Positionen

Gemeinsamer Brief
der Verbände PRO BAHN, VCD, BUND und DBV
zur Bahncard und dem neuen Preissystem der DB AG

Der Fahrgastverband PRO BAHN befindet sich seit Anfang des Jahres gemeinsam mit anderen Fahrgastverbänden wie dem Verkehrsclub Deutschland (VCD), dem Deutschen Bahnkundenverband (DBV), dem Bundesverband deutscher Eisenbahnfreunde (BDEF) sowie dem Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) in einem intensiven Dialog mit der Bahn zum neuen Preissystem. Dazu haben bereits mehrere Arbeitsgespräche stattgefunden, in denen die Verbände ihre Anregungen und Bedenken zur künftigen Preisgestaltung der DB vorgetragen haben. Die Bahn hat versprochen, diese im Rahmen der Entwicklung des neuen Preissystems zu überprüfen und bei Machbarkeit zu berücksichtigen. Die Arbeitsgespräche sollen weitergeführt werden und wir werden uns in diesem Rahmen weiterhin für ein kundenfreundliches Tarifsystem einsetzen.

Die Deutsche Bahn plant ihr Preissystem wesentlich zu vereinfachen um mehr Transparenz und Kundenfreundlichkeit herzustellen. Gleichzeitig soll das Bahnfahren günstiger und damit für die Kunden attraktiver werden. Die genannten Verbände unterstützen diese Zielsetzung grundsätzlich. Das heutige Preissystem ist viel zu undurchsichtig (über 500 Ermäßigungen, Sonderregelungen und Ausnahmen) und auch die Bahncard hat aus unserer Sicht nicht den gewünschten Erfolg.

Meßlatte aller Verbände für das neue Preissystem sind:

  • Ein leichterer Zugang zum System Bahn, durch ein einfaches und verständliches Tarifsystem

  • Attraktivere Preise, um mehr Kunden für die Bahn zu gewinnen (Bahnfahren muss auch für Autofahrer ohne Bahncard preislich attraktiv sein),

  • Die Beibehaltung der freien Zugwahl, d.h. keine Einführung einer umfassenden Vorbuchungs- oder Reservierungspflicht

  • Keine Benachteiligung bzw. Verschlechterung für einzelne Kundengruppen sowie

  • mehr Familienfreundlichkeit, keine systematischen Härten.

Weitere Punkte, auf die wir achten werden, sind zudem die Fahrradmitnahme sowie Familien- und Kleingruppenvergünstigungen. Es darf auch keine Grenze zwischen Nah- und Fernverkehr aufgebaut werden.

Die in der Presse diskutierte Reduzierung des Bahncard-Rabattes auf 25 Prozent ist nur ein Element des gesamten Preissystems und kann daher nur im Zusammenhang des Gesamtpreissystems sinnvoll diskutiert werden. Die genauen Details zur Beurteilung des Gesamtsystems liegen voraussichtlich Ende des Jahres vor. Sie bedürfen dann noch der Zustimmung des Aufsichtsrates der Bahn, in dem die Vertreter des Bundes als Eigentümer sitzen.

So ist beispielsweise geplant, die Bahncard-Ermäßigung auch auf Sondertarife auszudehnen, was möglicherweise ein günstigeres Bahnfahren als mit der bisherigen 50 Prozent Rabattierung ermöglicht. Die Verbände bereiten sich darauf vor, diese und andere Auswirkungen des neuen Gesamtsystems anhand von Beispielrechnungen zu überprüfen, sobald die Grundlagen dafür vorliegen.

Das neue Preissystem soll nach gegenwärtigen Planungen in der zweiten Jahreshälfte des kommenden Jahres eingeführt werden. Das heißt, dass sich der Kauf einer neuen Bahncard, für deren Einführung sich der VCD stark gemacht hat, auch weiterhin lohnt. Laufende Bahncards behalten auch nach der Umstellung auf das neue Preissystem ihre Gültigkeit - und zwar zu den zum Zeitpunkt des Erwerbs gültigen Konditionen. Darüber hinaus wird es aber auf Wunsch möglich sein, die alte Bahncard gegen eine neue umzutauschen. Und wir werden uns weiterhin bei der Bahn für die Beibehaltung einer attraktiven Bahncard einsetzen, die für alle Kunden attraktiv und jedes Angebot gültig wird.

Unser Anliegen ist es, Bahnfahren billiger und einfacher zu machen und die Bahncard als wichtigstes Kundenbindungsinstrument noch auszubauen. Sollte das gewährleistet sein, werden wir das neue Preissystem unterstützen. Sie können sicher sein, dass wir auch angesichts der Diskussion innerhalb der Deutschen Bahn AG um Streichung von Fernzügen (z.B. lnterregio) und Personalabbau alles uns mögliche tun werden, dass Bahn fahren in Deutschland für mehr Menschen attraktiver wird.

gez. Karl-Peter Naumann
PRO BAHN e.V., Bundesvorsitzender

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