PRO BAHN legt Papier zur Reform der MVV-Tarifstruktur vor
Medieninformation vom 25. April 1997
"Ein Nahverkehrstarif muß so einfach sein, daß ihn auch der Gelegenheitsfahrgast versteht", so Ernst Huber, Vorsitzender von PRO BAHN in Oberbayern. Derzeit erfülle der MVV-Tarif diese Bedingung nicht. Darüber hinaus setze der Tarif die Kunden des MVV sachlich nicht nötigen Ungerechtigkeiten aus. "An vielen Stellen des Verbundgebietes werden die Bürger dadurch von einer stärkeren Nutzung des öffentlichen Verkehrs abgeschreckt", warnt Ernst Huber, denn "trotz eines guten MVV-Leistungsangebots werden zahlreiche Wege mit dem PKW zurückgelegt".
Voraussichtlich für 1998 ist eine grundsätzliche Reform des MVV-Tarifs geplant. Da die Diskussion dazu in den Entscheidungsgremien nun beginnt, hat der Fahrgastverband PRO BAHN seine Vorstellungen zu diesem Thema in einem Positionspapier dargelegt. Das Papier wurde der Stadt München, allen beteiligten Landkreisen, dem bayerischen Wirtschafts- und Verkehrsministerium und der MVV GmbH zugesandt, damit die Meinung der Fahrgäste in der Diskussion berücksichtigt wird.
Nach Meinung von PRO BAHN werden derzeit günstige MVV-Angebote wie die Grüne Karte, Tageskarten und Mehrtageskarten oder auch der Jugendpaß nicht aggressiv genug beworben. "Diese Angebote könnten bei richtigem Marketing verstärkt zum Umsteigen auf den öffentlichen Nahverkehr beitragen" prognostiziert der PRO BAHN-Sprecher. Die Darstellung der einzelnen Tarifangebote sei selbst im MVV-Fahrplanbuch zu unübersichtlich.
An eine geplante Reform der Struktur des MVV-Tarifs stellt PRO BAHN folgende Mindestanforderungen:
- Änderungen in der Tarifstruktur dürfen keine
verdeckten Tariferhöhungen sein. In der Vergangenheit wurden
beispielsweise die beliebten 24-Stunden-Karten in Tageskarten
umgewandelt. Dies war de facto eine Tariferhöhung, die
einseitig zu Lasten der Fahrgäste ging.
- Die vielen verschiedenen Fahrscheine sorgen häufig
für Verwirrung. Hier kann eine Reduzierung die
Übersichtlichkeit erhöhen. So sind zum Beispiel
Einzelfahrscheine unnötig, die genauso viel kosten wie eine
Tageskarte für das gesamte Verbundgebiet.
- Zur Verbesserung der Übersichtlichkeit ist eine
Reduzierung der Preisstufen im Bartarif notwendig.
- Die Grüne Karte muß genau wie die anderen
Zeitkarten in einem verbilligten Jahresabonnement erhältlich
sein.
- Alle Wochen- und Monatskarten - auch die Grüne Karte -
sollten nicht mehr an Kalenderwoche oder Kalendermonat gebunden
sein. Wer zum Beispiel von einer Reise an einem Dienstag
zurückkehrt, muß auch für den Zeitraum von
Dienstag bis Montag eine Wochenkarte erstehen können.
- Die Tageskarten müssen wieder in 24-Stunden-Karten
umgewandelt werden. Dies erlaubt eine flexiblere Handhabung und
ist kundenfreundlicher.
- Tarifsprünge von 100
Tarif für öffentliche Verkehrsmittel nicht vorkommen.
Tarifgrenzen dürfen nicht zu so starken Barrieren werden,
daß sie das Verkehrsverhalten maßgeblich
beeinflussen. Die psychologische Wirkung solcher Regelungen wirkt
sich negativ auf das Gesamtbild des öffentlichen Verkehrs
aus.
- Der Kurzstreckentarif muß in sich logischer werden. Es
darf nicht sein, daß der Fahrpreis unterschiedlich ist,
wenn eine Linie zu verschiedenen Zeiten verschiedene Wege
fährt. Es darf ebenfalls nicht sein, daß für eine
bestimmte Strecke auf dem Hinweg ein anderer Preis zu bezahlen
ist als auf dem Rückweg.
- Die Einteilung der Tarifzonen muß in vielen Bereichen
korrigiert werden. Sie sollte sich stärker an
tatsächlichen Verkehrsbedürfnissen und
Siedlungsstrukturen orientieren. Sinnvolle Linienführungen
dürfen nicht durch Tarifgrenzen behindert werden. Eine
stärkere Anlehnung an politische Strukturen ist sinnvoll.
Als Konsequenz erwarten wir unter anderem, daß die
Gemeinden stärker motiviert sind, sich politisch und
finanziell für den öffentlichen Verkehr einzusetzen.
- Eine zumindest teilweise Anerkennung der Bahncard in
Verbundverkehrsmitteln ist sinnvoll und notwendig. Dadurch werden
Nahverkehr und Fernverkehr stärker miteinander verzahnt. Das
Fahren von Tür zu Tür muß auch mit
öffentlichen Verkehrsmitteln einfach möglich sein.
Besitzer der Bahncard dürfen nicht dadurch bestraft werden,
daß die Deutsche Bahn bestimmte Leistungen innerhalb von
Verkehrsverbünden erbringt.
- Zusammen mit der Deutschen Bahn AG sind geeignete
Maßnahmen zu ergreifen, um Tarifsprünge an der
MVV-Außengrenze abzumildern. Viele Fernpendler fahren trotz
guter Anbindung durch den regionalen Schienenverkehr aus
finanziellen Gründen mit dem PKW zu einer S-Bahn-Station im
MVV-Gebiet. Dadurch werden Ortschaften am Rand des MVV-Gebiets
unnötig mit Autoverkehr belastet.
Das komplette Positionspapier ist im
Internet
unter http://www.pro-bahn.de/muenchen/tarif/
verfübar oder kann gegen Zusendung von 4 DM in Form von Briefmarken bei PRO BAHN, Schwanthalerstr. 74, 80336 München angefordert werden.
Verantwortlich: Ernst Huber
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