Pressemeldung vom 03.06.2014

PRO BAHN Aufruf: JA zu Haltepunkten in Heidingsfeld!

Würzburg darf den Anschluss nicht verlieren

Würzburg(li)
Am 5. Juni 2014 debattiert der Würzburger Stadtrat darüber, ob Heidingsfeld wieder Bahnhaltepunkte bekommen soll. Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert die Ratsmitglieder dazu auf, sich diesen Projekten nicht zu verschließen und der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, die die Haltepunkte gerne einrichten würde, endlich positive Signale zu senden. Behauptungen, künftige Haltepunkte würden nur dem Landkreis nutzen und Fahrgäste von der Straßenbahn abziehen, hält man beim Fahrgastverband für völlig ungerechtfertigt und aus der Luft gegriffen – eher würden neue Fahrgäste hinzukommen. PRO BAHN sieht die Abstimmung auch als eine neue Chance für die Stadt, dem Ruf entgegenzuwirken, bei ÖPNV-Projekten rückständig zu sein und nichts auf den Weg bringen zu können.

In der Stadtratssitzung soll diskutiert werden, ob einer oder beide Haltepunkte in Heidingsfeld wieder in Betrieb gehen soll*. Beide Haltepunkte bieten die Möglichkeit, den Süden der Stadt Würzburg mit Heidingsfeld, dem Heuchelhof und der Lehmgrube für Pendler aus und in Richtung Lauda und Ochsenfurt/Marktbreit besser zu erschließen. PRO BAHN sieht darin sowohl die Möglichkeit, neue Kunden vom Auto zur Bahn zu lenken als auch den in der Hauptverkehrszeit chronisch verstopften Hauptbahnhof zu entlasten.

Gegen das Projekt werden nach einem Zeitungsbericht in der Mainpost von Stadtratsmitgliedern zwei Argumente angeführt: Das eine ist, dass der neue Haltepunkt nur dem Umland nützen würde. „Auf den ersten Blick, mag dies zwar stimmen, dass die Pendler aus dem Umland den größten Vorteil erzielen würden,“ erklärt Lukas Iffländer, stellvertretender Vorsitzender von PRO BAHN in Bayern, „ aber man muss ja bedenken, dass diese Pendler in Betrieben arbeiten, die in Würzburg Gewerbesteuer zahlen. Diese Betriebe würden weiter davon profitieren, dass Bahnpendler in der Regel entspannter am Arbeitsplatz ankommen. Auch für Würzburger aus den oben genannten Stadtteilen hätte der neue Einstiegsort für den Weg zum Arbeitsplatz außerhalb Würzburgs und für Ausflüge am Wochenende in Richtung Süden Vorteile. Oder gehören Heidingsfeld, der Heuchelhof und die Lehmgrube nicht zu Würzburg?“

Das zweite Argument sei, dass der neue Haltepunkt der Straßenbahn die Fahrgäste wegnehmen würde. „Auch hier lohnt es sich einen zweiten Blick auf die Sachlage zu werfen, “ argumentiert Iffländer. „Klar entlasten die Haltepunkte den überlaufenen Hauptbahnhof, was auch sinnvoll ist. Der Straßenbahn ziehen die Haltepunkte aber keine Fahrgäste ab. Wer bereits vom Heuchelhof in der Straßenbahn sitzt und ins Würzburger Zentrum will, steigt an den neuen Haltepunkten nicht auf die Bahn um. Die Bahn fährt nicht zu den kurzen Taktzeiten wie die Straßenbahn. Und: Die Leute wären ja in Heidingsfeld oft noch nicht am Ziel, sondern müssen noch weiter zu ihren Arbeitsstätten. Hier liegt es bei der Stadt ein gutes Straßenbahn- und Buskonzept zu erarbeiten und anzubieten, um die Bahnhaltepunkte optimal mit dem Straßenbahn- und Busnetz zu verbinden. Dann lassen sich sogar mehr Fahrgäste zur Straßenbahn verlagern als bisher. Stattdessen hat die Stadt beschlossen, die Linie 3 der Straßenbahn nicht wieder aufleben zu lassen, die eine ideale Verknüpfung zum früheren Bahnhof Heidingsfeld Ost war - eine Entscheidung die dringend nochmals überdacht werden sollte.“ Nur die wenigsten nehmen aus den Stadtteilen einen Umweg mit der Straßenbahn über den Hauptbahnhof von mindestens einer halben Stunde in Kauf, um danach wieder an ihrem Stadtteil mangels Haltepunkt vorbeizufahren.

Aber nicht nur PRO BAHN sieht die Haltepunkte als uneingeschränkt sinnvoll an. Andreas Schulz von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, dem Besteller des Schienennahverkehrs in Bayern, bezeichnet die Haltepunkte als „einmalige Gelegenheit, eine zusätzliche attraktive Verbindung zwischen Bahn, Bus und Straßenbahn zu schaffen. In München und Augsburg hätte die Straßenbahn von der Schaffung neuer Verknüpfungen nur profitiert.

„Die Stadt muss sich hier mehr einsetzen und profilieren,“ findet ebenso Ernst Croner, Sprecher von PRO BAHN in Unterfranken. „Auch die mangelnde Präsenz der Stadt Würzburg auf der Verkehrskonferenz Unterfranken mit Staatssekretär Eck am 30.05.2014, auf der sich Verkehrsplaner und Bürgermeister vieler Gemeinden aus Unterfranken sowie Abgeordnete im Bundes- und Landtag mit Ministeriumsvertretern trafen, um die verkehrlichen Themen der Region auf der Straße und auf der Schiene zu besprechen, war die Stadt nicht erkennbar präsent. Dies deutet darauf hin, dass man sich der Notwendigkeit des offensiven Eintretens für den ÖPNV noch nicht bewusst geworden ist. Verstecken ist nicht angesagt.“

Eine gute Anbindung ist ein Standortfaktor, gerade für die ÖPNV-affine Gruppe der Studenten. Andere Universitätsstädte arbeiten mit Hochdruck daran, ihr Angebot auszubauen und Studenten abzuwerben; in Würzburg stagniert man seit Jahren.

Jetzt muss die Stadt aber erst mal am Donnerstag ein Zeichen setzen, dass sie überhaupt für besseren Nahverkehr aktiv werden will!

*Der Haltepunkt Heidingsfeld-West liegt an der Strecke nach Lauda und weiter nach Stuttgart und Crailsheim, der Haltepunkt Heidingsfeld-Ost an der Strecke von Würzburg über Ansbach nach Treuchtlingen.

Rückfragen bitte an Lukas Iffländer, Am Hubland 16b, 97074 Würzburg, Tel. +49 176 66822886, E-Mail: lukas.ifflaender@pro-bahn.de
oder Ernst Corner, Tel. (0931) 62025 oder (09 81) 531268 (tagsüber)
v.i.S.d.P.: Lukas Iffländer