Positionen
Der BahnCard-Kunde im Nahverkehr des neuen Preissystems
Hinweis: Wir beziehen uns hierbei auf verschiedenste Presseveröffentlichungen und deren Bestätigung durch die DB AG. Die Preise des jetzigen Systems beruhen auf dem derzeitigen Stand. Für die Vergleichsrechnung haben wir im neuen System keine Preiserhöhung unterstellt - die DB hat jedoch bereits eine von über 3 % angekündigt. Die Frühbucherpreise und der BahnCard-Preis sind Schätzungen aufgrund der obigen Veröffentlichungen.
Für den BahnCard-Inhaber, den Stammkunden, werden sich im neuen Preissystem im Nahverkehrs massive Preiserhöhungen von bis zu 50 % ergeben. Auf Strecken, wo Züge des Fernverkehrs parallel zu Zügen des Nahverkehrs fahren und heute Preisgleichheit ( mit Ausnahme der Zuschläge) besteht, wird der Fernverkehr - bei Frühbuchungen von max. 1 Woche - deutlich billiger. Darüber hinaus werden Pendler stark betroffen sein, die wegen einer Teilzeitbeschäftigung oder aus anderen Gründen nur 2-3 mal /Woche den Zug nehmen, und für die sich keine Zeitkarte lohnt. Wir möchten Ihnen dies an zwei Beispielen verdeutlichen:
Einzelfahrt eines BahnCard-Kunden z.B. zwischen Hamburg und Kiel
Heute | Neues Preissystem | |||
Inter-City | ||||
Normalpreis | 37,00 DM | zwischen ca. 33,00 DM und ca. 20,00 DM * | ||
Mit BahnCard | 22,00 DM | zwischen ca. 25,00 DM und ca. 15,00 DM * | ||
Regional Express | ||||
Normalpreis | 30,00 DM | ca. 30,00 DM | ||
Mit BahnCard | 15,00 DM | ca. 22,50 DM |
* Im neuen Preissystem wird es Relationspreise geben, wo der IC-Zuschlag in den Fahrpreis eingerechnet wird, wie heute beim ICE. Der Preis Hamburg - Kiel könnte so etwa bei 33,00 DM liegen. Durch Frühbuchungen kann dieser Preis deutlich gesenkt werden, die hier angegebenen Werte sind realistische Schätzungen, Abweichungen sind möglich, nicht aber in den Größenordnungen der Unterschiede von Regional- und Fernverkehr der günstigsten Stufe.
Für den BahnCard-Kunden verteuert sich die Einzelfahrt im regionalen Verkehr damit um 50%. Nicht berücksichtigt ist hierbei die Tatsache, daß vermutlich der Preis der BahnCard sinken wird. Viele BahnCard-Kunden rechnen sich aber i.d.R. den Nutzen ihrer BahnCard bereits im Fernverkehr aus und nutzen den - nun preisgünstigen - Nahverkehr zusätzlich aus und lassen ihr Auto stehen. Es ist zu befürchten, daß diese Kundengruppe künftig häufiger auf den PKW umsteigt, da sie nicht bereit sind 50 % mehr für eine gleiche Leistung zu bezahlen. Aus Sicht des Regionalverkehrs sehen wir hier einen dringenden Änderungsbedarf, sei es durch die Beibehaltung der BahnCard mit 50 % Rabatt als eine "BahnCard Gold" oder durch andere Tarifangebote, wie z.B. Tagesrückfahrkarten, deren Rabatt zusammen mit der BahnCard auch wieder in der Größenordnung 50% liegen müßte.
Pendler, für die sich eine Zeitkarte nicht lohnt
am Beispiel Schleswig - Kiel (60 km)
(Rückfahrkarte mit BahnCard 15,40 DM)
Heute | Neues Preissystem | |||
70 Fahrten/Jahr | ||||
BahnCard | 270 DM | ca. 150 DM | ||
70 Hin- und Rückfahrten | 1078 DM | 1617 DM | ||
Kosten pro Jahr | 1348 DM | ca. 1767 DM | ||
Mehrkosten | ca. 419 DM | |||
100 Fahrten/Jahr | ||||
BahnCard | 270 DM | ca. 150 DM | ||
100 Hin- und Rückfahrten | 1540 DM | 2310 DM | ||
Kosten pro Jahr | 1810 DM | ca. 2460 DM | ||
Mehrkosten | ca. 650 DM |
Obwohl PRO BAHN die bereits angekündigte Preiserhöhung von über 3% nicht mit in die Rechnung einbezogen hat, ergeben sich massive Preiserhöhungen, die sich auch nicht bei geringfügiger Preisänderung der BahnCard im Grundsatz verändern. Ein Teil dieser Art von Pendlern wird nach diesen Preiserhöhungen auf das Auto ausweichen oder zumindest die Bahn deutlich seltener nutzen. Ebenso befinden sich in diesem Marktsegment auch sozial schwächer Gestellte, meist Frauen, die mit einer Teilzeitbeschäftigung etwas hinzuverdienen - hier zeichnet sich zusätzlich auch sozialpolitischer Sprengstoff ab.
Als Lösung der Probleme könnte wieder die oben erwähnte BahnCard Gold dienen, oder aber Mehrfahrtenkarten oder Teilzeitmonatskarten. Auch elektronisch rabattierte Chipkarten wären denkbar.
gez. Karl-Peter Naumann
PRO BAHN
Bundesvorsitzender und Leiter der Tarifkommission der Fahrgastverbände