Von der Deutschen Bahn geforderte MVV-Preiserhöhung von 5,3% ist Preistreiberei; zur heutigen Berichterstattung

Medieninformation vom 22. Oktober 2000

"die von der Deutschen Bahn ins Spiel gebrachte Fahrpreiserhöhung von 5,3 Prozent ist vollkommen überzogen und angesichts der aktuellen Probleme bei der S-Bahn unverschämt" kritisiert Andreas Barth, Sprecher des Regionalverbandes Oberbayern des bundesweiten Fahrgastverbandes PRO BAHN. Bereits im Juni dieses Jahres ist der Preis mit "6 Prozent deutlich stärker als die Inflationsrate gestiegen" so der PRO BAHN-Sprecher und weist darauf hin, daß München "früher im Mittelfeld der Fahrpreise lag und mittlerweile zu den bundesweit teuersten Verbünden gehört".

Selbst eine Verteuerung auf Höhe des Inflationsausgeleichs kann von den Fahrgästen nicht akzeptiert werden, solange in Teilbereichen des MVV völlig unzureichende Leistungen erbracht werden. Die Deutsche Bahn AG hat nach Ansicht von PRO BAHN das Recht auf eine Preiserhöhung unter anderem dadurch verwirkt, daß sie nicht in der Lage war, die vom Freistaat Bayern zur Verfügung gestelltem 520 Millionen Mark auch nur annähernd zeitgerecht in ein schon lange beschlossenes Verbesserungsprogramm für die S-Bahn umzusetzen. Es kann nicht sein, daß stattdessen Planungen für Tarifverteuerungen mit präziser Regelmäßigkeit durchgezogen werden.

"Wenn die Deutsche Bahn mehr Geld möchte, muß sie erstmal eine passende Leistung bieten" betont der PRO BAHN-Sprecher. Bei der derzeitigen Verspätungslage der S-Bahn "müsste die Deutsche Bahn eigentlich die Fahrpreise senken und nicht erhöhen". Zudem weist Barth darauf hin, daß die Deutsche Bahn bei ihrem eigenen Regionalverkehr keine Preiserhöhung plant. Es entsteht der Eindruck, daß die Fahrgäste der Verkehrsverbünde geschröpft werden sollen, weil die politische Durchsetzbarkeit höherer Preise gegenüber Kommunalpolitkern als einfacher eingeschätzt wird als gegenüber Landes- und Bundespolitikern.

Auch der Hinweis auf die Belastungen durch die Ökosteuer ist für PRO BAHN "irreführend". Denn schließlich bewirkt die Ökosteuer zugleich "eine Entlastung bei den Personalkosten, und der größte Kostenblock bei den Öffentlichen Verkehrsmitteln sind Personalkosten" betont Barth. Somit sollte die Ökosteuer eigentlich zu sinkenden Fahrpreise führen. Überdies betreibt die Deutsche Bahn AG innerhalb des Verkehrsverbunds überwiegend Verkehrsmittel, die elektrisch angetrieben werden. Im Gegensatz zu den Dieselpreisen sind die Marktpreise für elektrischen Strom aber trotz Ökosteuer gesunken statt gestiegen.

Gleichzeitig fordert der Fahrgastvertreter, das bei einer Tariferhöhung entstehende Mehrerlöse direkt in die Verbesserung des Verkehrsnetzes gesteckt werden. Dringende Verbesserungen seien beispielsweise im Abendverkehr erforderlich. Ebenso fehlen manche Verbindungen - beispielsweise eine Buslinie von Feldmoching nach Karlsfeld - ganz. "All diese Verbesserungen führen auch wieder zu Mehrerlösen, die dann weitere Verbesserungen finanzieren können" so Andreas Barth und fordert, daß "von den Fahrgästen aufgebrachte Gelder nicht einfach im allgemeinen Haushalt verschwinden oder für längst beschlossene und damit auch finanzierte Prestigeprojekte verwendet werden." Falls der MVV wie berichtet plant, teure Chipkarten mit Photo statt der aktuellen billigen Papierkarten für Schüler und Studenten einzuführen, "dann hat er soviel Geld zuviel, daß eine Tariferhöhung gar nicht in Frage kommt" betont der PRO BAHN-Sprecher.

Verantwortlich: Andreas Barth

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