Bibertbahn" (IGBB) Gegenwind aus der Lokalpolitik. Die favorisierte die wesentlich kostspieligere Verlängerung der Nürnberger U-Bahn-Linie U3 in den Landkreis und bezahlte einige teure Gutachten, die letztlich nur bewiesen, dass sich die U-Bahn nicht rechnet. Das akzeptieren einige Entscheidungsträger vor Ort bis heute nicht, was auch zur negativen Haltung gegenüber der Bibertbahn beitrug.

Durch die große Resonanz der IGBB bei der Bevölkerung sah sich der Landkreis Fürth dann aber doch gezwungen, ein Gutachtens zur Reaktivierung in Auftrag zu geben. Die Enttäuschung bei der Präsentation im Sommer 2011 war aber groß - die Bibertbahn schnitt schlechter als erwartet ab.
Doch die IGBB gab nicht auf und erkannte schnell, dass Landkreis und Gutachter es verpasst hatten, das örtliche Buskonzept an die Bibertbahn anzupassen. Anschlüsse wurden knapp verpasst und Busse fuhren parallel zur Bahnstrecke. Eine Nachuntersuchung durch den VGN ergab dann auch bei Zügen von Nürnberg nach Zirndorf-Leichendorf im Halbstundentakt über 2000 Fahrgäste täglich. Was aber die Lokalpolitiker nicht daran hinderte, immer wieder die zuvor veröffentlichten und wiederlegten schlechteren Werte zu zitieren.

Als sich das mangelhafte Interesse der Entscheidungsträger immer deutlicher abzeichnete stellte die IGBB den Kontakt zur Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE) her. Dieses Eisenbahnunternehmen erklärte sich bereit, die Strecke zu übernehmen und auf eigenes Risiko wieder instandzusetzen. Finanzieren wollte sie das mit den Trassengebühren, die nach der Reaktivierung für die täglich fast 40 Züge gezahlt würden. Doch der Landkreis Fürth legte die Messlatte immer höher: Während er für die U3 noch jährlich bis zu 2 Millionen Euro ausgeben wollte, durfte es für die Bibertbahn kein einziger Cent mehr sein. Sogar die Schallschutzwände und Fußwege zu den Stationen sollte die RSE bezahlen. Und als die RSE auch dafür eine Lösung fand, wurde ihre Glaubwürdigkeit öffentlich in Frage gestellt, obwohl sie in Deutschland bereits mehrere Strecken erfolgreich betreibt! Eine Gefälligkeit gegenüber der Stadt Nürnberg, die keine Konkurrenz zur (noch gar nicht sicher beschlossenen) U3-Verlängerung möchte? Oder ein Versuch den lokalen Busfirmen ihre Rosinenstrecken zu erhalten?

Der Fahrgastverband PRO BAHN hat das Projekt stets unterstützt: Jörg Schäfer ist in Personalunion im Vorstand der IGBB und stellvertretender Bezirksgruppensprecher von PRO BAHN. Man bedauert sehr, dass eine Chance vertan wurde, ein neues, modernes und umweltfreundliches Verkehrskonzept in der Region einzuführen. Ein solches stellt einen wesentlichen Standortfaktor für die Ortswahl bei der jüngeren Generation dar.

Leider flossen viele subjektive Faktoren in die Entscheidung ein. Manche interessieren sich nicht für die Bahn - vor allem bei der älteren Generation ist das Motto "freie Fahrt auf freien Straßen" noch zu sehr eingeprägt. Andere wollen die Interessen der örtlichen Busunternehmen vertreten oder hängen weiterhin dem irrsinnigen Traum nach, dass die U-Bahn doch noch irgendwann kommt.

PRO BAHN legt den Kreisratsmitgliedern nahe, sich mit einigem zeitlichen Abstand erneut und objektiv mit der Verkehrssituation im südöstlichen Landkreis Fürth zu beschäftigen. Denn für die überlastete Rothenburger Straße ist keine Besserung in Sicht. "Dieses Projekt ist es wert, dass dafür weiter gekämpft wird“, so Lukas Iffländer, stellvertretender Vorstand von PRO BAHN in Bayern. "Irgendwann kommt auch bei den Lokalpolitikern die Einsicht, dass eine attraktive Wohn- und Arbeitsregion einen guten, schienengebunden Nahverkehr braucht. Spätestens wenn die Entscheider teilweise oder ganz durch eine jüngere Generation abgelöst werden."

Rückfragen bitte an Jörg Schäfer, Neuendettelsau, Telefon dienstlich 0981/182-713, privat 09874/5801
oder Lukas Iffländer, Am Hubland 16b, 97074 Würzburg, Tel. +49 176 66822886, E-Mail: lukas.ifflaender@gmx.net
v.i.S.d.P.: Lukas Iffländer