100 Tage Takt 10 bei der Münchner S-Bahn

Medieninformation vom 21. März 2005

in den Jahren 2003 und 2004 wurden den Fahrgästen der Münchner S-Bahn über die Dauer von anderthalb Jahren zahlreiche Sperrungen und weitere Einschränkungen zugemutet. Der Fahrgastverband PRO BAHN fragt nach, welchen Gegenwert die S-Bahn-Kunden für diese schwierige Phase erhalten haben. Ziel der Maßnahmen war der Einbau eines neuen Signalsystems auf der Stammstrecke. Dieses neue System steht der S-Bahn seit 100 Tagen zur Verfügung. PRO BAHN sieht daher die Zeit für eine erste Bilanz gekommen.

Neben der positiven Bewertung der Arbeit der Münchner S-Bahn-GmbH stellt der Fahrgastverband in seiner Bilanz fest, dass es immer wieder zu ganzen Ketten von Störfällen kommt. Man habe den Eindruck, dass niemand so genau weiß, warum die Probleme immer noch so massiv auftreten. „Dass wir uns das nicht erklären können, wäre nicht so schlimm, wenn wir nicht den Eindruck hätten, dass sich das DB-Management dies auch nicht erklären kann,” stellt Andreas Barth, Sprecher von PRO BAHN, fest. Wo aber keine Erklärung ist, würden Gegenmaßnahmen nicht greifen und die Wahrscheinlichkeit, dass sich Störfälle wiederholen, bleibe bestehen.

PRO BAHN hat aus verschiedenen Quellen eine Liste der Störfälle der letzten 100 Tage erstellt. In der Linienbilanz ist die S1 mit etwas Abstand am stärksten betroffen (insgesamt 38 Störfälle; zudem wurde sie an 8 Tagen deutlich länger aus dem Innenstadttunnel ausgesperrt als andere Linien). „Das heißt, dass die S1 seit dem 12. Dezember im Durchschnitt öfter als jeden dritten Tag eine größere Störung hatte” erläutert der PRO BAHN Sprecher. „Man kann sich leicht überlegen, was dies für die betroffenen Fahrgäste bedeutet”, so Andreas Barth weiter. Nach der S1 folgen auf den nächsten Plätzen der Störfallbilanz etwa gleichauf die Linien S6 und S7.

PRO BAHN fordert, dass sich zukünftige Ausbaumaßnahmen eher an den in der Störfallliste sichtbar werdenden Notwendigkeiten orientieren als daran, wo zufällig Platz ist, oder wo zufällig eine ICE-Strecke gebaut wird.

Der Vergleich zwischen dem Marketing der Deutschen Bahn und der Realität sorge bei den betroffenen Fahrgästen für zusätzliche Irritationen. Hier erwartet PRO BAHN, dass zumindest im Bereich der S-Bahn mehr Wert auf Information und weniger auf Selbstdarstellung gelegt wird. Loben solle man das S-Bahn-System erst dann, wenn erwiesen ist, dass das System gut und zuverlässig funktioniert - „auch bei Kälteeinbrüchen und Schneefall, zwei Gegebenheiten, die in München öfter mal vorkommen” wie Andreas Barth ergänzt.

Bei Störfällen solle die Deutsche Bahn die Auswirkungen auf die Fahrgäste stärker berücksichtigen. Dass die S-Bahnen schnell wieder nach Fahrplan fahren sei zwar wichtig - „aber nicht so wichtig, dass man dafür irgendwo die Fahrgäste ewig in der Kälte stehen läßt”, stellt Barth klar.

Als weiteren Schwachpunkt hat PRO BAHN das Vorgehen bei auf freier Strecke liegenbleibenden S-Bahnen identifiziert. „In der Vergangenheit hatte man den Eindruck, dass die Verantwortlichen nicht wußten, was wann zu tun ist”, stellt der Sprecher fest. Der Fahrgastverband fordert, dass spätestens, wenn sich nach 15 Minuten keine schnelle Lösung abzeichnet, Maßnahmen zur Evakuierung eines solchen Zuges eingeleitet werden müssen. Nur dann sei sichergestellt, dass innerhalb einer Stunde die Fahrgäste den Zug verlassen können.

Hinweis:

Die vollständige Bilanz zu „100 Tage Takt 10” finden Sie im Internet auf http://www.pro-bahn.de/oberbayern/s-bahn/takt10/takt10-bilanz.pdf. Die von PRO BAHN erarbeitete Störfallliste liegt im Internet unter http://www.pro-bahn.de/oberbayern/s-bahn/takt10/takt10-stoerliste.pdf.

Weitere Informationen sind im Internet unter http://www.pro-bahn.de/oberbayern/s-bahn/takt10/ veröffentlicht.

Verantwortlich: Andreas Barth

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