Fahrgastverband PRO BAHN: Pressemeldungen

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Pressemeldung vom 05.01.2017

Zwangsidentifikationspflicht drängt Bahnfahrer ins Auto

Europäische Fahrgastverbände fordern Verzicht auf die PNR-Einführung

Brüssel/Berlin(pb) Die belgische Regierung plant eine Identifikationspflicht (Passenger Name Record, kurz: PNR) für internationale Reisende mit Bahn, Bus und Schiff innerhalb Europas einzuführen. Die niederländische Regierung erwägt ähnliche Schritte. Die Fahrgastverbände Rover (Niederlande), Navetteurs.be und TreinTramBus (Belgien), PRO BAHN (Deutschland) und FNAUT (Frankreich) sind einstimmig der Meinung, dass die Einführung des PNR eine unverhältnismäßige Maßnahme ist, die für grenzüberschreitende Bahn- und Busreisen eine inakzeptabel hohe Einstiegsbarriere aufbaut.

Die Registrierung detaillierter Reise- und Personendaten mindestens 24 Stunden vor Reiseantritt macht es unmöglich, weiterhin Bahn und Bus für spontane grenzüberschreitende Fahrten zu benutzen. Außerdem bringt es auch Fahrgäste in Schwierigkeiten, die ihre Reisepläne unterwegs anpassen wollen oder müssen. "In einem vereinten Europa ist es doch logisch, dass für grenzüberschreitende Fahrten die gleiche Flexibilität wie im Binnenverkehr gilt", so die Fahrgastverbände. "Wir können nicht verstehen, warum für eine Zugfahrt von Antwerpen nach Rotterdam oder von Lüttich nach Aachen mehr bürokratischer Aufwand benötigt wird als für eine Bahnfahrt von München nach Hamburg."

Die Menge der einzutragenden Fahrgastdaten ist darüber hinaus so groß, dass das Lösen eines Fahrscheins übermäßig viel Zeit und Aufwand fordern wird. Gefragt werden Name, Geschlecht, Geburtsdatum, Telefonnummer, E-Mail-Adresse, vollständiger Reiseverlauf und Reisedaten, Informationen zum Reisedokument (Art, Nummer, Staatsangehörigkeit, Land der Ausstellung, Gültigkeitsende), Anzahl, Gewicht und Identifizierung des Gepäcks sowie für unbegleitete Jugendliche unter 18 Jahren auch Geschlecht, Sprachkenntnisse, Name, Kontaktdaten und das Verhältnis des Jugendlichen zum Erziehungsberechtigten, der bei Abfahrt und Ankunft anwesend ist.

Diese Maßnahme diskriminiert Fahrgäste im öffentlichen Verkehr im Vergleich zu Reisenden, die im Auto eine EU-Binnengrenze überschreiten. Sie müssen sich keineswegs ausweisen. Die Effizienz dieser Maßnahme ist sehr fraglich. Terroristen stehen nach wie vor zahllose Wege zur Verfügung, um anonym und ohne Voranmeldepflicht EU-Binnengrenzen zu überwinden.

Die Fahrgastverbände TreinTramBus, Navetteurs.be, Rover, PRO BAHN und FNAUT fordern von ihren Regierungen eine sorgfältige und verhältnismäßige Reaktion auf die gegenwärtige Terrorgefahr und erwarten, dass sie auf diese einseitige Identifikationspflicht bei Nutzung von Bahn und Bus für grenzüberschreitendende Reisen innerhalb der Europäischen Union verzichten.


Über den Europäischen Fahrgastverband EPF
Der EPF (European Passengers' Federation) ist der Zusammenschluss europäischer Fahrgastverbände. Der Verband tritt für die Interessen der Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel ein. Fahrgastfreundliche Angebote und Förderung umweltfreundlicher intermodaler Mobilitätsketten sind Schwerpunkt seiner Arbeit. Detaillierte Informationen finden Sie unter www.epf.eu

Über den Fahrgastverband PRO BAHN
Der bundesweit aktive gemeinnützige Fahrgastverband PRO BAHN vertritt die Interessen der Nutzer des öffentlichen Verkehrs. Er arbeitet ehrenamtlich und erstellt Konzepte, ist in offiziellen Landes-, Bundes- und Europa-Gremien aktiv, sensibilisiert und berät Politiker in Angelegenheiten des öffentlichen Verkehrs, beeinflusst die öffentliche Diskussion durch Aufklärung über Hintergründe, hält Vorträge und Seminare sowie Fahrgastsprechstunden und Automatenschulungen u.v.a. mehr. Detaillierte Informationen finden Sie unter www.pro-bahn.de

Rückfragen bitte an
Jörg Bruchertseifer, stv. Bundesvorsitzender, Tel.: 0160 - 90 63 69 84, E-Mail: joerg.bruchertseifer@pro-bahn.de
oder Josef Schneider, Chairman des EPF Management Boards, Tel.: 0160 - 702 51 54, E-Mail: josef.schneider@epf.eu
v.i.S.d.P.: Jörg Bruchertseifer

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