Der angekündigte 10-Minuten-Takt der Münchner S-Bahn löst nur einen kleinen Teil der Probleme

Medieninformation vom 1. April 1996

Nachdem der S-Bahn-Ausbau durch die Bundesregierung jahrelang verschleppt wurde, wird jetzt die bayerische Staatsregierung aktiv. Der oberbayerische PRO BAHN-Vorstand Dr. Michael Werner: "Der angekündigte 10-Minuten-Takt ist als Schritt in die richtige Richtung zu begrüßen, er löst allerdings nur einen kleinen Teil der Probleme":

Nadelöhr Stammstrecke

Eine einzige Durchmesserlinie ist und bleibt ein Nadelöhr, jede Störung im Tunnel der Stammstrecke legt das gesamte S-Bahn-System lahm. Eine zweite Durchmesserstrecke ist deshalb unabdingbar, die Landeshauptstadt München hat dazu mit der Machbarkeitsstudie für die Südumfahrung wesentliche Vorleistungen erbracht. Die Staatsregierung als Besteller des S-Bahn-Verkehrs muß jetzt zusätzlich zu den angekündigten Verbesserungen der Stammstrecke unverzüglich bei der Deutschen Bahn AG den konkreten Auftrag zur Bauplanung für die Südumfahrung veranlassen.

Betriebszeiten

Der angekündigte 10-Minuten-Takt wird nur für die Stoßzeit gelten, die Fahrgäste benötigen aber Verbesserungen auch tagsüber und abends.

Verkehr in der Region

Die S-Bahn ist nicht nur ein innerstädtisches Verkehrsmittel, sondern vor allem auch ein Verkehrsmittel für die Region. Der 40-Minutentakt war bei Gründung des MVV für das Umland Münchens ein Fortschritt, heute ist er für den dort entstandenen Ballungsraum ein Anachronismus.

An den Endstationen der S-Bahn soll zum Fahrplanwechsel durch einen 20/40- Minutentakt der Anschluß zu den weiterführenden Zügen verbessert werden, auch dies ist ein Schritt in die richtige Richtung. Der entstehende Stolpertakt kann nur eine Übergangslösung sein, die Bewohner der S-Bahn-Region wollen einen leicht merkbaren Takt, auf den auch die Zubringerbusse abgestimmt werden können.

Krisenmanagement fehlt

In der Kernstadt München bildet die S-Bahn mit der U-Bahn das Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs. Bei Störungen müssen die Fahrgäste auf alternative Verbindungen hingewiesen werden. Derzeit fehlen das Personal und die technischen

Voraussetzungen für ein effizientes gemeinsames Krisenmanagement von S- und U-Bahn.

In der Region muß sichergestellt werden, daß Anschlußbusse auf verspätete S-Bahnen warten.

Das Krisenmanagement ist vor allem eine Frage des Wollens der verschiedenen Betreiber. Die bayerische Staatsregierung und der MVV müssen das durchsetzen.

Fahrzeugbedarf

Nicht zuletzt ist völlig offen, wo die zusätzlichen Fahrzeuge für einen 10-Minuten-Takt herkommen sollen. Der Fahrzeugbestand der S-Bahn reicht schon heute nicht aus, immer wieder werden in der Stoßzeit defekte S-Bahnen eingesetzt, darunter leidet die Zuverlässigkeit des gesamten öffentlichen Nahverkehrs. Auch hier erwarten die Fahrgäste dringend Verbesserungen, die Staatsregierung als Besteller muß eine ausreichende Qualität des Verkehrs durchsetzen.

PRO BAHN fordert

Verantwortlich: Michael Werner

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