Pressemeldung vom 15.10.2000

PRO BAHN kritisiert uraltes Wagenmaterial als Ersatz für den Pendolino

Nostalgiezüge statt Pendolino

Seit dem 19. Juli 2000 ist im Schienenverkehr in Nordbayern nichts mehr so wie früher: nach acht Jahren äußerst erfolgreichem Einsatz auf den Strecken Nürnberg - Bayreuth bzw. Hof und Nürnberg - Weiden bzw. Furth im Wald machen die Pendolino-Triebwagen Probleme: bei allen 20 Neigezügen wurden Risse an den Schlingerdämpfern festgestellt. Derzeit sind sieben Züge abgestellt, der Rest darf nur 140 statt 160 km/h laufen. Zahlreiche Züge werden ersatzweise mit lokbespannten Garnituren gefahren und haben Verspätung, bei anderen Verbindungen ist zusätzlich umzusteigen.

Die Probleme mit den Pendolini können nun doch nicht wie erhofft bis Anfang November behoben werden. Daher wird ab 5. November ein neuer Fahrplan eingeführt, bei dem sich die Fahrzeiten um einige Minuten verschieben bzw. verlängern. Pause macht der Pendolino auf den Strecken von Nürnberg über Hersbruck, Neuhaus und Pegnitz nach Bayreuth bzw. von Pegnitz über Kirchenlaibach und Marktredwitz nach Hof. Hier werden vorübergehend ausschließlich lokbespannte Ersatzzüge zum Einsatz kommen bis die Probleme behoben sind. Fahrgäste aus Richtung Nürnberg nach Kirchenlaibach, Marktredwitz und Hof müssen dann in Pegnitz umsteigen, da das. "Flügeln" der Züge nicht so leicht wie beim modernen Pendolino möglich ist. Bisher verkehren die Züge nach Bayreuth und Hof zwischen Nürnberg und Pegnitz gekuppelt und werden dort getrennt bzw. vereinigt.

Nürnberg - Weiden / Schwandorf komplett mit Pendolino-Zügen


Dagegen werden die Strecken von Nürnberg über Amberg und Schwandorf nach Furth im Wald bzw. Weiden ab 5. November wieder komplett mit Pendolini bedient. Dazu werden sämtliche betriebsfähigen Pendolini in diesem Bereich zusammengezogen. Notwendig ist dies, da die Oberpfälzer Strecken auf langen Abschnitten nur eingleisig sind und sich somit Verspätungen von Ersatzzügen sofort auf die Gegenzüge übertragen, was bereits bis zum kompletten Zusammenbruch des Fahrplans führte.

Ersatzzüge sind Nostalgie pur

Der Fahrgastverband PRO BAHN bezeichnet den derzeitigen Betriebszustand als äußerst unbefriedigend, begrüßt aber die Erstellung eines neuen Fahrplanes, was sicherlich sinnvoller ist, als ständig mit Verspätung zu fahren und Fahrpläne Makulatur werden zu lassen. Auf großen Protest bei zahlreichen Fahrgästen stoßen jedoch die eingesetzten Ersatzzüge, die überwiegend aus sehr altem Wagenmaterial gebildet sind. Neben Nahverkehrswagen mit roten Kunststoffsitzen aus den 60er Jahren ("Silberlinge") kommen beispielsweise auch wieder teils 40 Jahre alte blau-beige Schnellzugwagen zum Einsatz. Nach Angaben der Deutschen Bahn stehen andere Neigezüge noch nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung. Die dritte
Neigezuggeneration, der "Regio-Swinger" der Baureihe 612, befindet sich allerdings zur Zeit in der Auslieferung und soll so bald wie möglich übergangsweise zwischen Pegnitz und Hof eingesetzt werden. Der Fahrgastverband PRO BAHN lässt diese Aussage jedoch nicht gelten und kontert: "Wenn die Bahn tatsächlich keine modernen Fahrzeuge hat, muss sie solche eben von privaten Eisenbahnunternehmen oder europäischen Nachbarbahnen mieten."

InterRegio erlebt ein Comeback

Bereits erfolgreich waren die Proteste von PRO BAHN entlang der "Franken-Sachsen-Magistrale" von Nürnberg über Hof nach Dresden. Hier werden die gammeligen Reichsbahnwagen im November verschwinden und der bequeme InterRegio erlebt ein Comeback, bis ab Juni 2001 die nagelneuen ICE-Dieselneigezüge zwischen Nürnberg und Dresden verkehren.

Negative Folgen auch für Schnaittachtalbahn

Aufgrund der Pendolino-Umstellung entfällt der erst Ende Mai eingeführte StadtExpress von Hersbruck/rechts (ab 16:10 Uhr) nach Nürnberg (an 16:38 Uhr) ohne Ersatz. Dies wird besonders von der Interessengemeinschaft Schnaittachtalbahn e.V. kritisiert, verlängert sich doch die Reisezeit für die 30 Kilometer lange Verbindung ab Simmelsdorf um 15:55 Uhr nach Nürnberg von bisher 43 Minuten auf sage und schreibe eine Stunde und vier Minuten! Auch wer von Hersbruck ins Schnaittachtal fahren will ist erheblich länger unterwegs.

Rückfragen bitte an Matthias Beß, Kiefernstraße 18, 91580 Wicklesgreuth, Tel. (09131) 815472
oder Dr. Thomas Schempf, Tel. 0911-579135
v.i.S.d.P.: Matthias Beß