Pressemeldung vom 12.03.2008

PRO BAHN kritisiert die Entwidmung der Bahnlinie Forchheim - Hemhofen - Höchstadt / Aisch

Die Städte Forchheim und Höchstadt/Aisch sowie die Gemeinden Hausen, Heroldsbach, Hemhofen, Adelsdorf und Gremsdorf haben vermeintlichen Grund zum Jubeln: Ihrem Antrag auf Entwidmung der "Hirtenbachtalbahn" Forchheim - Höchstadt/Aisch wurde vom Eisenbahn-Bundesamt am 20.02.2008 statt gegeben. Die entsprechenden Flächen sind seit 29.02.2008 für Bahnbetriebszwecke nicht mehr erforderlich.

Dass kein Bahnbetrieb mehr erforderlich ist, haben die Kommunen zu einem großen Teil selber zu verantworten: Mitte der 1990er Jahre gab es die große Chance, den Abschnitt Forchheim - Hemhofen als Regionalbahn mit modernen Dieseltriebwagen zu reaktivieren. Das Fahrgastpotenzial war da, die Bereitschaft der Staatsregierung in München auch - nur die Verantwortlichen im Landkreis Forchheim fanden nicht zusammen.

Noch länger dauerte das Trauerspiel für den westlichen Abschnitt Hemhofen - Höchstadt. Er wurde schon seit 1988 als Bestandteil der Erlanger "Stadt-Umlandbahn" gehandelt. Eigentlich sollten schon im Jahr 2000 moderne elektrische Stadtbahnwagen direkt von Höchstadt ins Zentrum von Erlangen rollen. Aber auch die Verantwortlichen in Erlangen bringen keine Ergebnisse zustande, und 20 Jahre später wird immer noch über den ersten Bauabschnitt nach Thon diskutiert.

Somit ist der Traum leider ausgeträumt, dass sich das Hirtenbachtal einmal als moderner und zukunftsweisender Verkehrsraum präsentieren kann. Das Auto ist heute dominierend und wird es auch in Zukunft bleiben, mit allen negativen Auswirkungen für Anwohner und Umwelt. Der Radweg, der abschnittsweise auf der alten Bahntrasse angelegt werden soll, ist nur ein schwacher Trost: Die Zahl der Pendler, die dort täglich mit dem Rad statt mit dem Auto zur Arbeit fahren, wird an einer Hand abzuzählen sein. In der "Hirtenbachtalbahn" wären es täglich über 1.000 Fahrgäste gewesen!

Es bleibt also ein schaler Beigeschmack, wenn die Deutsche Bahn AG wie angekündigt schon bald mit dem Rückbau der Gleisanlagen (Schienen, Signale, Schwellen, Bahnübergangszubehör etc.) beginnt. Es gibt den weisen Spruch, dass wir die Erde nur für unsere Kinder verwalten. Die Erben im Hirtenbachtal werden wahrscheinlich eines Tages nicht gut auf ihre Vorfahren zu sprechen sein!

Noch nicht ganz so schlimm sieht es etwa 15 km weiter südlich im Aurachtal aus: Zwischen Erlangen und Herzogenaurach liegt das Gleis der Nebenbahn noch und eine Entwidmung ist noch nicht geplant. Mit dem nötigen Engagement und Elan könnten daher innerhalb von zwei bis drei Jahren die Gleisanlagen saniert werden und ein moderner Regionalbahnbetrieb mit 30-Minuten-Takt eingerichtet werden. Entsprechende Pläne hat z.B. schon der Fahrgastverband PRO BAHN vorgestellt. Bisher stieß er damit auf taube Ohren, sei es aus Unwissen, wegen Vorbehalten gegen "die Bahn" schlechthin oder weil man nur die teure Lösung einer Stadt-Umland-Bahn auf einer neuen Trasse über die Herzo-Base möchte.

Die vollen Parkplätze in der Nähe der Endbahnhöfe in Erlangen und Herzogenaurach lassen einen heute verwundert darüber zurück, dass keine Züge über das Gleis rollen. Bei diesem Nachfragepotenzial könnten doch moderne Dieseltriebwagen ganztägig im Halbstundentakt fahren! Als Beispiel kann die "Gräfenbergbahn" zwischen Nürnberg, Heroldsberg und Gräfenberg dienen.

Ein weiterer Abbau von Bahninfrastruktur in der Metropolregion Nürnberg ist eigentlich undenkbar, aber die traurige Entwicklung im Landkreis Forchheim sollte den Bürgern im Aurachtal ein warnendes Beispiel sein: Nicht immer siegt am Schluss die Vernunft. Manchmal muss man einer überzeugenden Idee gezielt nachhelfen, zum Beispiel in der geplanten Interessengemeinschaft zur Reaktivierung der Aurachtalbahn.

(Kontaktadresse: PRO BAHN, Bonhoefferweg 23, 91058 Erlangen)

Rückfragen bitte an Jörg Schäfer, Neuendettelsau, Telefon dienstlich 0981/182-713, privat 09874/5801
v.i.S.d.P.: Jörg Schäfer