Positionen

Der Nah- und Regionalverkehr auf der Schiene hat Zukunft!

12 Thesen aus der Sicht der Fahrgäste

A. nur mit der (richtigen) Politik kann der SPNV überleben

  1. Die Politik muss für eine kostengünstige und effiziente Infrastruktur sorgen
    Schiene und Straße können nur dann kostengünstig produzieren, wenn die Infrastruktur stimmt. Aufwendige Kunstbauten (Tunnel) sind längst nicht überall nötig, wo sie gebaut werden. Wiederinbetriebnahmen, Lückenschlüsse und auch Neubaustrecken dürfen im SPNV kein Tabuthema sein.

  2. Raumordnung und ÖPNV - Planung dürfen nicht getrennt werden
    Nur wenn sich die Raumordnung mit der Planung von Freizeitanlagen, von Industriestandorten,... am ÖPNV, vornehmlich an der Schiene orientiert, hat auch hier der SPNV eine echte Chance.

  3. Der (regionale) Güterverkehr wurde bei den Regionalisierungsgesetzen vergessen
    Gerade in der "Fläche" kann der Güterverkehr einen nicht unbeträchtlichen Teil der Infrastrukturkosten mit erwirtschaften. Gerade regionale Bahnen zeigen, was hier möglich ist.

  4. Der ÖV droht im MIV (motorisierten Individualverkehr - sprich "Mief") zu ersticken
    Nur wenn die Wettbewerbsbedingungen zwischen ÖV und MIV angeglichen werden, wird es keinen Ausverkauf geben.

  1. Wettbewerb fördert Konkurrenz und damit die Qualität
    Regionale NE - Bahnen machen es vor - mehr Qualität zum günstigeren Preis, ohne Wasserkopf, mit mehr Nähe zum Besteller (Land, Kreis) und zum Fahrgast. Durch den Konkurrenzdruck ist die DB Regio schon viel besser geworden.

  2. Konkurrenz und Wettbewerb müssen gerade beim ÖPNV festen Regeln unterliegen
    Die billigste Lösung nützt dem Fahrgast nichts. Mindeststandards müssen eingehalten werden. Qualitätskontrolle setzt bereits in der Ausschreibung an.

  3. Die überregionalen Regelungen von Preisen, Fahrplänen und Auskünften dürfen nicht verloren gehen
    Der Öffentliche Verkehr ist ein System und darf durch verschiedene Anbieter nicht zerstückelt werden. Auskünfte und Fahrkarten muß der Kunde überall und in alle Orte bekommen. Fahrpläne, Preise einerseits wie auch Anschlüsse von und zu anderen Systemteilen des ÖV dürfen keine Geheimwissenschaft werden.

  4. Kunden sind nicht die "Einkäufer" - Kundenbeiräte als Qualitätskontrolle
    Der ÖPNV - Markt unterscheidet sich von anderen Märkten dadurch, daß Kunden und "Einkäufer" (= Besteller) nicht identisch sind. Nur mit Kundenbeiräten, nur mit einem Mitspracherecht der Fahrgastverbände gibt es einen überlebensfähigen ÖPNV. Sie sollten - wie in Großbritannien - gesetzlich verankerte Rechte und Einflussmöglichkeiten haben.

C. Auch DB Regio ist gefordert

  1. Der Kunde will den ÖPNV aus einem Guß: Zug - Bus - Taxi
    Kaum ein Kunde wohnt im Bahnhof oder will dorthin. Nur im Verbund aller Nahverkehrsmittel (DB Regio, NE-Bahn, kommunaler oder privater Bus und dem Taxi in all seinen Varianten ) kann eine durchgehende Reisekette hergestellt werden, wie der Kunde sie braucht.

  2. Der Kunde will per Express aus der Region ins Zentrum
    Der Bummelzug ist nicht mehr gefragt, der Kunde nutzt den Zug nicht, wenn er nur halb so schnell wie das Auto ist. DB Regio muß verstärkt auf Neigezüge setzen und darf auch vor 200 km/h und der Mitbenutzung von Hochgeschwindigkeitsstrecken nicht zurückschrecken.

  3. Der Kunde will pünktliche Züge
    Fahrpläne müssen so "gestrickt" werden, daß sie auch in der Praxis funktionieren. Im Blockabstand hinter dem Fernzug ist die Verspätungsgefahr besonders groß. Auf eingleisigen Strecken dürfen nicht alle Kreuzungsmöglichkeiten entfernt werden.

  4. Der Kunde will ernst genommen werden
    Der Fahrgast ist Kunde, kein Beförderungsfall. Auch wenn schon vieles besser geworden ist, bei der Information des Kunden mangelt es noch häufig, vor allem bei Unregelmäßigkeiten müssen die Informationen schnell und klar herübergebracht werden, die Begründung darf nicht vergessen werden.

Text: April 2000