Pressemeldung vom 04.07.2020

365-Euro-Ticket für Nürnberg

Jetzt muss der ÖPNV-Ausbau folgen

Der Fahrgastverband PRO BAHN begrüßt die Entscheidung des Nürnberger Stadtrats zur Einführung eines 365-Euro-Tickets in Nürnberg. Damit das Projekt seine volle Wirkung entfalten kann, muss jetzt aber massiv in den ÖPNV investiert werden, damit alle Bürger von dem neuen Ticket profitieren. Außerdem mahnen die Fahrgastvertreter an, den Rest des VGN-Gebiets nicht zu vergessen.

Vor wenigen Tagen kam der Nürnberger Stadtrat einem Bürgerentscheid zum 365-Euro Ticket zuvor und sprach sich einstimmig für dessen Einführung aus. Der Fahrgastverband PRO BAHN freut sich sehr über diese Entscheidung: „Das ist definitiv ein Aufbruchssignal in Richtung Verkehrs-wende“, stellt Timm Kretschmar, PRO BAHN-Sprecher für Mittelfranken, fest. Die Preissenkung alleine wird aber nicht zu den erwünschten Effekten führen. Man muss auch das das Angebot so verbessern, dass die Menschen nicht nur das Auto vor der Haustür haben, sondern auch die ÖPNV-Haltestelle. Und das in ganz Nürnberg!“

Kretschmar erinnert an den Nahverkehrsentwicklungsplan 2025 der Stadt Nürnberg, der im Internet frei verfügbar ist. Alle darin enthaltenen volkswirtschaftlich sinnvollen¬ Projekte sollten umgesetzt werden. Lukas Iffländer, stellvertretender bayerischer Landesvorsitzender, hat sich mit dem Papier auseinandergesetzt: „Die Altstadtquerung vom Hallertor zum Rathenauplatz ist zum Beispiel nicht nur volkswirtschaftlich, sondern sogar betriebswirtschaftlich sinnvoll. Jedes eigenwirtschaftlich agierende Unternehmen hätte diese Baumaßnahme längst umgesetzt! Die Stadt Nürnberg muss das endlich anpacken. Auch um die U-Bahnen zu entlasten, die mit der Einführung des 365-Euro Tickets wahrscheinlich überrannt werden. Für Taktieren und Zögern ist keine Zeit mehr!“

Im Nahverkehrsentwicklungsplan sind noch viele weitere Maßnahmen, die PRO BAHN gerade vor dem Hintergrund des 365-Euro-Tickets für sinnvoll erachtet. Dazu gehören z. B. der Lückenschluss von Fürth zum Nordostbahnhof oder die Straßenbahnverlängerung zum Klinikum Süd. Die Fahrgastvertreter schicken hier noch einen eigenen Vorschlag ins Rennen: ein durchgängiger 15-Minuten-Takt bei der S-Bahn in den zentrumsnahen Bereichen, so dass am Nürnberger Hauptbahnhof die Anschlüsse zu Nah- und Fernverkehr besser passen.

So toll das neue Ticket für Nürnberg ist, profitieren sollte der gesamte VGN. „Es liegt jetzt an den anderen Städten, Landkreisen und Gemeinden, sich aktiv an der Diskussion zu beteiligen. Nur so kann sich das 365-Euro-Ticket zu einem großen Standortvorteil in der gesamten Metropolregion Nürnberg entwickeln.“, ist sich Timm Kretschmar von PRO BAHN sicher.

Der Fahrgastverband warnt die Verantwortlichen vor einem drohenden Problem: Falls die Tickets nur in Nürnberg billiger werden, und im übrigen VGN-Gebiet auf dem heutigen Niveau bleiben, werden gewaltige Preissprünge entstehen: Ein Jahresabo ab Roßtal kostet dann ca. 1170 Euro, ab der Stadtgrenze aber nur 365 Euro. Viele Pendler werden dann mit dem Auto über die Stadtgrenze fahren und erst in Nürnberg in die Bahnen und Busse einsteigen. Damit würde das genaue Gegenteil des gewünschten Effekts erreicht!

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v.i.S.d.P.: Timm Kretschmar