Pressemeldung vom 20.12.2005

PRO BAHN Unterfranken begrüßt Widerstand gegen Kürzung von Bundesmitteln für Bahnverkehr

Lob für Neuerungen zum Fahrplanwechsel - neues PRO BAHN Faltblatt

Nach der heftigen Diskussion um die Kürzung der Bundesmittel für den Schienennahverkehr begrüßt der Fahrgastverband PRO BAHN Unterfranken den Widerstand der Länder-Wirtschaftsminister gegen die Sparpläne der Bundesregierung bei ihrer Konferenz am 14.12.2005 in Stuttgart. Zuvor war aus Kreisen der Bundesregierung bekannt geworden, dass die Bundesmittel für den Schienennahverkehr um bis zu 3,1 Milliarden Euro gekürzt werden sollen.

"Die Bundesregierung gefährdet mit ihren Plänen Bestand und Qualität des Schienennetzes unmittelbar, letztlich auch in Unterfranken", erklärt der Vorsitzende des Fahrgastverbandes PRO BAHN Unterfranken, Ernst Croner. "Die Hälfte der Bundesmittel fließt in die Unterhaltung des Schienennetzes, und beim Schienennetz kann keine Schwelle, keine Weiche und kein Stellwerk allein dadurch eingespart werden, dass weniger Züge fahren. Das ist den Sparkommisaren offenbar entgangen."

Mit den Bundesmitteln, die als "Regionalisierungsmittel" seit der Bahnreform den Ländern zur Verfügung stehen, nimmt die Bundesregierung einen Teil der verfassungsmäßigen Pflicht wahr, das Schienennetz zu unterhalten.

Wie Croner erläutert, erhalten die Länder derzeit von der Bundesregierung im Durchschnitt 8 € pro Zugkilometer. Die Hälfte davon, rund 4 € pro Zugkilometer müssen die Verkehrsunternehmen als Entgelte für die Benutzung der Bahnlinien und Stationen an die Betreiber des Schienennetzes für jeden Regionalexpress und Nahverkehrszug weitergeben. Die Kürzung der Mittel schlägt also un-mittelbar auf die Betreiber des Schienennetzes durch. Der Gesamtaufwand für den Unterhalt des Schienennetzes wird auf 2,5 bis 4 Milliarden € geschätzt. Um die Kürzungen zu kompensieren, würde die Deutsche Bahn AG schätzungsweise 10 bis 20 Prozent des Schienennetzes stilllegen müssen, weil der Unterhalt unter die Wirtschaftlichkeitsgrenze rutscht. Das bedeutet nicht nur einen Kahlschlag in ganzen Regionen, davon wären auch zahlreiche Güterkunden bedroht, deren Gleisanschluss wirtschaftlich nur zu unterhalten ist, wenn dort auch Reisezüge fahren.

Schon jetzt wird das Schienennetz nur noch unzureichend unterhalten, weil Geld fehlt. "Man denke nur an den Zustand der Saaletal-Bahn zwischen Bad Kissingen und Gemünden vor dem dortigen Einsatz neuer Fahrzeuge. Auch nach dem Beheben der gröbsten Schäden ist sie jetzt noch lange nicht in einem Zustand, dass man von einer Sanierung sprechen könnte. Zahlreiche Unternehmen des Personen- und Güterverkehrs klagen zudem darüber, dass die Qualität der Schienen der Deutschen Bahn AG ständig abnimmt. Diese Entwicklung würde sich mit der Kürzung der Regiona-lisierungsmittel dramatisch beschleunigen," so der Regionalvorsitzende.

Einsparungen können nach Auffassung des Fahrgastverbandes PRO BAHN nur erzielt werden, wenn das Schienennetz effizienter unterhalten wird. Regionale Unternehmen zeigen bereits, dass sparsamer gebaut und unterhalten werden kann. PRO BAHN ist daher auch für die Regionalisierung des Schienennetzes.

Würde die Kürzung der Regionalisierungsmittel in der diskutierten Höhe kommen, besteht die Ge-fahr, dass zahlreiche Verbesserungen, wie sie in den vergangenen Jahren in Unterfranken (Bayern-Takt, Kissinger Stern) und auch jetzt zum Fahrplanwechsel am 11.12.2005 (Beschaffung neuer Doppelstockwagen) erreicht wurden, wieder auf den Prüfstand müssten bzw. nicht verwirklicht werden könnten. Umso positiver bewertet PRO BAHN Unterfranken einige Neuerungen, die zum Fahrplanwechsel eingeführt wurden:

Hervorzuheben ist die Ausweitung der Bayern-Tickets auf den gesamten Busverkehr in Bayern und die Einführung eines Bayern-Tickets-Nacht für 18 €, das ab 19 Uhr bis 6:00 Uhr des Folgetages gilt. Mit den verschiedenen Bayern-Tickets (die morgendliche Hauptverkehrszeit von Montag bis Freitag ausgenommen) gibt es somit eine preiswerte Mobilitätskarte für alle Regionalzüge, S-Bahnen, U-Bahnen, Straßenbahnen und Linienbusse in Bayern. "Dies fördert das Vertrauen in den öffentlichen Nahverkehr erheblich und ist somit ein echter Quantensprung", freut sich Croner.

PRO BAHN begrüßt ferner den Einsatz neuer, schneller Doppelstockwagen auf den Regionalex-press-Linien von Nürnberg über Bamberg nach Schweinfurt und Sonneberg, durch die die Fahrzeiten verkürzt werden und so jede Stunde eine schnelle Verbindung zwischen Würzburg und Bamberg entsteht.

Neu ist auch eine neue BahnCard für junge Leute zum Preis von nur 10 € Bearbeitungsgebühr. Sie gewährt ab Kauf bis zum 19. Geburtstag 25 Prozent Rabatt auf den Normalpreis. Nach den Fahrpreisreformen der letzten Jahre hat es insbesondere für die Jugend an einem attraktiven Angebot der Bahn als Anreiz zum Bahnfahren gefehlt. PRO BAHN begrüßt die Wiederentdeckung der Jugend.
Leider entfällt bei allen BahnCards trotz Preiserhöhung um bis zu 3 % die Kombinationsmöglichkeit mit dem Mitfahrerrabatt. Dies dürfte für das Reisen in kleineren Gruppen ein gravierender Rückschritt sein, zumal der Konkurrent "Pkw" nicht nach der Anzahl der Mitfahrer fragt.

Zum Fahrplanwechsel am 11.12.2005 hat PRO BAHN Unterfranken die wichtigsten Änderun-gen in einem Faltblatt zusammengefasst. Es kann gegen Einsendung eines mit 55 Cent frankierten Briefumschlages bei PRO BAHN Unterfranken, Am Heigelsbach 23, 97084 Würzburg, angefordert oder im Internet unter www.pro-bahn.de/unterfranken heruntergeladen werden.

Rückfragen bitte an Ernst Corner, Tel. (09 31) 62025 oder (09 81) 531268 (tagsüber)
v.i.S.d.P.: Ernst Corner