Außerfernbahn

Schwacher Notbehelf für den Bahnhof Griesen

Anrufsammeltaxi anstelle von Zügen

Im November haben wir über die Winterschließung des Bahnhofs Griesen berichtet. Bis zum 20. April fahren die Züge zwischen 8 und 18 Uhr in Griesen durch, um den neuen Halt am Hausberg für Skifahrer zu ermöglichen. Auf Drängen vor allem von PRO BAHN haben sich Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) und Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen auf die Einrichtung eines Anrufsammeltaxis geeinigt, wobei nur zwei Fahrtenpaare an Werktagen (eines vormittags und das zweite nachmittags) angeboten werden. Die früheste Abfahrt in Griesen ist um 10 Uhr. Das Taxi ist zum Bahntarif benutzbar, den Fehlbetrag teilen sich BEG und Marktgemeinde.

Staatsminister Zeil lobte in einer Pressemitteilung die gefundene Lösung, nicht ohne dabei der Marktgemeinde eine Blockadehaltung bei der Erneuerung von Bahnübergängen vorzuwerfen.

Dieser Kompromiß für die Bedienung des Bahnhofs Griesen ist nach Ansicht von PRO BAHN aber nur ein schwacher Notbehelf und kein gleichwertiger Ersatz für die früheren zweistündlichen Bedarfshalte. Beide Aufgabenträger wollten den Streit um Griesen -- und um die Erneuerung der Bahnübergänge -- bis auf die letzte Minute aussitzen und haben auf eine Reaktion der Gegenseite gewartet bis die Fahrpläne schon im Druck waren. Die Verlierer sind nun aber die Fahrgäste in Griesen. PRO BAHN fordert nun eine kurzfristige Nachbesserung des Angebots am besten unter Einbeziehung der betroffenen Bahnkunden. Bereits in der ersten Woche erhielt PRO BAHN eine Beschwerde: Das Anruf-Taxi wurde erst nicht telefonisch erreicht und war dann später am Bahnhof nicht auffindbar.

Dabei hätten beide Parteien frühzeitig leicht einen besseren Kompromiß finden können: Nach Auffassung von PRO BAHN hätte man vormittags die Züge von Ehrwald statt am Hausberg besser in Griesen halten lassen können, und am Nachmittag die Züge von Garmisch Richtung Reutte. Denn Skifahrer aus Ehrwald oder Lermoos haben attraktive Pisten vor Ort und müssen nicht extra zum Hausberg fahren. Ebenso sind nicht alle Züge in ein so strenges Fahrplankorsett eingezwängt wie behauptet: Zum Beispiel steht der Zug nach Garmisch, der Ehrwald um 8:34 Uhr verlässt, dort fünf Minuten nutzlos herum, denn der Gegenzug nach Reutte hat Ehrwald bereits um 8:29 Uhr verlassen. Bei einer Abfahrt um 8:32 Uhr könnte er sowohl in Griesen und am Hausberg halten. Auch im Hinblick auf die Kosten wäre das die bessere Alternative zum Sammeltaxi.

Auch die Informationspolitik der BEG stößt bei PRO BAHN auf Kritik. Die Bahnkunden selbst an schwach frequentierten Haltestellen wollen frühzeitig über so tiefgreifende Änderungen informiert werden. Der Fahrplan ist kein Staatsgeheimnis, sondern Teil der Daseinsvorsorge für die Bürger. Es sieht aus, als hätte man nicht den Mut aufgebracht, den Griesenern zu erklären, dass ihr Ortsteil vom öffentlichen Nahverkehr abgehängt werden soll und hoffte auf den Überraschungseffekt am 14.Dezember. Sollte es aber einen politischen Willen geben, Griesen dauerhaft mit ÖPNV zu versorgen, ist der Bedarfshalt der Züge die kostengünstigste und beste Möglichkeit.

Text: Norbert Moy, aus PRO BAHN Post 262 (Januar 2009)

Sammeltaxi-Fahrplan

Das Anrufsammeltaxi verkehrt vom 15.12.2008 bis 18.04.2009, werktags (Montag bis einschließlich Samstag, an Sonn- und Feiertagen erfolgt kein Ersatzverkehr) zu den nachfolgend genannten Zeiten:

  • 09:30 Uhr und 14:00 Uhr: Abfahrt Bahnhof Garmisch-Partenkirchen zum Bahnhof Griesen
  • 10:00 Uhr und 14:30 Uhr: Abfahrt Bahnhof Griesen zum Bahnhof Garmisch-Partenkirchen

Die Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen erfolgt von den beiden Kurzzeitstellplätzen vor dem Bahnhofsgebäude, direkt vor dem Schaufenster der Bahnhofsbuchhandlung. Die Abfahrt in Griesen erfolgt vor dem Bahnhofsgebäude. Die Taxis sind mit einem Hinweis "Anrufsammeltaxi" versehen.

Die jeweilige Fahrt muss mindestens eine halbe Stunde vor den o. g. Abfahrtszeiten unter der Telefon-Nummer 0171/774 99 99 bei der Taxifirma Lorenz Heinzinger angemeldet werden. Dabei ist die Anzahl der zu befördernden Personen anzugeben.

Die Karten für den so genannten "Schnee-Express" zwischen Garmisch-Parten-kirchen und Vils/Tirol werden im Anrufsammeltaxi nicht anerkannt. Der jeweilige Fahrpreis ist direkt beim Taxifahrer zu bezahlen.

Quelle: Internetauftritt der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen

zur Übersicht "Historie der Außerfernbahn (2009)"