Fahrgäste kaum überrascht über Milliardenloch bei der Bahn

Medieninformation vom 8. November 2000

alles andere als unerwartet ist das Finanzdebakel der Bahn nach Auffassung des Regionalverbandes Oberbayern des bundesweiten Fahrgastverbandes PRO BAHN eingetreten. "Wer als Fahrgast die Bahn beobachtet hat, konnte feststellen, daß sich in den letzten Jahren ein gewaltiger Investitionsstau angesammelt hat", so Norbert Moy, Vorsitzender von PRO BAHN Oberbayern. Überwucherte Gleise, vergammelte Stationen und immer mehr Langsamfahrstellen sind Anzeichen dafür, dass auf vielen regionalen Strecken nichts mehr investiert wurde. Die notwendige Modernisierung vieler Strecken wurde unterlassen. In der Folge wurden die Reparatur- und Betriebskosten aber immer höher. "Die Manager haben die Bahn kaputtgespart" wirft PRO BAHN den Verantwortlichen vor. Der marode Zustand der Bahn wurde in der Bilanz durch Verkäufe von Immobilien und lukrativen Unternehmensteilen wie des bahneigenen Telefonnetzes kaschiert.

Zum Beispiel die Strecke Ebersberg - Wasserburg: Obwohl die DB Netz AG an dieser Strecke, die ohne ortsfestes Personal auskommt, weit über 600.000 Mark pro Jahr an Trassenentgelten einnimmt, hat die Deutsche Bahn praktisch nichts für die Strecke getan: Seit Jahren nehmen die Langsamfahrstellen zu, von den Kommunen bereitgestellte Mittel für Bahnübergangssicherungen wurden von der Bahn nicht angenommen. "Es ist zu befürchten, daß diese Gelder in desaströse Prestigeprojekte der Bahn geflossen sind" so der oberbayrische PRO BAHN-Vorsitzende.

Ähnlich ist die Situation bei der Münchner S-Bahn: Die Ende 1998 bereitgestellten 520 Millionen Mark für die Verbesserungsmaßnahmen wurden noch nicht abgerufen; keine der Baumaßnahmen - die schon längst beginnen sollten - wurde bisher begonnen. Dafür nehmen die Verspätungen bei der S-Bahn jedes Jahr schlimmere Ausmaße an.

Die Versäumnisse in der Bahnpolitik sind nicht neu: Seit Jahrzehnten ist der Schienenverkehr das Stiefkind der Verkehrspolitik. Von der Politik fordert PRO BAHN daher ein Umdenken: Die Wettbewerbsverzerrungen zu Flugzeug und Lkw müssten schnellstens beseitigt werden, die Folgekosten von politisch gewünschten Fernverkehrsstrecken wie München - Nürnberg auch von der Politik getragen werden. "Deutschland ist das Land mit der höchsten Steuerbelastung für die Eisenbahn innerhalb der EU" kritisiert Moy.

Verantwortlich: Andreas Barth

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