Stand: Oktober 2000
Sichtbarstes Ereignis im vergangenen Jahr war die Stadtbahn-Sonderfahrt am 8. Juli im Werdenfelser Land und in und um München. Doch auch mit einer Vielzahl weiterer Aktionen hat PRO BAHN auf Verbesserungen für die Fahrgäste gedrungen und die Öffentlichkeit über Verbesserungen oder auch Fehlentwicklungen informiert. Ein wesentlicher Teil unserer Aktivitäten ist jedoch hinter den Kulissen. Im folgenden stellen wir an Beispielen unsere Arbeit vor.
Unter dem Motto "Mit der Stadtbahn Land gewinnen" veranstaltete PRO BAHN Oberbayern am 8. Juli eine ungewöhnliche Sonderfahrt: Mit einem neuen Stadtbahnwagen, den Bombardier und Saarbahn zur Verfügung stellten, bereiste PRO BAHN die Strecke München - Garmisch-Partenkirchen - Griesen. Lokale Entscheidungsträger und interessierte Fahrgäste waren zur kostenlosen Probefahrt eingeladen. Das moderne Schienenfahrzeug lenkte die Aufmerksamkeit auf zwei Sorgenkinder der Region: Die Bahnlinien Murnau - Oberammergau und die Ausserfernbahn Garmisch - Griesen - Reutte i. Tirol - Kempten. Beide Strecken sind sanierungsbedürftig. Das schicke Fahrzeug hat bei allen Erwartungen auf eine attraktive und zukunftsfähige Bahn geweckt.
Die anschließende Fahrt in und um München konnte PRO BAHN nutzen, um für die Ergänzung des radialen U- und S-Bahn-Netzes durch ein Stadtbahnsystem zu werben. Mehr Informationen zu diesem System sind in unserer 1997 erschienenen Broschüre "Stadtbahn - Ein ergänzendes Verkehrssystem für München und sein Umland" sowie im Internet unter http://www.stadtbahn-muenchen.de/ zu finden. Unter dieser Webadresse verbirgt sich eine Informationsbörse zum Stadtbahnsystem in München, die PRO BAHN im Sommer 2000 ins Leben gerufen hat.
Wie in den letzten Jahren versucht die Deutsche Bahn auch dieses Jahr wieder, möglichst viele Gleise zu demontieren; vor allem durch Verkauf von Flächen und Bahnhöfen entsteht ein dauerhafter Schaden, für Mehrverkehr auf der Schiene steht keine ausreichende Kapazität mehr zur Verfügung und kann auch nur sehr teuer und aufwendig wieder geschaffen werden. Im Rahmen des Plangenehmigungsverfahrens für das elektronische Stellwerk Garmisch und damit verbundenen Abbaumaßnahmen an der Strecke Murnau - Garmisch - Mittenwald hat PRO BAHN in der Stellungnahme für das Eisenbahnbundesamt auf zahlreiche Mängel der offiziellen Planung hingewiesen und gegen die Abbaupläne protestiert.
Auf der Strecke Garmisch - Griesen versucht die Deutsche Bahn gemeinsam mit den Österreichischen Bundesbahnen, durch Abbau der Oberleitung ohne die gesetzlich vorgesehenen Verfahren die Stillegung herbeizuführen. Damit würden bis zu 800 Tonnen Güter am Tag auf die Straße verlagert. PRO BAHN versucht, zusammen mit den politisch Verantwortlichen vor Ort und den Regierungen Bayerns und Tirols die Deutsche Bahn zur Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen zu bewegen und die Sanierung der Fahrleitung und der Strecke durchzusetzen. Die an dieser Strecke vorhandenen Korrosionsschäden an der Oberleitung sprechen für jahrelange mangelhafte Wartung und damit für einen andauernden Verstoß gegen gesetzliche Pflichten.
Bereits seit mehreren Jahren versucht PRO BAHN in Zusammenarbeit mit allen Interessierten, die Strecke Bad Endorf - Obing zu erhalten und wiederzubeleben. Die Stillegung der Strecke wurde im Frühjahr vom Eisenbahn-Bundesamt aufgehoben, daraufhin hat die Deutsche Bahn ein neues Stillegungsverfahren eingeleitet. Die drei Gemeinden, die bereits 1905 den Grunderwerb finanziert hatten, haben ein identisches Angebot abgegeben: Sie sind bereit, die Strecke für die symbolische Mark zu übernehmen, wenn ein Ausgleich für die zwischenzeitlich verkauften Bahngrundstücke bezahlt wird.
Seit etwa einem Jahr besteht ein Arbeitskreis zwischen Wirtschaftministerium (Federführung), Bayerischer Eisenbahngesellschaft, Deutscher Bahn, MVV, Rosenheimer Verkehrsgesellschaft und PRO BAHN, um die Umsetzung des Kabinettsbeschlusses von 1996 zur Ausweitung des Verkehrs auf der Mangfalltal-Bahn vorzubereiten. Die Verkehrsleistung soll um etwa 16% ausgeweitet werden, die Deutsche Bahn will baldmöglichst die neuen Triebwagen 425/426 einsetzen. Beschlossen ist ferner die Einrichtung von vier neuen Haltepunkten, geplant werden derzeit zwei davon. Das Mangfalltal wird damit noch länger ein Tätigkeitsschwerpunkt sein.
Dauerbrenner im Großraum München ist seit vielen Jahren der schlechte Zustand der S-Bahn. PRO BAHN hat mehrmals öffentlich auf Probleme und die Überlastung des S-Bahn-Systems hingewiesen und gefordert, endlich die erforderlichen Mittel zur Sanierung zur Verfügung zu stellen, als Sofortmaßnahme die Sendlinger Spange und baldmöglichst die Südumfahrung als zweite Stammstrecke zu realisieren. Zu beiden Strecken gibt es bereits seit 1995 positive Untersuchungen.
... ist die am stärksten belastete eingleisige Strecke in Bayern. PRO BAHN hat sich daher mehrmals auch öffentlich für den Ausbau dieser Strecke eingesetzt, einige längere Begegnungsabschnitte würden die angespannte Situation schon deutlich entlasten. Die Gründung einer Kreigruppe in Altötting steht jetzt unmittelbar bevor.
Wichtiger und langjähriger Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit sind die erfolgreichen Fahrplankärtchen, mit denen mittlerweile ein Großteil der Bahnstrecken in Oberbayern abgedeckt wird. Ebenso war PRO BAHN auch dieses Jahr mit Infoständen bei verschiedensten Anlässen präsent. Beim Streckenjubiläum der Partalbahn (Augsburg - Ingolstadt) war PRO BAHN mit mehreren Infoständen vertreten. Die Zahl der Pressemitteilungen ist dieses Jahr weiter gestiegen, eine Übersicht ist im Web zu finden (http://www.pro-bahn.de/oberbayern/).
Um für die Benutzung von Bahn und Bus im Freizeitverkehr zu werben, hat der Arbeitskreis Reisen auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Wanderungen und Exkursionen angeboten. Der im letzten Winter erstmals erschienene Loipenführer "Skilanglauf in Bayern-Takt" fand großen Anklang: Neben einer aktualisierten Neuauflage ist nun auch, zusammen mit dem Regionalverband Schwaben und Augsburg, eine Ausgabe für das westliche Oberbayern und das Allgäu in Arbeit. Für die bedrohte Außerfernbahn wurde ein Wandererführer herausgegeben, der unter anderem einen Fahrplan enthält.
Ein wichtiger Bestandteil der Geschäftsstelle sind unser umfangreiches Pressearchiv und die Bibliothek als nützliche Informationsquellen. In diesem Zusammenhang möchten wir uns ausdrücklich bei allen unseren Mitgliedern, Fördermitgliedern und Spendern bedanken, die durch ihre Unterstützung unsere Arbeit ermöglichen, und bei allen Aktiven, die sich in ihrer Freizeit für PRO BAHN einsetzen.
Um die Interessen der Fahrgäste erfolgreich vertreten zu können, halten wir Kontakt zu Verantwortlichen in Politik, Verwaltung und Verkehrsbetrieben. Auch in verschiedenen Nahverkehrsbeiräten und im Fahrgastbeirat beim MVV ist PRO BAHN vertreten. Der Einsatz für Erhalt und Verbesserung von Strecken erfolgt häufig in Zusammenarbeit mit Bürgermeistern und anderen kommunalen Mandatsträgern.
Der Tätigkeitsbericht ist auch als Pdf-Datei erhältlich.
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