Fahrgastverband PRO BAHN: Pressemeldungen

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Pressemeldung vom 31.01.2017

Fahrgäste fordern Weiterentwicklung statt Stillstand bei der Bahn

Fahrgastverband PRO BAHN stellt Kriterien für die künftige Ausrichtung des Bahnsystems und der Bahnpolitik in Deutschland auf

Berlin(pb) Der Fahrgastverband PRO BAHN hat sich nach dem gestrigen Rücktritt von Bahnchef Dr. Grube Gedanken gemacht, was einen guten Bahnchef ausmacht und welche Voraussetzungen für den zukünftigen Erfolg der Eisenbahn in Deutschland seitens der Bundespolitik geschaffen werden müssen. Dafür muss einerseits Grubes Nachfolger viele Eigenschaften erfüllen, aber andererseits müssen auch die Bedingungen seitens der Bahnpolitik des Bundes stimmen – nicht nur in Bezug auf die Deutsche Bahn AG.

Was muss der nächste Bahnchef können?

„Ein Bahnchef muss zwei Sachen können. Einerseits muss er ein Allrounder sein,“ erklärt Lukas Iffländer, stellvertretender Vorsitzender des Fahrgastverbands „Er muss gute Kontakte zu Politik und Wirtschaft haben, bereits Führungsqualität bewiesen haben, kein Rotes Tuch für die Gewerkschaften sein, Verständnis für die Sorgen und Nöte der Mitarbeiter aufbringen und Bereitschaft zur Diskussion mit Fahrgastverbänden zeigen. Das genügt aber nicht. Er braucht auch die fachliche Tiefe und Kompetenz, um die Abläufe im DB Konzern zu verstehen und zu durchdringen. Auch sollte er den Willen und das nötige Wissen haben, um für die Zukunft der Eisenbahn essentielle Projekte wie den Deutschland-Takt umzusetzen.“

Was muss die Politik dazu tun?

„Aber selbst der beste Bahnchef alleine kann nicht viel erreichen,“ ergänzt Stefan Barkleit, ebenfalls stellvertretender Vorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN. „Die Politik muss die essentiellen Rahmenbedingungen für diesen Erfolg schaffen.“ Dazu gehören aus Sicht des Fahrgastvertreters die Unterstützung des Deutschland-Taktes, die beschleunigte Beseitigung von Engpässen im Schienennetz, eine Verbesserung der Planung von Infrastrukturprojekten und der zugehörigen Bürgerbeteiligung, die Reduzierung der Komplexität und der Kosten für das Zweignetz und die dortigen Gleisanschlüsse. Gerade für dieses Nebennetz ist ein Ende der Stilllegungen und eine bundesweite Förderung von Reaktivierungsprojekten dringend notwendig. „Für die Akzeptanz des Bahnausbaus ist der Lärmschutz, insbesondere die Forschung an neuen Technologien und die zügige Umstellung auf leise Wagen unabdingbar, sonst bekommen wir sinnvolle und wichtige Projekte nicht realisiert,“ stellt Barkleit fest.

Bahnpolitik ist nicht nur DB-Politik!

„Wichtig ist aber auch, dass die Bundespolitik realisiert, dass Eisenbahnpolitik nicht nur DB-Politik ist, sondern auch die anderen Unternehmen und die Verkehrsverbünde einbezogen sein müssen,“ stellt Jörg Bruchertseifer, auch stellvertretender Vorsitzender des Verbandes, fest. „Derzeit haben viele Verbünde und Unternehmen unterschiedliche Definitionen von gleich benannten Dingen, wie Tagestickets und Kindern. Für jedes Eck Deutschlands braucht man eine andere App um den ÖPNV nutzen zu können oder sich über das Angebot und die aktuelle Situation zu informieren. Hier ist eine Vereinheitlichung geboten um den öffentlichen Verkehr einfacher zu machen. Ein Tempo 30 Schild bedeutet ja auch in Weimar nicht etwas anderes als in Stuttgart,“ kritisiert der Fahrgastvertreter die gegenwärtige Situation. Deswegen fordert der Verband die Schaffung der gesetzlichen Grundlagen für einheitliche Kundenbindungs- und Rabattkarten, sowie für die Fahrgastrechte über eine durchgehende Reisekette mit mehreren Tickets. Statt dem Dschungel der ÖV-Apps sollte eine einheitliche App für ganz Deutschland entstehen, die dann auch an eine einheitliche Fahrgastinformation und einen unternehmensübergreifenden Vertrieb angeknüpft ist. Zuletzt muss ein Rahmen geschaffen werden, um Unternehmen und Verbünde dazu zu bringen, dass Begriffe wie Tagesticket und Kind überall einheitlich angewandt werden.

„Nur mit einem Zusammenspiel von DB, Wettbewerbern, Verbünde und der Bundespolitik kann der Erfolg der Eisenbahn in Deutschland sichergestellt werden. Ein guter Bahnchef ist darin ein wichtiger Aspekt, aber nur, wenn das Umfeld dazu stimmt, kann er auch wirkliche Fortschritte erreichen,“ resümiert Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender von PRO BAHN.

Über den Fahrgastverband PRO BAHN

Der Fahrgastverband PRO BAHN ist ein Verbraucherverband, der bundesweit die Fahrgäste aller öffentlichen Verkehrsmittel vertritt. Er ist Gründungsmitglied der Allianz pro Schiene und des Europäischen Fahrgastverbandes sowie Mitglied der Verbraucherzentrale Bundesverband.

Der Fahrgastverband PRO BAHN arbeiten ehrenamtlich im Interesse der Fahrgäste. Die Mitglieder „erfahren“ tagtäglich den öffentlichen Verkehr (ÖV) auf Schiene und Straße. Aus diesen Erfahrungen heraus lobt und kritisiert der Verband Akteure und Unternehmen des öffentlichen Verkehrs, erstellt Konzepte, ist in offiziellen Landes-, Bundes- und Europa-Gremien aktiv, sensibilisiert und berät Politiker in Angelegenheiten des öffentlichen Verkehrs, beeinflusst die öffentliche Diskussion durch sachliche Aufklärung über Hintergründe, hält Vorträge und Seminare sowie Fahrgastsprechstunden und Automatenschulungen u.v.a.m. Detaillierte Informationen finden Sie unter www.pro-bahn.de

Rückfragen bitte an
Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender, Tel.: 0172 - 267 378 4, E-Mail: k.naumann@pro-bahn.de
oder Lukas Iffländer, stv. Bundesvorsitzender, Tel. +49 176 66822886, E-Mail: lukas.ifflaender@pro-bahn.de
v.i.S.d.P.: Lukas Iffländer

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