100 Jahre Dombühl - Rothenburg

Festveranstaltungen am 24. Juli 2005

Nur 66 Jahre lang durften Züge zwischen Dombühl und Rothenburg die Frankenhöhe überwinden und das Wörnitztal mit dem Taubertal verbinden. Zur Erinnerung an die einstmals 26 km lange Nebenbahn Dombühl - Rothenburg finden am 24. Juli 2005 abwechslungsreiche Veranstaltungen statt.

Das Festprogramm beginnt in Rothenburg um 9.20 Uhr mit der Abfahrt eines historischen Omnibusses und einer Fahrradgruppe nach Dombühl. Vorbild ist die Wettfahrt des Rothenburger "Veloziped-Vereins" mit dem Eröffnungszug 1905. Der historische Bus wird insgesamt 6 mal hin und zurück fahren, damit möglichst viele Besucher die Möglichkeit haben, nostalgische Gefühle beim Bereisen der Strecke zu entwickeln. (Abfahrten am Rothenburger Bahnhof mit Zuganschluss um 9.20, 13.05 und 16.00 Uhr, am Dombühler Bahnhof um 11.40, 14.40 und 17.40 Uhr. Die Fahrt dauert 76 Minuten und soll nur 2 Euro kosten.)

Nach der Ankunft des ersten Busses und der Fahrradfahrer in Dombühl ist dort eine Triebwagentaufe geplant. Dazu kommt ein VT 642 als Sonderzug aus Nürnberg (ab 9.50 Uhr) und Ansbach (10.23 Uhr) nach Dombühl (an 10.38 Uhr). Zur "Abrundung der Taufe" sind ein Konzert der Blaskapelle Wörnitz und Bewirtschaftung am Bahnhof geplant.

Bahnhof Diebach-Insingen

In den Gemeinden entlang der ehemaligen Bahnstrecke finden viele interessante Veranstaltungen statt, z.B. eine Modellbahnausstellung Spur I in Schillingsfürst, Bahnhofsfeste in Gailnau und Diebach-Insingen, Pendelfahrten mit einer Straßeneisenbahn zwischen Diebach und Bockenfeld auf der historischen Trasse und ein Fahrradverleih in Rothenburg mit geführten Touren. Das genaue Programm kann im Internet unter "www.muswies.de" eingesehen werden.

Besonders hingewiesen werden soll auf die Ausstellung "100 Jahre Dombühl - Rothenburg" im ehemaligen Bahnhof Bockenfeld und die gleichnamige Festzeitschrift, die im Pro Bahn Verlag erscheint. Als kleiner Vorgeschmack darauf und als "Appetitmacher", sich die ehemalige Strecke und die herrliche Landschaft vor Ort anzuschauen, folgt ein kleiner Auszug zur Geschichte der Strecke:

Am 1.8.1905 wurde nach fast 4-jährigen Bauarbeiten die Lücke im westmittelfränkischen Schienennetz zwischen Dombühl und Rothenburg geschlossen. Eine Besonderheit für bayerische Nebenbahnen war die Spitzkehre in Schillingsfürst, durch die der Bahnhof nahe an das Stadtzentrum heran gelegt werden konnte.

Obwohl der neue Abschnitt einen großen Nebenbahn-Halbring von Neustadt/Aisch über Steinach und Dombühl nach Nördlingen schloss, gab es keine durchgehende Züge und selten gute Anschlüsse. Es wurden nur lokale Interessen befriedigt, z.B. von Rothenburg nach Steinach für Anschlüsse nach Würzburg und Ansbach-München und von Rothenburg nach Dombühl für Anschlüsse nach Stuttgart und Ansbach-Nürnberg. Daher legten viele Züge von Steinach nach Dombühl lange Wartepausen in Rothenburg ein oder wurden dort sogar "gebrochen".

Wie viele andere Bahnlinien erlebte die Strecke Dombühl - Rothenburg nach dem 2.Weltkrieg ihre letzte Blüte. In den 1950er Jahren gab es sogar den "Reichsstädte-Express", täglich eine direkte Eilzugverbindung mit Schienenbussen von Rothenburg über Dombühl, Dinkelsbühl, Nördlingen und Donauwörth nach München.

Allerdings lag die Strecke auch in der Folgezeit voll im Trend, und viele Fahrgäste und Güterkunden zogen PKWs und LKWs vor. Als eine der ersten Nebenbahnen in Mittelfranken wurde schon am 26.9.1971 der Personenverkehr stillgelegt. Der mittlere Abschnitt Gebsattel - Schillingsfürst wurde kurz darauf abgebaut, Schillingsfürst - Dombühl folgte ein Jahr später.

Auf den knapp 4 km zwischen Rothenburg und Gebsattel fuhren noch bis Anfang der 1990er Jahre Güterzüge, bevor der Bundesbahn die Frachten zu unrentabel wurden. Heute ist nur noch ein etwa 1 km langer Gleisstummel im Rothenburger Stadtgebiet übrig geblieben, über den täglich einmal Güterwagen in das örtliche Werk der AEG zugestellt und abgeholt werden. Die "Nachbarstrecke" Steinach - Rothenburg hat diesem Umstand zu verdanken, dass sie eine der letzten fränkischen Nebenbahnen ist, auf denen noch regelmäßig Personen- und Güterzüge fahren.