Der nachfolgende Text entstand anläßlich der Stadtbahnfahrt am 8. Juli 2000. Autoren sind Norbert Moy und Edmund Lauterbach.

Mit der Stadtbahn Land gewinnen

Ohne Umsteigen und Wartezeiten von Haus zu Haus; diesen Vorteil des Individualverkehrs mit den Vorzügen des Öffentlichen Verkehrs zu verbinden war die Idee, die am Anfang stand. Die konventionelle Straßenbahn wurde weiterentwickelt, verließ, wo immer es möglich war, die Straßen, wurde schneller, größer, komfortabler. Der "großen" Eisenbahn ähnlich geworden, wechselte sie zum Teil sogar auf deren Gleise und fuhr weit hinaus auf´s Land.

Von Karlsruhe in die Welt

Besonders die Entwicklung in Karlsruhe sorgte weltweit für Aufsehen und gab dem Öffentlichen Verkehr neue Impulse. Die dort eingesetzten Fahrzeuge sind juristisch und technisch Zwitter zwischen Trambahn und "richtiger" Eisenbahn. Stillgelegte Strecken wurden reaktiviert; die Region boomt. Heute fahren Stadtbahnen als Regional-S-Bahn über das Land und verbinden Karlsruhe mit entfernten Städten wie Rastatt oder Heilbronn. Die Systeme in Karlsruhe, Saarbrücken und Kassel sind Vorzeigeprojekte, an denen sich Bahnen und Verkehrsbetriebe in der ganzen Welt orientieren.
 

Einstieg auf niedrigem Niveau

Viele Stadtbahnwagen haben - ähnlich wie die Münchner S-Bahn - Einstiegshöhen von knapp einem Meter. Dies entspricht der Technologie der 70er-Jahre, als moderne Stadtbahnen in verschiedenen Regionen erstmals eingesetzt wurden. Die heutige Technologie erlaubt bei gleicher Leistungsfähigkeit Einstiegshöhen von etwa 40 cm. Für die niedrigen Bahnsteige auf vielen Zweigstrecken sind solche Fahrzeuge eine ideale Lösung, da dort nun ebenerdig eingestiegen werden kann. Reine S-Bahnhöfe mit Hochbahnsteigen können baulich so ergänzt werden, daß die Stadtbahn auch dort halten kann. Hierfür bietet sich beispielsweise die Verlängerung des Bahnsteigs durch einen niedrigeren Teil oder - wenn der Platz vorhanden ist - eine zusätzliche, parallel liegende, niedrige Bahnsteigkante an.

Schnell und komfortabel

Dank guter Beschleunigung und einer Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h können auf Stadtbahnstrecken zusätzliche Haltestellen eingerichtet werden, ohne die Fahrzeit zu verlängern. Für die Kunden bedeutet das kürzere Wege zum Bahnhof und insgesamt eine Verringerung der Reisezeit.

Angemessener Betrieb auf Zweigstrecken und in Regionalnetzen

Stadtbahnen können nach den einfacheren Betriebsvorschriften für Straßenbahnen fahren. Das erlaubt die Kosten für Streckenausbau und -unterhalt zu senken. Bahnübergänge und Ausweichstellen sind einfacher zu sichern, unter anderem auch, weil die Fahrzeuge deutlich kürzere Bremswege haben. Die Modernisierung vorhandener Strecken wird preisgünstiger.

In den Ort anstatt vorbei

Darüber hinaus bieten Stadtbahnen die Möglichkeit, auch Gemeinden und Ortsteile anzubinden, die abseits der bisherigen Bahnstrecken liegen. Neue Strecken zur Erschließung können aufgrund des einfacheren Betriebes und des geringen Gewichts der Fahrzeuge zu niedrigeren Kosten erstellt werden. Im Einzelfall ist es möglich, daß die Stadtbahn im Ortsbereich wieder zur Straßenbahn wird.

Stadtbahn in Bayern

In verschiedenen Regionen Bayerns gibt es Vorschläge und Planungen für Stadtbahnen oder stadtbahnähnliche Verkehre: Stadtbahnkonzept für München, "RoRegio" in Rosenheim, Regionalbahn Kempten, Regionalbahn Landsberg - Kaufering, Ideen für ein Stadtbahnsystem in und um Ingolstadt, Stadt-Umland-Bahn Erlangen / Nürnberg.

Literatur

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