Lese-Tipp

Straßenfeger

Der öffentliche Nahverkehr kommt in der zeitgenössigen Literatur recht selten vor. Garnicht existent sind ÖPNV-Krimis - in "Normalkrimis" wird praktisch immer nur Auto gefahren, mal von wenigen Klassikern wie dem "Orient-Express" abgesehen.

Seit "Straßenfeger" von Karen Adams (Heyne-Verlag, ISBN: 3-453-86944-3, 297 Seiten, 7,95 Euro) ist diese Lücke geschlossen: Es ist naheliegend, dass die Handlung eines solchen Buches in Karlsruhe spielen muß. Die Hauptrolle spielt neben einer Polizistin und einem amerikanischen Privatdetektiv die Karlsruher Stadtbahn. Es geht um die Aufklärung der Umstände, wieso innerhalb kurzer Zeit etliche Personen von der Straßenbahn überfahren wurden. Klar, dass das nicht nur unglückliche Unfälle waren.

Das Buch ist flott geschrieben, mit Liebe zum schienengebundenen Verkehr, und es lebt von vielen kleinen Details, die der Autorin als Amerikanerin wohl an der deutschen Lebensweise aufgefallen sind und die sie auf die Personen der Geschichte projiziert. Dazu gehört natürlich die Liebe zum Auto, obwohl es mit der Stadtbahn genauso gut geht, aber auch die Schilderung typisch deutscher Gewohnheiten (z.B. bei der Nutzung von Balkonen). Nett sind zum Beispiel auch Szenen, wenn der Privatdetektiv im Rahmen einer Verfolgungsjagd spontan einen Zug benutzen muß - natürlich ohne Fahrschein - und prompt in eine Kontrolle gerät. Gerade die humorvollen Passagen lassen den "eigentlichen Fall" manchmal in den Hintergrund treten - wer letztlich für die Todesfälle verantwortlich ist, ist dann fast schon egal. Am Rande sei noch vermerkt, dass es der Autorin sogar fast gelingt, eine gewisse Sympathie für einen Graffiti-Sprayer zu erzeugen.

Die Autorin schreibt in ihrem Nachwort, dass sie eigentlich den ersten Karlsuhe-Krimi schreiben wollte, ihr dann aber die "Konkurrenz" zuvorkam. Nun ist es eben der ersten Stadtbahn-Krimi geworden - auch was schönes! Mir hat das Buch jedenfalls gut gefallen.

Übrigens: auch im Kundenmagazin des Karlsruher Verkehrsverbunds hat das Buch eine sehr positive Bewertung erfahren, obwohl manche Figur der Verkehrsbetriebe ironisch etwas überzeichnet wurde. Wie schreibt der KVV: "... hat sie, so viel kann verraten werden, etliche Details und Charaktere ziemlich nahe an der Realität angesiedelt".

Autor: MWie