Pressemeldung vom 22.10.2013

Barrierefreier Umbau des Würzburger Bahnhof wird durch die Stadt blockiert

Fahrgastverband PRO BAHN besorgt um Entwicklung des öffentlichen Verkehrs in Würzburg

Würzburg(li)
Der barrierefreie Umbau des Würzburger Hauptbahnhofs lässt weiter auf sich warten. Der Bahn liegen alle Genehmigungen vor, nur eine fehlt – die der Trinkwasserbehörde der Stadt Würzburg. Die besteht auf Bohrungen und Bauverfahren, die im geplanten Budget schwer bewältigbar sind. Die Deutsche Bahn und das Eisenbahn-Bundesamt erwägen nun ein förmliches Planfeststellungsverfahren einzuleiten – mit einklagbaren Rechtsgrundlagen. Dies verschiebt den Baubeginn auf voraussichtlich 2017. Ein barrierefreier Bahnhof zur Landesgartenschau 2018 ist dadurch nicht mehr möglich. Der Fahrgastverband PRO BAHN ist besorgt über die Zukunft des öffentlichen Verkehrs in Würzburg. Der Bahnhof ist nicht das einzige Projekt, das durch die Stadt verzögert wird.

Schön sehen sie aus, die Pläne der DB Tochter Station & Service, die für die Personenbahnhöfe zuständig ist. Eine viel breitere Unterführung der Gleise mit Aufzügen zu den Bahnsteigen. Ein Wunschtraum sowohl für Menschen mit Behinderung, als auch für die Pendler die sich bisher durch die enge alte Unterführung quetschen mussten. Leider sieht es so aus, als ob dies noch über Jahre ein Traum bliebe. Die Trinkwasserbehörde der Stadt Würzburg verweigert die Genehmigung des Umbauplanes, obwohl die Deutsche Bahn bereits den Einsatz einer besonders trinkwasserschonenden Methode unter Zuhilfenahme einer Vortriebswanne zugesagt hat. Das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg dagegen hat bereits sein Einverständnis zu den Plänen ausgedrückt.

Günther Pichler, der bayerische Chef von Station & Service erklärte PRO BAHN gegenüber, dass das EBA und die Deutsche Bahn sich nicht mehr anders zu helfen wussten, als ein förmliches Planfeststellungsverfahren in Erwägung zu ziehen. Nur mit diesem könne man der Willkür der Trinkwasserbehörde entkommen. Das Verfahren würde aber den Baubeginn weiter verzögern. Auch die Sperrungen der Gleise müssten neu angemeldet werden. Eigentlich sei die Strecke bereits seit Mitte des Jahres in Erwartung des Baubeginns teilweise für den Güterverkehr gesperrt gewesen. Da für die Jahre 2015 und 16 bereits Sperrungen der Strecke über Bamberg für den Bau der Schnellfahrstrecke Nürnberg-Erfurt-Berlin angekündigt sind wird die Umleiterkapazität des Würzburger Bahnhofes in diesen Jahren gebraucht – durch den Bahnhof fahren täglich deutlich über 700 Züge. Ein Baubeginn ist dann erstmal nicht möglich. Die Fertigstellung würde sich dann wohl bis zum Anfang der 20er Jahre verzögern.

Aber nicht nur die Fahrgäste an sich sind betroffen. Auch die Investoren, die die Flügel des Hauptbahnhofes nach dem Umbau beziehen wollen sind in ihrer Planungssicherheit betroffen und drohen abzuspringen. Ohne sie wird es deutlich schwerer ein attraktiveres Bahnhofsumfeld zu schaffen.

Während aus der Würzburger Stadtverwaltung eher Lethargie und Empörung, dass die DB die Probleme offenlegt, fühlbar war, erzeugte dieses Ereignis auf Landesebene einiges an Wirbel. Landtagspräsidentin Barbara Stamm persönlich lud zu einem runden Tisch ein. Dieser hat auch schon die ersten Ergebnisse geliefert. Die DB kann einige Probebohrungen ohne, die bisher von der Stadt geforderten, Risikoauflagen durchführen. Ausserdem werden andere Baukonzepte überlegt. 2018 ist zwar nicht mehr realisierbar, aber vor 2022 ist möglich.

Besorgt ist man bei PRO BAHN allerdings um die Zukunft des öffentlichen Verkehrs in Würzburg als Ganzes. „Nicht nur der Bahnhof kommt wegen der Stadt oder einer ihrer Behörden zu spät,“ beginnt Iffländer die Aufzählung, „auch die Straßenbahn zum Hubland hängt wegen zu langsamer Planung der Stadt in die Schwebe. Weiterhin fehlt zur Reaktivierung des Bahnhofs Heidingsfeld Ost nur die Entscheidung der Stadt Würzburg, den Umbau der Unterführung der dortigen Gleise zu übernehmen.“ Aber auch weniger prominente Projekte lassen auf sich warten. „Die seit Jahren geplante Umstrukturierung des Bahnhofvorplatzes mit neuer Bus- und Straßenbahnhaltestelle ist bis auf weiteres verschoben, da die Stadt hier chronisch umplant. Auch die Straßenbahnverlängerung in Grombühl scheint sich in naher Zukunft nicht abzuzeichnen.“

Der PRO BAHNer macht sich ernsthafte Sorgen: „Wenn das so weiter geht droht Würzburg den Anschluss an die anderen großen Städte in Bayern zu verlieren. München, Nürnberg und Augsburg treiben alle drei den Ausbau ihrer Straßen- und Stadtbahnen voran. Würzburg muss da mithalten um weiterhin ein attraktiver Standort zu bleiben.“

„Wir bei PRO BAHN erwarten hier ein dringend nötiges Machtwort an die ausführenden Planungsbehörden der Stadt aus dem Würzburger Rathaus“, stell Iffländer klar. „Ansonsten ist es um die Zukunft des öffentlichen Verkehrs in Würzburg schlecht bestellt. In einem Interview des bayerischen Rundfunks war aber eher das Gegenteil zu hören. Da forderte der Oberbürgermeister, mit mehr Gelassenheit an die öffentlichen Bauprojekte ranzugehen. Wenn man in Würzburg noch gelassener rangeht, baut man rückwärts!

PRO BAHN bedankt sich bei Barbara Stamm für die schnelle Reaktion und die Einberufung des Arbeitskreises und bei DB Station und Service für die gute Kommunikation mit PRO BAHN und den Mut, die konkreten Probleme hier offenzulegen.

Rückfragen bitte an Lukas Iffländer, Am Hubland 16b, 97074 Würzburg, Tel. +49 176 66822886, E-Mail: lukas.ifflaender@pro-bahn.de
v.i.S.d.P.: Lukas Iffländer