Fahrgäste befürchten Kahlschlag im Busnetz

Medieninformation vom 4. März 1997

"Die Einstellung der Linie 219 zwischen Garching und Ismaning ist ein Rückschritt für die Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs in den Nordgemeinden" warnt Andreas Barth, Münchner Sprecher des Fahrgastverbandes PRO BAHN. Diese wichtige tangentiale Verbindung, die erst im Oktober 1995 anläßlich der U-Bahn-Verlängerung nach Garching-Hochbrück eingerichtet wurde, soll auf Vorschlag des MVVs wegen zu niedriger Fahrgastzahlen gestrichen werden. Der Garchinger Hauptausschuß hat der Einstellung bereits zugestimmt.

Die niedrigen Fahrgastzahlen sind nach Ansicht des Fahrgastvertreters jedoch "kein Ausdruck eines mangelnden Interesses an dieser Strecke, sondern Ergebnis einer den Fahrgästen in keinster Weise entgegenkommenden Fahrplangestaltung." Immer wieder kritisierte Mängel wie die Abfahrt des Busses eine Minute vor Ankunft der S-Bahn in Ismaning und der nicht vorhandene Abendverkehr wurden im wesentlichen nicht korrigiert. "Uns ist unverständlich, warum hier nicht zunächst der Fahrplan optimiert wird, um dann nach einem Jahr nochmals die Fahrgastzahlen zu überprüfen" so Andreas Barth weiter. Bereits vor der U-Bahn-Eröffnung warnte der Fahrgastverband PRO BAHN in einem Schreiben an Kommunen und MVV vor den Folgen der umgesetzten Linienkonzeption. Zwischenzeitliche Verbesserungsvorschläge - zuletzt einen Woche vor dem verhängnisvollen Garchiger Beschluß - wurden ignoriert. Als Lösung wurde unter anderem vorgeschlagen, durch einen Tausch mit dem Weg der Linie 230 durch das Ismaninger Gewerbegebiet die Abfahrzeit der Linie 219 in Ismaning an die Ankunft der S8 anzupassen. Der dann notwendige zusätzliche Bus könnte durch Optimierungsmaßnahmen bei der Linie 230 - zum Beispiel eine Verknüpfung mit der Linie 285 - wieder eingespart werden. Bezogen auf die Fahrzeugkilometer, nach denen abgerechnet wird, wäre diese Lösung kostenneutral.

Ergänzend hatte PRO BAHN vorgeschlagen, in Garching Süd eine Busschleuse auf die alte Bundesstraße 471 zu errichten, damit die Abhängigkeit des Fahrplans von Verkehrsaufkommen gemindert wird. Die Option der Busschleuse, die zuverlässig und kostengünstig realisierbar ist, wurde von offizieller Seite nie geprüft. "Es ist billiger, einmal 50000 Mark für eine Busschleuse auszugeben, als jedes Jahr ein Vielfaches davon für im Stau stehende Busse" so der Sprecher.

Auch die Vorschläge von PRO BAHN zur Ausschöpfung eines größeren Fahrgastpotentials wurden nicht umgesetzt. Weder wurde ein Abendverkehr eingerichtet, der unter anderem auch den Besuchern der gemeinsamen Volkshochschule der Nordgemeinden die Nutzung der Linie hätten erlaubt hätte, noch wurde versucht durch einen Wochendverkehr den dann startenden Charterfluggästen das Erreichen der Flughafen-S-Bahn zu ermöglichen. "Hier wurde ganz klar an wesentlichen Fahrgastpotentialen vorbeigeplant." so PRO BAHN. Es spricht nicht für den Lösungswillen der Verantwortlichen, wenn als Antwort auf die Probleme nur eine Einstellung diskutiert wird und Alternativen nicht erörtert werden. "Die Fahrgäste sollen mal wieder die Rechnung zahlen" so der Sprecher.

Die einzige logische Konsequenz aus den geringen Fahrgastzahlen wäre die sofortige Umsetzung der PRO BAHN-Vorschläge, denn "dort wo sie umgesetzt wurden, sind die Fahrgastzahlen gestiegen" so Andreas Barth, auch "auf dem 219er - aber nur zwischen Garching und Unterschleißheim".

Verantwortlich: Andreas Barth

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