Pressemeldung vom 18.10.2000

PRO BAHN fordert Erhaltung der Bibertbahn Nürnberg - Stein - Leichendorf

Mit der Bibert-Tram nach Zirndorf und Wintersdorf

Gegen aktuelle Planungen im Landkreis Fürth, die Trasse der Bibertbahn zu verkaufen, protestiert der Fahrgastverband PRO BAHN. Stattdessen sollten die Pläne zum Aufbau eines Stadtbahnnetzes im Landkreis Fürth weiterverfolgt und den aktuellen Entwicklungen angepasst werden. Auf der bislang vorrangig betrachteten Strecke Fürth - Zirndorf - Cadolzburg kann der Schienenverkehr auch ohne Elektrifizierung durch den Einsatz moderner Dieseltriebwagen effizienter gestaltet werden. Auch auf der Bibertbahn Nürnberg - Stein - Leichendorf kann kurzfristig eine attraktive Direktverbindung von Zirndorf in das Nürnberger Zentrum mit Dieseltriebwagen eingerichtet werden. Da es sehr fraglich ist, ob die U3 jemals die Nürnberger Stadtgrenze überschreiten wird, sieht PRO BAHN auch langfristig Bedarf für Schienenverkehr auf der "Bibertbahn".

Noch vor einigen Jahren schien die (Bahn-)Welt im südöstlichen Landkreis Fürth in bester Ordnung zu sein: Landrätin Gabriele Pauli fuhr - zusammen mit Vertretern der Deutschen Bahn AG - medienwirksam mit einer Draisine die Trasse der Bibertbahn zwischen Fürth Süd und Leichendorf ab, die sie für einen späteren Stadtbahnbetrieb erworben hatte. Während das Bahngleis schon 10 Jahre im Dornröschenschlaf lag, nahm der Autoverkehr auf der parallel verlaufenden Rothenburger Straße immer mehr zu. Warum sollte nicht auch im Landkreis Fürth das funktionieren, was zum Beispiel in Karlsruhe im gleichen Zeitraum zum wahren ÖPNV-Renner geworden war: Straßenbahnen fahren aus den Herzen der Innenstädte ohne Umsteigezwänge in die Region, wo sie die Gleise vorhandener Bahnstrecken
nutzen.

Dass die Landrätin den "richtigen Riecher" hatte, wurde ihr von allen Fachleuten attestiert. Eine direkte Stadtbahnverbindung von Zirndorf über Großreuth nach Nürnberg wäre erheblich attraktiver als die seitens der Stadt Nürnberg geplante U-Bahn-Linie 3, die in Gebersdorf nahe der Stadtgrenze Nürnbergs enden würde. Wer von dort weiter nach Zirndorf oder Leichendorf fahren möchte, müsste dann dort in den Bus umsteigen oder fährt wie bisher mit dem Auto.

Leider zeigte sich die Stadt Nürnberg bisher allem Werben des Landkreises Fürth um die Stadtbahn abgeneigt. Trotz wachsenden Protestes auch aus der eigenen Stadt beharren die Verantwortlichen auf der teuersten Lösung, der U-Bahn. Das wesentliche Verkehrsproblem für Nürnberg, Fürth, Zirndorf und Oberasbach ist der
stadtgrenzenüberschreitende Verkehr, der derzeit im Südwestkorridor kein allzu attraktives Bus- und Bahnangebot vorfindet. Auch mit der U 3, die sich nur langsam vorarbeiten und wahrscheinlich nie den Kanal über- oder unterqueren wird, sind für den Landkreis Fürth keine Verbesserungen in Aussicht. Der Umsteigezwang vom Bus in die U-Bahn limitiert die Attraktivität enorm, unabhängig davon, ob er wie bisher an der Haltestelle "Rothenburger Straße" in die U 2 oder die zukünftige U 3 an in "Gebersdorf" stattfindet.

PRO BAHN schlägt Vorgehen in mehreren Schritten vor

Statt der Fixierung auf ein teures Großprojekt, das alle zur Verfügung stehenden Mittel bindet und keine Anpassung an die spätere Entwicklung erlaubt, schlägt PRO BAHN ein mehrstufiges Konzept vor, das in einzelnen Schritten verwirklicht werden könnte: Die erste Stufe, ein Vorlaufbetrieb auf der "Bibertbahn" mit modernen Dieseltriebwagen, wäre schon innerhalb eines Jahres realisierbar. Der stellvertretende Vorsitzende des Regionalverbandes Mittel- und Oberfranken von PRO BAHN, Jörg Schäfer, rechnet vor, dass mit Einsatz nur eines modernen
Triebwagens und vergleichsweise geringen Investitionen in die "Bibertbahn" kurzfristig ein ganztägiger Stundentakt Leichendorf - Zirndorf-Altenberg - Stein - Nürnberg Hbf angeboten werden könnte. Die Rahmenbedingungen seien nahezu optimal: In Zirndorf könnten zwei innenstadtnahe Haltepunkte (der alte Bahnhof Zirndorf-Altenberg sowie ein neuer Haltepunkt am Freibad) eingerichtet werden, in Leichendorf eine optimale Verknüpfung zu einer Buslinie Fürth - Wintersdorf
-Großhabersdorf hergestellt werden. Zudem hat sich nahe Leichendorf der Playmobil-Erlebnispark mit erheblichen Besucherzahlen etabliert.

Die Triebwagenlösung Nürnberg - Leichendorf lässt eine Vielzahl von Optionen offen. Falls die U3 Südwest nicht realisiert werden sollte, betrachtet PRO BAHN natürlich die Stadtbahnlösung als den Königsweg. Gedacht ist an einen Betrieb mit modernen, niederflurigen Stadtbahnwagen, die vom Nürnberger Plärrer über die Rothenburger Straße bis Fürth-Süd auf eigenem Gleiskörper im Straßenraum fahren und ab Fürth-Süd die Gleise der Biberttalbahn über Zirndorf nach Leichendorf
nutzen. Weitere Ausbaumöglichkeiten zeigt die Studie auf, die der Landkreis Fürth Mitte der 90er Jahre in Auftrag gegeben hatte: Verlängerungen nach Wintersdorf, Oberasbach und ein Abzweig durch Zirndorf bis Cadolzburg.

Falls die U3 doch kommen und ab Rothenburger Straße den Betrieb bis Gustav-Adolf-Straße oder Großreuth aufnehmen sollte, sieht PRO BAHN weiterhin Bedarf für die umsteigefreie Direktverbindung auf der "Bibertbahn" von Zirndorf nach Nürnberg Hauptbahnhof. Die Bevölkerung behielte dann die Möglichkeit, zwischen dem Zug und der (häufiger verkehrenden) Buslinie 70 mit Umsteigezwang zur U-Bahn zu wählen. Und sollte die U3 wider aller Wahrscheinlichkeit eines fernen Tages Fürth-Süd erreichen, kann man direkt von der Bibertbahn in die U-Bahn umsteigen oder (was jeder U-Bahn-Bauer fürchtet) doch lieber im Zug direkt bis zum Nürnberger Zentrum fahren. Das Stufenkonzept von PRO BAHN lässt sogar zu, dass man sich mit noch größerer Fantasie vorstellen darf, dass die U-Bahn über Fürth Süd hinaus auf der Trasse der Bibertbahn bis Zirndorf verlängert wird.

Wichtigste Voraussetzung dafür, sich alle diese Optionen offen zu halten ist natürlich, dass die Trassen nicht aufgrund kurzsichtiger Interessen anderweitig verbaut werden. Über den im Raum stehenden Verkaufspreis von 200.000,- DM muss Jörg Schäfer bitter lachen: "Für den Betrag bekommen Sie gerade mal zwei Meter U-Bahn gebaut. Und an anderer Stelle soll daran das Nahverkehrskonzept eines ganzen Landkreises scheitern?"

Anlage

PRO BAHN betrachtet als großes Problem vieler aktueller Planungen im Schienen- und Straßenbau, dass teure Großprojekte angedacht werden, die nur nach langen Bauzeiten ("ganz oder gar nicht") in Betrieb genommen werden. Durch eine Vielzahl kleiner Verbesserungen, die schrittweise realisiert werden können, wären in vielen Fällen zumindest gleich gute Ergebnisse mit geringeren Kosten erreichbar. (Die gesparten Mittel sollten dann natürlich für den gleichen Zweck an anderer Stelle eingesetzt werden).

Die U 3 in Nürnberg gehört zu den kritisierten Großprojekten. Bislang war es ein Problem der konkurrierenden Stadtbahnplanungen im Landkreis Fürth, dass sie ebenfalls als ein solches Großprojekt erschien. (Zudem sollte mit dem Ausbau dort begonnen werden, wo bislang die wenigsten Probleme bestehen, nämlich an der Strecke Fürth - Zirndorf - Cadolzburg.)

Der folgende Zeitplan soll zeigen, wie nach Meinung von PRO BAHN der Ausbau des Schienenverkehrs im Landkreis Fürth schrittweise erfolgen könnte:


  1. Pendelbetrieb auf bestehender Bahntrasse Nürnberg - Stein - Leichendorf mit Dieseltriebwagen
  2. Bau Straßenbahnstrecke Plärrer - Fürth Süd, Umbau Fürth Süd - Leichendorf
  3. Verlängerung Leichendorf - Wintersdorf
  4. Bau einer Verbindungsspange zwischen Zirndorf-Altenberg (BibertTram) und dem bestehenden Bahnhof Zirndorf an der "Rangaubahn"
  5. Umrüstung der bestehenden "Rangaubahn" Fürth - Zirndorf - Cadolzburg für Stadtbahnbetrieb

Damit wäre folgendes Grundnetz erreicht


  • Linie 11: Nürnberg - Fürth Süd - Zirndorf-Altenberg - Wintersdorf
  • Linie 12: Nürnberg - Fürth Süd - Zirndorf-Altenberg - Zirndorf Bahnhof - Fürth
  • Linie 13: Fürth - Zirndorf Bahnhof - Cadolzburg (ggf. mit Verlängerung im Ort)


In den folgenden Jahren könnte dann an weitere Ausbauten wie Zirndorf - Oberasbach und Wintersdorf - Ammerndorf gedacht werden. Wichtig ist auf alle Fälle, dass nach Abschluss jeder Stufe der Bau sinnvoll beendet bzw. der Weiterbau für längere Zeit ausgesetzt werden kann.

Rückfragen bitte an Jörg Schäfer, Mausendorfer Weg 3, 91574 Neuendettelsau, Tel. (09874) 5801
oder Matthias Beß, Kiefernstraße 18, 91580 Wicklesgreuth, Tel. (09131) 815472
v.i.S.d.P.: Jörg Schäfer