Fahrgastverband PRO BAHN: Der Bayerntakt ist ein wesentlicher Fortschritt, doch vieles bleibt noch zu tun

Medieninformation vom 25. April 1996

Der Fahrgastverband PRO BAHN begrüßt die Absicht der bayerischen Staatsregierung, mit dem Fahrplanwechsel Anfang Juni bayernweit den Stundentakt im Schienenverkehr einzuführen. Insbesondere die verlängerten Bedienungszeiten am Abend und die Wiedereinführung des Wochenendverkehrs auf vielen Strecken erfüllen Forderungen, die die Fahrgäste seit Jahren erheben. Doch PRO BAHN-Sprecher Dr. Matthias Wiegner sieht bei einer Reihe von Einzelfällen noch viele Anforderungen offen:

Verschlechterungen trotz Bayerntakt

Der Fahrplanwechsel führt entgegen den Bemühungen der bayerischen Staatsregierung auch zu Verschlechterungen, so beispielsweise auf der Strecke München - Salzburg oder im Bereich Ingolstadt. Hier fordert der Fahrgastverband eine unverzügliche Korrektur.

Übergang zwischen Bahn und Bus verbessern

Der Übergang zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln ist immer noch nicht reibungslos, zwischen verschiedenen Betreibern fehlt es an Abstimmung, manchmal fehlen auch technische Voraussetzungen. Die bayerische Staatsregierung muß als Besteller des Schienenverkehrs noch stärker auf die Koordination mit Anschlußverkehren in den Städten und in der Region drängen, die Landkreise und kreisfreien Städte müssen ebenfalls ihrer Verantwortung gerecht werden.

Abbau von Schienenstrecken sofort beenden

Der Abbau von Schienenstrecken durch die Deutsche Bahn geht immer noch weiter, die Bayerische Staatsregierung wird aufgefordert, dem unverzüglich Einhalt zu gebieten. Das Schienennetz muß erhalten bleiben, die bestehende Infrastruktur zur Sicherung des Standorts Deutschland noch ergänzt werden.

Gleichbehandlung von Schiene und Straße

Allein im Bereich der Bahnstrecke zwischen München und Garmisch werden in den nächsten Jahren Straßenbaumaßnahmen für über eine Milliarde Mark durchgeführt, die Bahn ist dagegen über große Abschnitte noch eingleisig. Überdies will die Deutsche Bahn den regelmäßig genutzten Kreuzungsbahnhof Diemendorf abbauen. Hier erwartet der Fahrgastverband eine deutliche Einflußnahme der Staatsregierung zugunsten einer ausgewogeneren Mittelverteilung zwischen Schiene und Straße.

Finanzierung von Schieneninfrastruktur durch den Freistaat

Die Finanzierung der Verbindung von der S1-Nord zum Münchner Flughafen (Neufahrner Spange) und des Baus eigener S-Bahngleise für die S5 zwischen Zorneding und Grafing im Brennerzulauf sind durch die Staatsregierung zugesagt, bayernweit sind aber noch viele Engpässe im Schienennetz zu beseitigen.

S-Bahnausbau in München

Im Bereich der S-Bahn in München muß schnellstmöglich der Planungsauftrag für die S-Bahn-Südumfahrung erteilt werden, hier muß die Staatsregierung im Einvernehmen mit der Stadt München gegebenenfalls Vorleistungen erbringen.

Sicherung einer kontinuierlichen Finanzierung

In den nächsten Jahren muß sichergestellt werden, daß der Nachholbedarf der Schiene berücksichtigt wird und demzufolge dem Ausbau der Infrastruktur auf der Schiene vor dem Straßenbau ein entsprechender Vorrang eingeräumt wird. Angesichts sinkender Fördermittel durch das "Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG)" erwartet der Fahrgastverband PRO BAHN eine eindeutige Zusage der Staatsregierung für den langfristigen Ausbau der Schiene.

Verantwortlich: Matthias Wiegner

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