Der Werdenfels-Takt

Probefahrt mit den neuen Triebwagen ET442 (E-Talent 2)

Am 11. April 2013 wurden die neuen Fahrzeuge in Murnau der Presse vorgestellt. Ab dem 15. April fanden dann regelmäßige Schulungsfahrten im Werdenfles statt. Am 17. April war eine kleine PRO BAHN Delegation eingeladen, den E-Talent 2 auf einer Schulungsfahrt zwischen München und Garmisch live zu erleben.

Einen Bericht von der Fahrt gibt es in der PRO BAHN Post vom Mai 2013 (Ausgabe 2013). Er ist hier wiedergegeben, mit zusätzlichem Bildmaterial.

Neue Fahrzeuge für das Werdenfelsnetz

In der Februar-Ausgabe der PRO BAHN-Post hatten wir ja schon einen ersten Erfahrungsbericht über die Talent-2 Triebwagen ("Hamsterbacken") veröffentlicht, basierend auf den in Oberfranken schon eingesetzten Fahrzeugen. Am 17. April hatte PRO BAHN nun eine Einladung, die für das Werdenfelsnetz beschafften ET 442 "probezufahren". Mit der ersten Personalschulungsfahrt ging es von München nach Garmisch, begleitet von Jennifer Sauer, der DB-Bereichsleiterin Werdenfels und Hermann Wischer, dem Leiter der Ausbildung für die neuen Triebwagen. Sogar die Chefin von DB Regio Oberbayern, Antonia von Bassewitz, war gekommen, um die PRO BAHN-Delegation zu begrüßen, konnte aber selber nicht mitfahren.

Start war um 13:32 Uhr in München, und die Fahrt wurde gleich unter "extremen" Bedingungen begonnen, suchten doch unerwartet über 100 Schüler und Schülerinnen als Extrafahrgäste Sitzplätze in dem Doppeltriebwagen. Aufgrund der starken Besetzung blieb uns dann nichts anderes übrig, als in der ersten Klasse zu reisen, und die genauere Inspektion der Inneneinrichtung konnte erst nach dem Fahrtende in Garmisch vorgenommen werden.

Als ersten Eindruck nimmt man die Gestaltung der Tische in den Viererabteilen wahr: hier ist das Liniennetz - graphisch ansprechend - dargestellt; sicher eine gute Idee, gerade auch für die vielen Touristen, die im Werdenfels unterwegs sind. Auch auf der Außenseite der Triebwagen ist in großen Lettern der Schriftzug "Werdenfelsbahn" angebracht, als zwei Merkmale, die die Identifikation mit der Region verdeutlichen. Die Inneneinrichtung ist darüber hinaus ähnlich wie die in den oberfränkischen Fahrzeugen gestaltet: vernünftige Gepäckablagen, zahlreiche Steckdosen, Fahrplananzeigen im Einstiegsbereich und größere Beinfreiheit als im Fuggerexpress oder in den ET425. Ein positives Detail ist auch die Gestaltung der Kinderecke: im Gegensatz zur BRB sind hier für die Kinder Eisenbahnszenen und kein städtischer Autoverkehr abgebildet.

 

Der erste Eindruck von außen und von innen: Doppeltraktion im Starnberger Flügelbahnhof, München, und die Tische in den Viererabeilen mit der Werdenfelskarte.

Aber es gibt auch Merkmale, die gegenüber den oberfränkischen deutlich verbessert sind: so gibt es fast keine Fenster, bei denen ein Querbalken genau in Augenhöhe angebracht ist und so dem Fahrgast die Aussicht nimmt. Außerdem gibt es wesentlich mehr Fahrradabstellplätze: in einem vierteiligen Triebwagen sind etwa 15 Hängevorrichtungen für Räder angebracht, die aber (leider) erfahrungsgemäß nur von Rennradfahrern genutzt werden (auch ausklappbare Skihalterungen gibt es). Es bleibt abzuwarten, wie die Räder im Regelbetrieb tatsächlich abgestellt werden. Die DB hat uns gegenüber angekündigt, dass sie in einigen Zügen spezielle Helfer einsetzen will, die den Fahrradverlad unterstützen werden! Im Bereich der Fahrradabstellplätze hat man übrigens schmale Toiletten eingebaut, um den Zugang zu den Stellplätzen zu erleichtern (insgesamt gibt es pro Vierereinheit drei Toiletten -- davon eine behindertengerechte).

 

Das Fahrzeug von innen: Blick auf die Gepäckabteile mit Fahrradaufhängvorrichtung und Skihaltern (neben schmaler Toilette) und Überblick über den Fahrgastraum.

Im Streckenabschnitt nördlich von Starnberg war die Fahrweise etwas "ruckelig". Da das in den letzten Wochen aber auch in den lokbespannten Zügen auffällt, kann man vermuten, dass es eher an den Gleisen als an den Fahrzeugen liegt.

Erfreut hat uns im Übrigen, dass bei der Inneneinrichtung des Talent-2 die Mängelliste berücksichtigt wurde, die PRO BAHN nach der Umfrage zu den ET425 im Sommer 2002 zusammengestellt hatte, um einmal erkannte Fehler nicht zu wiederholen.

Ab Dezember 2013 sollen dann 34 vierteilige und 3 zweiteilge "Hamsterbacken" durchs Werdenfels fahren. Die großen Einheiten haben 229 Sitzplätze (davon 12 in der 1. Klasse), die kleinen 100 (8 in 1. Klasse). Sie werden in der Regel in Doppel- bis Vierfachtraktion fahren (also mit bis zu 900 Sitzplätzen), wobei unterwegs in Tutzing bzw. Garmisch geflügelt wird. Die kleinen Einheiten fahren auf der Ammergaubahn zwischen Murnau und Oberammergau. Wie sich die Fahrgäste letztendlich in dem neuen Halbstundentakt (bis Weilheim) auf die Züge verteilen werden, muss man abwarten. Wahrscheinlich wird danach die Zuglänge noch angepasst werden können. Erfreulich ist auch, dass die BEG in der Ausschreibung vier Reservetriebwagen verlangt hatte, so dass eine gewisse Betriebsreserve im Falle von Störungen vorhanden sein sollte.

 

Ankunft in Garmisch mit Maxl im Hintergrund und den Gastgebern, Frau Sauer und Herr Wischer, Dank für die Fahrt.

Wer eine "Hamsterbacke" mal im Regelbetrieb selber ausprobieren will, hier der aktuelle Ausbildungsfahrplan, der montags bis donnerstags gilt, allerdings jederzeit geändert werden kann (also keine Gewähr!): Von München aus gibt es eine Ausbildungsgruppe: München (11:32 Uhr) -- Mittenwald (13:22/14:37 Uhr) -- München (16:29 Uhr). Von Garmisch aus ist eine erste oder zweite Gruppe unterwegs: entweder Garmisch (9:04 Uhr) -- Mittenwald (9:25/10:37 Uhr) -- München (12:27/13:32 Uhr) -- Garmisch (14:58 Uhr) oder Murnau (9:42 Uhr) -- Oberammergau (10:21/10:38 Uhr) -- Murnau (11:19/11:42 Uhr) -- Oberammergau (12:21/12:30 Uhr) -- Murnau (13:12 Uhr). Welche der beiden Alternativen gefahren wird, wird allerdings kurzfristig entschieden.

Text: Matthias Wiegner

zu "Werdenfels-Takt neu" (ab 2013)