München: Angebotskürzung bei der MVG bedroht Verkehrswende / zum heutigen Stadtratsbeschluss MVG-Leistungsprogramm

Medieninformation vom 8. September 2021

Der Fahrgastverband PRO BAHN kritisiert scharf die heute vom Stadtrat gebilligten Kürzungen beim MVG-Angebot. „Während alle von »Verkehrswende« reden und die Stadt sich auf ihrem eigenen Nahverkehrskongress gerne selbst lobt, wie toll doch das Angebot wäre, hat der Stadtrat die größte Kürzungswelle bei den Öffentlichen Verkehrsmitteln seit über einem Jahrzehnt durchgewunken, und versucht, dies mit teuren Maßnahmen in späteren Jahren zu kaschieren” beschreibt Andreas Barth, Münchner Sprecher des bundesweiten Fahrgastverbandes PRO BAHN den Unterschied zwischen Anspruch der Stadt und der Realität. Besonders kritisiert der Verband, dass zu den Kürzungen Bezirksausschuss und Verbände nicht angehört wurden. „Bürgerbeteiligung nur, solange es gute Nachrichten gibt, ist zu wenig und verfehlt auch hier den Anspruch, den die Stadt an sich selbst hat” so der PRO BAHN-Sprecher.

„Wenn die Stadt München ihren Anspruch an die Verkehrswende auch nur halbwegs ernst meint, dann muss unverzüglich wieder das komplette Angebot gefahren werden, das bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie bestand” fordert Andreas Barth. Derzeit entfällt der Takt 10 bis 10 bei Metrobus und Tram, und das Nachtnetz ist erheblich zusammengestrichen. „Nur allein auf mehr Angebot bei der U-Bahn zu setzen, und dafür abends und Nachts bei Bus und Tram weiterhin ein schlechteres Angebot als 2019 zu fahren weist eine deutliche Schieflage auf“ so der PRO BAHN-Sprecher. Damit werden nicht nur lange Wartezeiten erzeugt, sondern es herrscht auch teils eine drangvolle Enge in den Fahrzeugen. „Graphiken mit Fahrgastzahlen aus dem Jahr 2020 sind als Entscheidungsgrundlage nicht mehr geeignet, nachdem es 2021 erheblich weniger Einschränkungen aufgrund der Pandemie gibt, und zudem der Freistaat auch den Start von Clubs und Diskotheken gerade vorbereitet” kritisiert der Verband die Entscheidungsvorlage der Stadt. Nicht beachtet ist zudem, dass Bund und Land für 2021 alle Einnahmeausfälle erstatten, wenn das Angebot nicht gekürzt wird. Damit profitiert nicht einmal die Stadtkasse von der Angebotskürzung in 2021.

„Wenn der Stadt schon jetzt der Wille fehlt, das seit Jahren bestehende Angebot weiterhin anzubieten, wie soll denn dann erst der nötige Ausbau der Öffentlichen Verkehrsmitteln klappen, damit auch alle Platz haben, die gerne mitfahren wollen?“ so Andreas Barth.

Der Münchner Stadtrat hat heute beschlossen, auch künftig das Abend- und Nachtangebot bei Bus und Tram zu kürzen und Teile der Stadt weiterhin vom Nachtnetz abzuschneiden. Hingegen sollen neue Angebote im U-Bahn-Bereich erfolgen, die zwar erheblich teurer sind, aber deutlich weniger Nutzen für die Münchner bringen.

Besonders pikant: Während das bestehende Angebot der Öffentlichen Verkehrsmittel gekürzt wird, stellt die Stadt auch zusätzlich 1,3 Millionen Euro im Jahr für die Anbindung des Interim-Gasteig bereit. Damit soll unter anderem Autofahrern der Fußweg zum Parkplatz erspart werden. „Wenn man genug Geld hat, kann man da gerne auch einen Bus fahren lassen, um Autofahrern einen Fußweg zu ersparen, der woanders bedenkenlos Fahrgästen zugemutet wird. Wenn nicht genug Geld da ist, muss man Priorisieren. Und die Priorität scheint in München derzeit nicht bei der Verkehrswende und dem dringend nötigen Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs zu liegen.” so der PRO BAHN-Sprecher.

Verantwortlich: Andreas Barth

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