Neue Fahrpläne, größerer Verkehrsverbund, höhere Preise – Fahrgastverband PRO BAHN sieht mehr Schatten als Licht beim Fahrplanwechsel in Oberbayern

Medieninformation vom 10. Dezember 2024

Der Fahrplanwechsel beim Münchner Verkehrsverbund MVV läuft dieses Mal in zwei Etappen ab: Bei Bahnunternehmen und Regionalbussen gilt der neue Fahrplan ab 15. Dezember; die städtischen Verkehrsmittel der Münchner Verkehrsgesellschaft MVG starten am 1. Januar ins neue Fahrplanjahr.

Ab dem Jahreswechsel gilt der MVV-Tarif dann auch in den Landkreisen Weilheim-Schongau und Landsberg sowie auf der Bahnstrecke zwischen Markt Schwaben und Dorfen. Ebenfalls ab 1. Januar zahlen die MVV-Kunden höhere Preise. Dann entfällt auch der Rabatt für die jährliche Vorauszahlung bei MVV-Abo-Fahrkarten, was den betroffenen Stammkunden keine Freude bereiten wird.

Höhere Preise sind zwar immer ärgerlich. Viele Fahrgäste haben Preiserhöhungen in der Vergangenheit oft trotzdem akzeptiert, weil gleichzeitig das Angebot verbessert wurde: „Viele Jahre lang wurde das Verbundnetz ausgebaut: Mit besseren Fahrplänen für Busse, mit Expressbuslinien oder anderen neuen Verbindungen, neuen U-Bahn- oder Trambahnabschnitten oder mit mehr S-Bahn-Fahrten“, so Andreas Barth, stellvertretender Vorsitzender von PRO BAHN Oberbayern.

In diesem Jahr treffen hingegen ein schlechteres Angebot und eine deutliche Preiserhöhung aufeinander: So fährt die U-Bahn an Samstagen seltener nach Garching, auf mehreren Linien fallen einzelne S-Bahn-Verbindungen weg, es gibt weiterhin ausgedünnte Fahrpläne wegen Personalmangel, die S-Bahn ist viel zu oft wegen Baustellen gesperrt, bei der Trambahn existiert das vollständige Liniennetz nur noch auf dem Papier.

„Ein so deutliches Auseinanderlaufen von Leistungs- und Preisentwicklung hatten wir lange nicht“, lautet die Bewertung durch PRO BAHN. Einige Landkreise versuchen nach Meinung des Fahrgastverbands, ihre Finanzprobleme zu Lasten des ÖPNV zu lösen. Etwas besser sei es in München, wo an wichtigen Beschlüssen zum Trambahnausbau festgehalten wird, und mit der Verlängerung der Linie 12 eine neue Tramverbindung entsteht. Auch beim Nachtverkehr entwickeln sich München und sein Umland auseinander. Während im Stadtgebiet künftig die politisch gewünschten Nacht-U-Bahnen fahren und dafür zusätzliches Geld ausgegeben wird, entfällt gleichzeitig der Nachtbus nach Karlsfeld.

Selbst die vielbeworbene neue S-Bahn-Linie S5 erzeugt Probleme: „Die Auftrennung der S7 bedeutet für Fahrgäste entlang der Linie nach Wolfratshausen, dass sie bei Fahrten in die Münchner Innenstadt immer umsteigen müssen. Dies gilt selbst am Wochenende oder spät abends, wenn auf der Stammstrecke genügend Kapazität für die S7 vorhanden ist“, stellt der Sprecher des Fahrgastverbands fest. Auf der S4 gibt es verärgerte Fahrgäste, weil Verstärkerzüge nicht mehr zum Hauptbahnhof fahren. Grund ist die Gleisbelegung im Starnberger Flügelbahnhof durch die S7, die auch dafür sorgt, dass S-Bahnen bei Störungen und Baustellen nicht mehr dorthin umgeleitet werden können. Die Züge enden dann stattdessen weiter draußen oder fahren an der Innenstadt vorbei. PRO BAHN bezweifelt, dass bei der Entscheidung zur S5/S7 alle Konsequenzen für die Fahrgäste berücksichtigt wurden, oder dass der Landkreis München beim U6-Fahrplan die negativen Auswirkungen auf Busanschlüsse in Garching mit abgewogen hat.

Politik und MVV betreiben zwar viel Marketing, um die Änderungen in gutem Licht erscheinen zu lassen, aber Andreas Barth sieht „erstmals seit Jahren deutlich mehr Schatten als Licht beim Fahrplanwechsel“. Weiter sagt er: „Die Fahrgäste brauchen statt schöner Sprüche den Fokus auf ein verlässliches und gutes Angebot, auch abends und am Wochenende“. Nur dann sei zu erwarten, dass das Auto öfters mal stehengelassen wird. Die jetzige Entwicklung mit Fahrplaneinschränkungen und Streichen von Fahrten torpediere dagegen die Verkehrswende, weil sie auch längerfristig ein Abwandern von Fahrgästen verursacht.

Entscheidungen, wie beim U6-Fahrplan nach Garching, die zugunsten kurzfristiger Einsparungen den Eindruck vermitteln, Bus und Bahn seien verzichtbar, wertet der Fahrgastverband PRO BAHN als „Schritt in die falsche Richtung“. Von der Politik werde dadurch eine Haltung vorgelebt, die sowohl die Verkehrsprobleme der Region ignoriere, als auch die Auswirkungen des Verkehrs auf den Klimawandel. „Der öffentliche Nahverkehr ist wesentlicher Standortfaktor. Ihn wegen kurzfristiger Effekte in Frage zu stellen, schwächt die Attraktivität der Region“ so Andreas Barth.

Verantwortlich: Andreas Barth

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