Stellungnahme zum Leistungsprogramm der MVG 2016/17

Nachfolgend die Stellungnahme zum Leistungsprogramm. Diese Stellungnahme ist auch als pdf-Datei erhältlich.

Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für die Übersendung des Entwurfs des Leistungsprogramms 2016/17.

Vorab einige Anmerkungen: Die Unterteilung der Maßnahmen in verschiedene Kategorien halten wir für grundsätzlich sinnvoll. Allerdings sind alle drei Kategorien dringend benötigt, wir vermissen weitere Kategorien "D: zur Umsetzung der verkehrspolitischen Ziele notwendig" und "E: wünschenswert".

Die Verbesserung der Öffentlichen Verkehrsmittel bleibt weit hinter dem Notwendigen zurück, wenn die Aussagen zur Klima- und Verkehrswende ernst gemeint sind. München vergisst gerade die Erfahrungen der 80er Jahre, dass ein gutes Angebot von den Fahrgästen dankbar akzeptiert wird, und daher eine angebotsorientierte Verkehrspolitik zur Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel beiträgt. Derzeit wird eher nur das gemacht, was aufgrund der Nachfrage nicht mehr vermeidbar ist. Daher finden die meisten der vorgeschlagenen Maßnahmen auch unsere Zustimmung, nur: es sind viel zu wenige.

Teure U-Bahn-Strecken zu propagieren ist hier keine Lösung, sondern lenkt nur von den eigentlichen Problemen ab. Der Öffentliche Nahverkehr leidet unter Geldmangel, und unter dem Mangel an attraktiven Tangenten und mittelgroßen Sammlerlinien, für die eine Tram prädestiniert wäre. Die bestehenden Zulassungsprobleme für Tram und U-Bahn sind nicht mehr nachvollziehbar, und müssen von der Stadtspitze auf höchster Ebene thematisiert werden -- für den High-Tech-Standort München ist die aktuelle Situation eine Blamage.

München braucht ein flächendeckendes dichtes Angebot, und ein Verständnis für funktionierenden Öffentlichen Nahverkehr, attraktive Verbindungen und Umsteigeorte. Die politische Verantwortung dafür trägt der Stadtrat, er muss auch die notwendigen Gelder dafür bereitstellen, was er ja beim Straßenbau und -erhalt auch tut.

Daher lehnen wir auch ab, die Buslinie 52 in die Au, Untergiesing und zum Tierpark vom Marienplatz zu verbannen. Der direkte Umsteigeknoten zur U- und S-Bahn im Stadtzentrum ist wichtig und funktioniert. PRO BAHN fordert, die Buslinie so schnell wie möglich wieder zum Marienplatz fahren zu lassen.

Die von uns vorletztes Jahr monierten Mängel bei den Verstärkerzügen der U2 bis Milbertshofen und den Umsteigezeiten zwischen U-Bahn und S-Bahn am Heimeranplatz bestehen leider weiterhin, ebenso die Anmerkung zu den U-Bahn-Takten und den Umsteigezeiten. Unsere Stellungnahmen bleiben hier unverändert gültig.

Ebenso vermissen wir auch weiterhin die Umsetzung der vorletztes Jahr angekündigten Buslinie 101.

Alle strukturellen Themen, die wir in den letzten Jahren angesprochen haben, harren noch ihrer Bearbeitung und nachfolgender Umsetzung.

 

Zu den Maßnahmen im Detail:

 

U-Bahn:

A1 - U2: Wir nehmen eine hohe Auslastung bis einschließlich der Stationen Frankfurter Ring und Am Hart wahr, eine Verlängerung der Verstärker-U-Bahnen bis dorthin wäre daher angemessen. Außerdem bitten wir auf das möglichst gute Funktionieren der Korrespondenzhalte am Scheidplatz zu achten, was bislang leider zu häufig nicht der Fall ist.

C5 - U4: Wir begrüßen die von uns in den Vorjahren geforderte Angleichung des Ferienfahrplans an den Normalfahrplan. Insgesamt sehen wie die Anzahl der verschiedenen Fahrplanzustände weiterhin als kritisch, insbesondere wenn die Ausnahme nur relativ wenige Tage umfasst. Daher würden wir auch an anderer Stelle gerne weitere Ausnahmen abbauen, für einen attraktiven Nahverkehr wäre dies auf alle Fälle sinnvoll.

Bei Strecken mit mehr als einer Linie sollte wieder auf gleichmäßigen Taktabstand geachtet werden, da dies zu einer besseren Verteilung der Fahrgäste beiträgt. Längere Wartezeiten als fünf Minuten sind auf Innenstadtabschnitten auch am Wochenende ein Beitrag zum unnötig schlechten Ruf des Öffentlichen Verkehrs.

 

Tram:

Die Notwendigkeit so vieler Taktverdichtungen zeigt, wie attraktiv der Beitrag der Tram zum Verkehrsnetz ist. Entsprechend wäre der Bau der ausstehenden Strecken sinnvoll, insbesondere der West- und Nordtangente, und die Konkretisierung weiterer Planungen.

A1 - Tram 15: Das gleiche Angebot in den Ferien wie in der Schulzeit begrüßen wir ebenso wie bei der U4. Im Sinne einer hohen Angebotsqualität auf den Haupt-Tram-Achsen ist ein durchgehender 5-Minuten-Takt sinnvoll und sollte weiter ausgedehnt werden.

Halteposition Tram 27/28 Sendlinger Tor: Wir beobachten oft, dass Trambahnen in der Kurve so halten, dass die Umsteigewege zur U-Bahn maximal sind. Wir schlagen vor, die frühere Ausstiegshaltestelle (vor den Apotheken / ADAC) verstärkt zu nutzen, oder aber direkt zur Abfahrtshaltestelle vorzufahren.

Tram Barer Straße: Die Notwendigkeit von sehr dichten Takten zu früher als Randzeiten betrachteten Tageszeiten belegt, dass ein gutes Angebot mit einer Tram eine urbane Situation bereichert. Dies sollte als Ansporn und Anreiz auch für andere Orte in München dienen.

C5 - Tram 28: Da am Wochenende kein so großer Fahrzeugengpass besteht, könnte es sinnvoll sein, die Verstärker am Wochenende nicht zum Scheidplatz sondern bis zum Nordbad und dann weiter Richtung Petuelring fahren zu lassen.

 

Bus:

A - Bus 57: Die anhaltend hohe Nachfrage spricht für eine zügige Umstellung auf eine Tram. Selbst wenn man eine U-Bahn auf dieser Achse anstrebt, so ist aufgrund der notwendigen Finanzierungs- und Bauzeiträume ein Vorlaufbetrieb mit einer Tram sinnvoll.

A - Bus 58: Die regelmäßige Notwendigkeit der Taktverdichtung auf dieser Strecke spricht dafür, den Fehler der Einstellung der Tram 17 jetzt auch auf dem Südast wieder zu korrigieren, und eine neue Tramstrecke zu errichten. Die höhere Attraktivität einer Schienenverbindung würde zudem wie in der Vorlage dargestellt noch zu einer weiteren Entlastung der überlasteten zentralen U-Bahn-Strecken und des Bahnhofs Sendlinger Tor führen, und ist schon alleine durch die damit ersparten Kosten sinnvoll.

A - Bus 151: Damit entsteht ein 5-Minuten-Takt auf der Fürstenrieder Straße. Aufgrund der hohen Fahrgastzahlen und der Reduzierung des Autoverkehrs auf der Fürstenrieder Straße durch den Tunnel am Luise-Kiesselbach-Platz fordert PRO BAHN die sofortige Einrichtung einer durchgehenden, baulich mit einfachen Mitteln gesicherten Busspur zwischen Kreuzung Boschetsrieder Straße / Drygalskiallee und dem Laimer Kreisel. Diese Busspur hat dann mehr Nutzer als jede der Autospuren - betrachtet man richtigerweise die Zahl der Nutzer und nicht die der Fahrzeuge. Perspektivisch sollte diese dann bald durch die vom Stadtrat 1991 einstimmig beschlossene Tram-Westtangente abgelöst werden.

A - Bus 170: Mit dem damit umgesetzten Takt besteht dann bereits ein Angebot, das unmittelbar den Bau der Tram 23/24 nahelegt. Die Variation der Linienführung am Samstag betrachten wir grundsätzlich als kritisch, da verschiedene Linienführungen zu verschiedenen Tageszeiten die Attraktivität unnötig beeinträchtigen. In diesem Einzelfall mag dies gerechtfertigt sein, bitten aber auch die MVG, sich dies auch in den Folgejahren noch einmal kritisch anzuschauen und gegebenenfalls wieder für eine Vereinheitlichung zu sorgen.

A - Beschleunigung Bus 50/60: Die Beschleunigung begrüßen wir ausdrücklich. Allerdings befürchten wir, dass insbesondere in den staugefährdeten Bereichen dies zeitweise nicht in ausreichender Qualität funktioniert, und schlagen daher die Einrichtung von Busspuren an dieser Stelle vor.

B - Tierparkexpress: Grundsätzlich sehen wir die Einrichtung einer Direktverbindung vom Hauptbahnhof zum Tierpark als sinnvoll an. Dies ersetzt aber nicht die Notwendigkeit, auch vom Marienplatz mit dem Bus 52 in die Au und nach Untergiesing gelangen zu können. Hier ist uns bisher noch kein attraktiver Vorschlag bekannt, wir fordern die Stadt dringend auf, den Bus 52 wieder zum Marienplatz fahren zu lassen.

Zudem sollten die vorhandenen P+R-Plätze, insbesondere an der U3-West, für die Tierparkerschließung genutzt werden. Beispielsweise könnte in Fürstenried und an der Aidenbachstraße eine Kombikarte direkt für P+R-Platz, U-Bahn-Fahrt und Tierparkeintritt verkauft werden - dies wäre eine Attraktivitätssteigerung für die Besucher, und eine Entlastung der ökologisch wertvollen Isarauen. Nachdem sowohl Nahverkehr als auch Tierpark städtisch sind, sollte dies nicht schwierig umzusetzen sein.

B - Bus 153: Dieser Verlängerung betrachten wir als sinnvoll. Sie führt zudem auch durch eine neue Querverbindung zur Entlastung der überlasteten Innenstadt.

 

Weitere Maßnahmen:

Nachtlinien N19/N27: Angesichts des doch immer dichteren Angebotes wäre es überlegenswert, ob nicht eine Umstellung der Trambahnlinien 19/27 im entsprechenden Bereich auf einen durchgehenden 10-Minuten-Takt in den nächsten Jahren ansteht. Dies würde dann auch konsistent zur Taktverdichtung in der Barer Straße passen.

Bus 193: Der weite Abstand der beiden Richtungen der Haltestelle Ludwig-Moser-Straße legt nahe, über eine Umbenennung einer der Richtungen nachzudenken.

 

Sonstiges:

Betriebshöfe: Aufgrund der erhöhten Nachfrage sind weitere Betriebshöfe notwendig. Wir unterstützen die Planungen der MVG.

Zulassung U-Bahn/Tram: Eine stärkere Unterstützung der Politik ist unbedingt notwendig. Das unnötige Abstellen von betriebsbereiten Fahrzeugen bei gleichzeitiger Überlastung ist Verschleuderung von öffentlichem Geld.

Tram 19: Der Abschnitt Stachus - Fürstenrieder Straße ist oft überlastet. Eine Ergänzungslinie tagsüber zum 5-Minuten-Takt würde sich hier anbieten. Ebenso würde sich - mindestens auf diesem Abschnitt - ein Verschieben des Ende des 10-Minuten-Taktes auf nach 22 Uhr anbieten.

Umstiege: Eine Absicherung der Umsteigemöglichkeiten ist insbesondere bei schlechtem Angebot notwendig. Dies gilt beispielsweise bei Tram 19/Bus 62 an der Haltestelle Lautensackstraße im Spätverkehr.

 

Wir bitten Sie, Ihre Vorschläge im angesprochenen Sinne zu ergänzen.

Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

gez. Andreas Barth
(Leiter SKG München)