Tram-Westtangente München: Bauverzug ist ärgerlich / künftig zielorientierteres Vorgehen nötig

Medieninformation vom 15. April 2024

Der Fahrgastverband PRO BAHN zeigt sich verärgert darüber, dass die Baustelle Ammerseestraße der wichtigen Tram-Westtangente in Laim jetzt über einen Monat stillliegt, weil die Arbeiten für die Streckenkreuzung noch nicht gestartet sind. Obwohl nicht gebaut wird, wurde der Betrieb der Tramlinie 18 eingestellt.

Die Tram-Westtangente setzt den Verlauf der heutigen Tramlinien aus Schwabing zum Romanplatz fort, um in Laim S-Bahn und U-Bahn zu erreichen. Sie führt dann weiter über die Fürstenrieder und Boschetsrieder Straße bis zum U-Bahnhof Aidenbachstraße in Obersendling. Sie ist verkehrlich sinnvoll, verbindet die Münchner Stadtviertel direkt und trägt zur Entlastung der Münchner Bürger von Lärm und Gefahren des Straßenverkehrs bei. Derzeit soll laut Bauphasenplan die Kreuzung mit der bestehenden Tram 18 an der Ammerseestraße gebaut werden. Am Wochenende wurde bekannt, dass für diese Kreuzung seit über einem Monat die verkehrsrechtliche Anordnung des Mobilitätsreferats aussteht, auch wenn der Bau der Strecke längst durch die Regierung von Oberbayern genehmigt ist.

„Wenn schon nicht gebaut wird, hätte zumindest die Tram 18 bisher die ganze Zeit fahren können, anstelle mit Ersatzbussen Zusatzkosten zu erzeugen, und den Fahrgästen Zeit zu rauben“, so Andreas Barth, Münchner Sprecher des bundesweiten Fahrgastverbandes PRO BAHN „Es ist gelinde gesagt irritierend, dass auch gut einen Monat nach dem geplanten Baustart bislang noch keine Einigkeit zwischen der Stadt München und den Stadtwerken über die Baustellenabwicklung erzielt werden konnte. Der Stadtrat hat diese Strecke beschlossen, der Planfeststellungsbeschluss und damit die Baugenehmigung liegt vor. Dann muss es doch auch möglich sein, innerhalb der Verwaltung von Stadt und Stadtwerken einen Konsens zu erzielen und die Baustelle fortzuführen.“

Nimmt man die Einschränkungen beispielsweise beim Bau der Autotunnels am Mittleren Ring als Vergleich, so sind aufgrund der öffentlich verfügbaren Informationen die berichteten Bedenken nicht nachvollziehbar. Ebenso nicht nachvollziehbar ist der Mangel an Kommunikation und frühzeitiger Information bei Verzug durch die Stadtwerke als Bauherrin.

Mehr als der konkrete Bauverzug ärgert den Verband, dass Stadt und Stadtwerke damit einen unnötigen Anlass für die Gegner des öffentlichen Verkehrs zu liefern. „Wichtig ist daher der Blick nach vorne: Was wird gelernt, damit künftige Strecken und Bauabschnitte deutlich besser laufen und die Stadt sich nicht länger selbst im Weg steht? Es geht hier nicht um Schuldzuweisungen, sondern um das »Besser Werden«. Der große Erfolg des Ausbaus der öffentlichen Verkehrsmittel ab Mitte der 1960er Jahre beruht auch auf den klaren und eindeutigen Priorisierungen des damaligen Oberbürgermeisters Vogel, der sinnvolle Projekte, gut organisierte Baustellen aber auch baustellenbedingte Einschränkungen gezielt unterstützte“ so der PRO BAHN-Sprecher. Von außen betrachtet sieht es dagegen jetzt fast so aus, als hätte die Stadt mit ihren Stadtwerken in den knapp acht Jahren seit Eröffnung der Strecke nach Berg am Laim und damit ohne neue Tramstrecke im Bau zu viel Wissen verloren. Dies gilt, selbst wenn andere Verkehrsprojekte teils erheblich schlechter laufen. Eine wichtige Erkenntnis ist es daher auch, dass künftig der Trambahnausbau weitergehen muss und nicht wieder unter jahrelangen Unterbrechungen und damit neuem Wissensverlust leiden darf. In anderen Städten klappt die Bauabwicklung von Tramstrecken deutlich schneller, auch aufgrund einer besser abgestimmten Organisation.

München muss daher jetzt handeln und sich zukunftsfähig aufstellen. Nur damit kann die Mobilitätsstrategie umgesetzt werden, die Voraussetzung für eine klimaresiliente und damit zukunftsfähige Stadt ist. Ein guter öffentlicher Verkehr sorgt für eine bezahlbare Mobilität für alle. Der Tram-Ausbau ist für den guten öffentlichen Verkehr ein Schlüsselbaustein. Die Landeshauptstadt München hat sich mit dem ÖPNV-Bauprogramm die richtigen Maßnahmen vorgenommen. Diese Maßnahmen dürfen auf keinen Fall innerhalb der Verwaltung von Stadt und Stadtwerken zerrieben werden. Vielmehr müssen Stadt und Stadtwerke jetzt Tempo gewinnen, um ihre Beschlüsse auch umzusetzen.

Verantwortlich: Andreas Barth

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