Pressemeldung vom 18.05.2021

Die Oberleitung rechts der Pegnitz muss bald kommen

Nürnberg(pb)

Am 26.04.21 veröffentlichte das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr eine Pressemitteilung mit dem Hoffnung erweckenden Titel „Neue Perspektiven für die S-Bahn Nürnberg“. Und versprach „gute Nachrichten für Fahrgäste auf den Strecken ins Pegnitz- und Schnaittachtal“. Die sucht man dann im weiteren Text vergebens, denn die schon seit einem Vierteljahrhundert im Gespräch befindliche Elektrifizierung für die S-Bahn wird wieder einmal nur untersucht.

Zuletzt gab es 2012 eine Untersuchung zum „Sektor Nordost“: Die S-Bahn sollte im 30-Minuten Takt von Nürnberg nach Hersbruck fahren und von einer stündlichen Express-S-Bahn nach Neuhaus mit Flügelzug nach Simmelsdorf-Hüttenbach ergänzt werden. 5.600 zusätzliche Fahrgäste hätte das gebracht, scheiterte aber angesichts der hohen Kosten an der „Standardisierten Bewertung“.

Man müsste die Elektrifizierung dem Fern- und Güterverkehr auf der „Franken-Sachsen-Magistrale“ von Nürnberg nach Hof zurechnen, um den erforderlichen Nutzen-Kosten-Indikator über 1,0 zu erreichen. Aber auch dieses Projekt kommt nicht recht voran, obwohl es schon seit der deutschen Wiedervereinigung 1993 im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans steht und dort auf ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,3 kommt.

Beide Projekte wurden immer mal wieder hervorgekramt, diskutiert und vorläufig zurückgestellt. Am 26.04.21 war wohl ein „großer Wurf“ geplant, bei dem sich DB-Vertreter und Landespolitiker als Macher präsentieren wollten. Heraus kam aber nur die nette Geste des Freistaats, 2,65 Millionen Euro für die Vorplanung des barrierefreien Ausbaus von 19 Stationen und der neuen Halte Hersbruck-Ost und Eschenbach zur Verfügung zu stellen.

Der Fahrgastverband PRO BAHN findet es grotesk, dass der bayerische Ministerpräsident gleichzeitig vollmundig verkündet, die „Energiewende“ kurzfristig zu beschleunigen. Ohne zu sagen, wie er das bewerkstelligen will. Einige seiner Parteifreunde fabulieren von „elektrischen Oberleitungen für die Autobahnen“ und wären bereit, Milliarden Euros für Pilotprojekte zur Verfügung zur stellen. Im Pegnitztal fehlen hingegen nur ein paar Millionen Euro, um mit bewährter Bahntechnik schon bald spürbar CO2-Emissionen einzusparen.

PRO BAHN stellt immer wieder fest, dass die „Standardisierte Bewertung“ bei Bahnprojekten zu schlechten Ergebnissen führt, während sie Straßenprojekte begünstigt. PRO BAHN fordert deshalb schon lange, bei der Nutzen-Kosten-Analyse die ökologischen Aspekte (wie CO2-Reduktion und geringerer Flächenverbrauch) deutlich stärker zu berücksichtigen. Die bayerische Staatsregierung könnte mit diesem Ansatz zeigen, dass sie ihre Ankündigungen zur Energiewende ernst meint.

Bis Hersbruck (rechts der Pegnitz), von dort bis Pommelsbrunn (an der linken Pegnitzstrecke) und von Neunkirchen bis Simmelsdorf gibt es keine Tunnels oder größere Brücken. Diese 40 km könnten daher schon in wenigen Jahren eine Oberleitung bekommen und zur Verbesserung der Ökobilanz beitragen. Moderne Hybridtriebwagen können den Effekt verstärken, wenn sie z. B. von Nürnberg bis Hersbruck mit Strom aus der Oberleitung und die folgenden 25 km nach Neuhaus (Pegnitz) mit Strom aus Akkumulatoren an Bord fahren.

PRO BAHN sieht die Elektrifizierung der rechten Pegnitzstrecke bis Hersbruck (inklusive der Verbindungskurve nach Pommelsbrunn und der Schnaittachtalbahn) ausdrücklich nur als Vorstufe einer großräumigen Elektrifizierungsoffensive. Sie wäre ein zeitlich vorgezogenes Teilprojekt mit bereits deutlich positiven Auswirkungen. Wenn die Oberleitung schrittweise verlängert wird, können die Einsatzräume der angesprochenen Hybridtriebwagen angepasst werden. Dadurch würde der umweltfreundliche elektrische Betrieb immer ein Stück weiter als der Fahrdraht reichen.

Rückfragen bitte an Timm Kretschmar, Vorstandsbeisitzer, Tel. +49 172-1690461, E-Mail: t.kretschmar@bayern.pro-bahn.de
oder Dr. Lukas Iffländer, Stellv. Landesvorsitzender, Tel. +49 176 66822886, E-Mail: lukas.ifflaender@pro-bahn.de
v.i.S.d.P.: Timm Kretschmar