Pressemeldung vom 29.03.2007

PRO BAHN entlarvt 'mehr Service' bei DB Regio als Mogelpackung

Am 01.03.2007 veröffentlichte DB Regio eine Presseinformation, die Vertreter des Fahrgastverbandes nur ungläubig den Kopf schütteln ließ. Schon die Überschrift ist eine Farce: "DB Regio Bayern bietet mehr Service in den Zügen: Fahrkartenverkauf im Zug wird eingestellt"

"Na klar" stellt Jörg Schäfer, stellvertretender Vorsitzender des Regionalverbandes Mittel-/ Oberfranken sarkastisch fest. "Das ist natürlich mehr Service, wenn es ein wichtiges Instrument in Not- und Sonderfällen nicht mehr gibt."

Zunächst heißt es in der Presseinformation: "Ein Nachlösen im Zug ist grundsätzlich nicht mehr möglich". Das klingt hart, ist aber einfach zu vermitteln. Doch im nächsten Absatz folgt: "Dort, wo kein Automat vorhanden ist, wird im Zug verkauft." Und etwas weiter: "Ist der Fahrscheinautomat defekt, meldet sich der Kunde beim KiN (Kundenbetreuer im Nahverkehr) und erhält eine Fahrkarte ohne Aufpreis.“ Alle Klarheiten beseitigt? "Da fragt man sich doch schon, für wen DB Regio eigentlich fährt" stellt Schäfer lakonisch fest: "Für die Kunden, also die Fahrgäste – oder für den Besteller, also die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG)? Letzteres nach dem Motto 'Auftrag bekommen und dann mit möglichst wenig Aufwand ausführen'".

Die Antwort gibt DB Regio in der Presseinformation: "Dort, wo der Besteller von Zugleistungen weiterhin einen Verkauf im Zug wünscht, z.B. im München-Nürnberg-Express, wird DB Regio auch weiterhin verkaufen." Man beachte hier die schöne Formulierung "der Besteller": In Bayern gibt es nur einen Besteller, nämlich die BEG.

Fast schon trotzig stellt DB Regio aber fest: "Ab dem 1. April haben wir für unsere Kunden eine einheitliche und transparente Regelung". Was der Fahrgast tun muss, wenn es die gewünschte Fahrkarte am Automaten gar nicht gibt, wird in der Pressemitteilung aber nicht erklärt.

Stattdessen wird noch ein bißchen Staub aufgewirbelt, um von Tatsachen und Versäumnissen abzulenken: "Mitbewerber auf der Schiene haben den Verkauf im Zug schon vor Jahren eingestellt." heißt es in der Presseinformation. Der einzige Mitbewerber in Bayern, der den Fahrkartenverkauf im Zug eingestellt hat, ist jedoch die Bayerische Oberlandbahn. Vogtlandbahn, Regentalbahn und Erfurter Bahn verkaufen Fahrkarten am Automaten im Zug, im Allgäu-Express (ALEX) zwischen München und Oberstdorf gibt es sogar wieder Fahrkarten beim Schaffner.

"Auch in anderen Bundesländern werden schon heute in Nahverkehrszügen keine Fahrkarten mehr verkauft." setzt DB Regio Bayern fort. In Thüringen und Sachsen hat aber selbst DB Regio Fahrkartenautomaten in den Zügen eingeführt!

Die Feststellung der DB Regio, dass Klagen hierzu nicht bekannt seien, kommentiert Schäfer bitter: "Wo sollten sich Fahrgäste auch beschweren, wenn kein Schaffner mehr mitfährt und der Lokführer sich im Führerstand versteckt?"

Nachdem dieser "bessere Service" ab dem 01.04.2007 gelten soll, bleibt den Fahrgästen wohl nur übrig, der DB zu diesem gelungenen Aprilscherz zu gratulieren. Hoffentlich kommt sie bald wieder zurück zum Ernst des Lebens und bemüht sich, den Service für ihre Kunden wirklich zu verbessern.

Rückfragen bitte an Jörg Schäfer, Telefon tagsüber 0981/182-713
oder Dr. Thomas Schempf, Tel. 0911-579135 oder 0178/9690327
v.i.S.d.P.: Jörg Schäfer