Fahrgastverband PRO BAHN: Pressemeldungen

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Pressemeldung vom 06.02.2017

Neuer Bahnchef gesucht! Einer? Nein, zwei!

Fahrgastverband PRO BAHN zeichnet gemeinsames Bahn-Experten-Schreiben mit

Berlin (pb) Nachdem der Fahrgastverband PRO BAHN in der Medienmitteilung vom 31. Januar 2017 Kriterien für die künftige Ausrichtung des Bahnsystems und der Bahnpolitik in Deutschland aufgestellt hat, wurde heute ein gemeinsames Schreiben von Bahn-Experten aus Politik, Wirtschaft, Gewerkschaft, Verbänden und Politik mit erarbeitet und mit unterzeichnet.
Dieses Schreiben (siehe unten) empfiehlt dem Eigentümer und dem Aufsichtsrat der Deutschen Bahn zwei Manager mit klarem Auftrag zu berufen. Einer für die Infrastruktur und ein weiterer für die Verkehrsleistungen.

In der aktuellen Situation ist es dem Fahrgastverband PRO BAHN wichtig, dass Entscheidungen nicht voreilig getroffen werden, sondern auch über die Struktur der Bahn-Führung nachgedacht wird. Der Verbraucherverband der Kundinnen und Kunden ist bereit, seine Erfahrungen aus dem Bahn-Alltag einzubringen. Wir erwarten, dass die Aspekte von uns Fahrgästen ernstgenommen werden. Im Gegenzug ist der Fahrgastverband PRO BAHN zur Diskussion mit allen Gremien bereit.

Abschließend noch ein Hinweis auf die Diskussion auf NDR Info am Mittwoch, dem 8. Februar um 21.05 zu diesem Thema, welche mit Beteiligung des Fahrgastverbandes PRO BAHN stattfindet.

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Februar 2017

Brauchen wir überhaupt einen neuen „Bahnchef“?

Nach dem aus externer Sichtweise überraschenden Rücktritt von Dr. Rüdiger Grube als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG sollte nicht eine hektische Suche nach einem Nachfolger in dessen früherer Funktion einsetzen, sondern erst einmal Nachdenken angesagt sein. In der DB AG sind zwei grundverschiedene Unternehmen vereinigt: Einerseits die Infrastrukturunternehmen für die Gleise und die übrige Infrastruktur, welche ihre Leistungen gegenüber den Verkehrsunternehmen erbringen und ein natürliches Monopol der Infrastruktur im Staatsauftrag betreiben, und andererseits die Verkehrsunternehmen, die ihre Leistungen den Kunden und Bestellern im Wettbewerb mit konkurrierenden Eisenbahnverkehrsunternehmen anbieten.

Bislang bildeten die beiden Vorstände für Infrastruktur und Verkehrsbereiche zusammen mit den Vorständen für Personal und Finanzen den Konzernvorstand, dem ein „Bahnchef“ als Vorstandsvorsitzender vorstand. Die Unterzeichner dieses Schreibens wünschen sich aus dem Blickwinkel von Kunden der DB eine Organisation, die sich an den heterogenen Aufgaben der DB AG orientiert:
Die derzeitige Situation, dass der Finanzvorstand den Vorsitz im Konzernvorstand innehat, kann durchaus ein sinnvoller Übergangszustand sein, bis eine Konzernstruktur gefunden ist, die auf Dauer tragfähig und sinnvoll ist. Sowohl der Infrastrukturbereich als auch die Verkehrsunternehmen der DB liegen in den Händen von verantwortlichen Vorstandsmitgliedern; diese Funktionen sollten gestärkt und besser auf die jeweiligen Bedürfnisse ihrer jeweiligen Kundengruppen ausgerichtet werden. Beide Bereiche sollen ihre in der Grundkonzeption bereits sehr unterschiedlichen Aufgaben erfüllen und ihren jeweiligen Kunden verpflichtet sein. Der Infrastruktur sind dabei alle Bereiche zuzuordnen, die Leistungen für alle Verkehrsunternehmen und nicht nur für DB-Verkehrsunternehmen erbringen. Dazu gehört auch das Projekt „Zukunft Bahn“, mit dem die Weiterentwicklung und Verbesserung des Systems der Eisenbahn in Deutschland erreicht werden soll. Eine solche Struktur würde es auch dem Eigentümer, also dem Bund, erleichtern, seine verkehrspolitischen Ziele durchzusetzen und die DB besser zu kontrollieren.

Ein neuer Bahnchef in der alten Struktur würde es erneut schwer haben, im deutschen und europäischen Regulierungsrahmen des Eisenbahnverkehrs allen grundverschiedenen Anforderungen nachzukommen und die überzogenen Erwartungen zu erfüllen. Also sollte diese Position zunächst nicht nachbesetzt werden, vielmehr sollten zwei Bahn-Manager mit klarem Auftrag, einmal für die Infrastruktur und zum anderen für die Verkehrsleistungen, gestärkt und unbelastet von vermeintlichen Gesamtkonzerninteressen an die Arbeit gehen.

Reinhold Dellmann
Verkehrsminister Land Brandenburg a.D.

Ludolf Kerkeling
Netzwerk Europäischer Eisenbahnen

Hans Leister
Zukunftswerkstatt Schienenverkehr

Wolfgang Meyer
Geschäftsführer Linearis GmbH

Prof. Dr. Kay Mitusch
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Netzwerkökonomie

Detlef Neuß
Bundesvorsitzender Fahrgastverband PRO BAHN

Christian Schreyer
Geschäftsführer Transdev GmbH

Claus Weselsky
Bundesvorsitzender Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL)

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Über den Fahrgastverband PRO BAHN
Der Fahrgastverband PRO BAHN ist ein Verbraucherverband, der bundesweit die Fahrgäste aller öffentlichen Verkehrsmittel vertritt. Er ist Gründungsmitglied der Allianz pro Schiene und des Europäischen Fahrgastverbandes sowie Mitglied der Verbraucherzentrale Bundesverband.

Der Fahrgastverband PRO BAHN arbeiten ehrenamtlich im Interesse der Fahrgäste. Die Mitglieder „erfahren“ tagtäglich den öffentlichen Verkehr (ÖV) auf Schiene und Straße. Aus diesen Erfahrungen heraus lobt und kritisiert der Verband Akteure und Unternehmen des öffentlichen Verkehrs, erstellt Konzepte, ist in offiziellen Landes-, Bundes- und Europa-Gremien aktiv, sensibilisiert und berät Politiker in Angelegenheiten des öffentlichen Verkehrs, beeinflusst die öffentliche Diskussion durch sachliche Aufklärung über Hintergründe, hält Vorträge und Seminare sowie Fahrgastsprechstunden und Automatenschulungen u.v.a.m. Detaillierte Informationen finden Sie unter www.pro-bahn.de

Rückfragen bitte an
Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender, Tel.: 0172 - 267 378 4, E-Mail: k.naumann@pro-bahn.de
oder Detlef Neuß, Bundesvorsitzender, Tel.: +49 170 5853246, E-Mail: neuss@probahn-nrw.de
v.i.S.d.P.: Jörg Bruchertseifer

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