Fahrgastverband PRO BAHN: Zweiter S-Bahn-Tunnel nicht planfeststellungsreif; Keine Denkverbote für Alternativen; mögliche Verbesserungen sofort realisieren

Medieninformation vom 14. März 2010

der Fahrgastverband PRO BAHN begrüßt die derzeit stattfindende Diskussion um die Weiterentwicklung des S-Bahn-Systems. „Eine solche Gesamtbetrachtung hätte 2001 bis 2003 stattfinden müssen”, so Andreas Barth, Münchner Sprecher des bundesweiten Verbandes. Stattdessen sei seitdem nur über einzelne „Leuchtturmprojekte” gestritten worden. Die Fahrgäste der S-Bahn müssen diesen politischen Fehler ausbaden. „Man sollte sich allerdings nicht der Illusion hingeben, der zweite S-Bahn-Tunnel wäre bis 2018 fertigstellbar” so Andreas Barth. Im Gegenteil, Stand heute liegen immer noch keine genehmigungsfähigen Pläne für den Ostabschnitt vor. „Solange das so bleibt, können noch so viele Beschlüsse und Treueerklärungen nichts verbessern” so der PRO BAHN-Sprecher.

Wichtig ist es daher, sich nicht sklavisch an einen zweiten Tunnel zu ketten. Vielmehr müssten jetzt endlich auch schnell wirksame Maßnahmen diskutiert, beschlossen und umgesetzt werden. Gerade auf den Außenstrecken bieten sich viele Ansatzpunkte, Störungsquellen zu eliminieren. Auch auf der Stammstrecke hätte man beispielsweise mit einem Ausbau des Bahnhofs Laim unabhängig von der Tunnelfrage schon beginnen können. „Aber man streitet lieber über immer wieder neu bekannt werdende Probleme bei der Tunnelplanung, und lässt andere Möglichkeiten für Verbesserungen ungenutzt verstreichen”, kritisiert Andreas Barth das bisherige Vorgehen. Dabei ist absehbar, dass die Fahrgastzahlen der S-Bahn auch schon in naher Zukunft weiter ansteigen werden. Wenn bezogen auf die S-Bahn die einzige politische Strategie das Warten auf den zweiten Tunnel ist, wird sich die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der S-Bahn noch weiter verschlechtern.

Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert, dass jetzt sofort und ohne Abwarten auf Großprojekte die überfälligen Verbesserungen am Westkopf des Bahnhofs Pasing, der viergleisige Ausbau des Bahnhofs Laim inklusive Einbindung der Sendlinger Spange dort, die Einbindung der Sendlinger Spange in die S7 am Bahnhof Heimeranplatz, systematische Verbesserungsmaßnahmen an den Außenstrecken wie den Einsatz schlankerer Weichen sowie der Bau eigener Gleise bzw. Begegnungsabschnitte angegangen werden. Jede dieser Maßnahmen stiftet für sich alleine sofort und unmittelbar Nutzen, in der Summe ermöglichen sie eine akzeptable Betriebsqualität für die nächsten 10-15 Jahre. Diese Zeit müsste bis zu einer Inbetriebnahme eines der Großprojekte auf alle Fälle noch überbrückt werden.

Positiv sieht der Verband sowohl den Eisenbahn-Nordtunnel als auch den S-Bahn-Südring: Während der Nordtunnel eine äußert positive Perspektive sowohl für den Eisenbahnknoten Münchens als auch für die Flughafenanbindung darstellt, so werden S-Bahn-Halte auf dem Südring für viele Bürger die Fahrzeit verkürzen und zu einer städtebaulichen positiven Entwicklung beitragen. „Südring und Nordtunnel konkurrenzieren nicht, im Gegenteil sie ergänzen sich” betont Andreas Barth. Ohne dass man über mittelfristige Maßnahmen nachdenkt, die über Tunnel und Flughafenanschluss hinausgehen, wird beim Wiederanfahren der Konjunktur der Eisenbahnverkehr im Raum München durch den Güterverkehr erdrückt werden. Daher bewertet PRO BAHN die Konzentration auf die S8-Strecke Richtung Norden als eine klare Fehlentwicklung und als politische Kurzsichtigkeit.

Verantwortlich: Andreas Barth

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