Außerfernbahn
Ohne Halt durch Griesen?
Hilferuf von Fahrgästen
Ein Hilferuf von Fahrgästen erreichte PRO BAHN aus dem Garmischer
Ortsteil Griesen an der Grenze zu Tirol: Vom 14 Dezember 2008 an bis zum
20. April 2009 soll in der Zeit zwischen 8 und18 Uhr die Ausserfernbahn
ohne Halt durch Griesen rauschen. Dafür will die Bayerische
Eisenbahngesellschaft (BEG) die Züge während der Wintersportsaison an
der im letzten Jahr wiedereröffneten Haltestelle "`Hausberg"' halten
lassen. Sicher ein interessantes Angebot für die Skifahrer, die sonst
beim Umsteigen einen längeren Weg zum Bahnhof der Zugspitzbahn
zurücklegen müssen, die ja ebenfalls am Hausberg hält. Aus Sicht der BEG
lassen sich zwischen Garmisch-Partenkirchen und Ehrwald nur zwei Halte
in den Fahrplan einpflegen. Die Fahrzeit Garmisch - Reutte dauert 55
bzw. 56 Minuten, der Zug hat daher zeitweise an beiden Endstationen eine
sehr kurze Wendezeit. Die Zahl der täglichen Ein- und Aussteiger in
Griesen bewegt sich nach Auskunft der BEG im einstelligen Bereich,
sodass man glaubt, den Verlust der Griesener Fahrgäste verschmerzen zu
können. Angesichts der Tatsache, dass Griesen ein sog. "Bedarfshalt"
ist sollte sich andererseits auch die Fahrzeitverlängerung bei so wenigen
Fahrgästen in Grenzen halten. Die BEG spielt den Ball an die
Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen zurück: Diese sei nicht bereit,
Anstrengungen von DB Netz, durch Infrastrukturverbesserungen die
Fahrzeit kurzfristig zu verkürzen, mitzutragen. Im Gespräch mit PRO BAHN
zeigt Garmischs Bürgermeister Thomas Schmid wenig Verständnis für diese
Position und will für den Halt in Griesen kämpfen. Den von DB Netz
vorgeschlagenen Maßnahmen an den Bahnübergängen zeigt sich Schmid
durchaus aufgeschlossen. Allerdings müssen die dafür notwendigen
Finanzbeträge erst in den Haushalt der Gemeinde eingestellt werden,
sodass hier eine kurzfristige Lösung nicht realisierbar ist.
Die Griesener wehren sich gegen die Fahrplanänderungen: Unterschriften wurden gesammelt und Schreiben an die verantwortlichen Stellen geschickt. Ihr Argument: Die Ausserfernbahn ist in Griesen der einzige öffentliche Nahverkehr. Da kaum eigene Infrastruktur vorhanden ist, sind Bürger ohne Auto auf die Zugverbindung nach Garmisch angewiesen, um ihre täglichen Besorgungen oder Arztbesuche zu erledigen. Eine ersatzlose Streichung, ohne den Bürgern einen Ersatzverkehr mit Bussen oder Sammeltaxen anzubieten, wird nicht akzeptiert. Solche Maßnahmen stärken auch nicht das Vertrauen in die Verlässlichkeit des ÖV, die aber die Voraussetzung ist für eine dauerhafte Nutzung des Angebots.
Ob die akademisch sekundengenaue Erarbeitung theoretischer Fahrzeiten angesichts des real existierenden Fahrplans sinnvoll ist, sei dahin gestellt. Vermutlich dürfte die Existenz eines Bedarfshalts in Griesen im "Rauschen" der Verspätungen ohnehin völlig untergehen. Die betrieblichen Mängel aufgrund fehlender Pufferzeiten dürften aber auch den Skifahrern zum Hausberg zu schaffen machen. Wenn in Garmisch die Anschlüsse verpasst werden, werden sie wieder die 150 Meter Fußweg in Kauf nehmen und auf die Zugspitzbahn umsteigen. Denn auch zur Ausserfernbahn muss der Bahnsteig über Treppen gewechselt werden. Interessant ist deshalb der Hausberg vor allem für umsteigefrei Direktverbindungen von und nach München.
Das ganze Problem wäre erst gar nicht entstanden, hätte man die kundenfreundliche Planung vor dem Bahnhofsumbau im Jahr 2000 umgesetzt, die Zugspitzbahn direkt in den DB-Bahnhof einzubinden. Vielleicht fassen sich jetzt mal einige der Verantwortlichen an die Nase und fragen sich, warum sie da so versagt haben.
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