der Fahrgast 92: November - Januar 2003

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Aus dem Inhalt

Konzernpolitik: Mehdorn sichert das Netzmonopol

(von Norbert Moy)

Die Trassenpreise der Deutschen Bahn AG sorgen wieder einmal für Zündstoff. Nachdem die DB AG Anfang 2001 ein geändertes Preissystem für die Benutzung der Schienenwege vorstellte, mit dem die Bevorteilung ihrer eigenen Verkehrsunternehmen im Wettbewerb vermieden werden sollte, droht nun neuer Ärger. Viele regionale Schienennetze im Besitz der DB werden ab 2003 mit so genannten "Regionalfaktoren" belegt. Dabei wird der aus dem Grundpreis und weiteren Zuschlägen bestehende Trassenpreis mit dem Regionalfaktor multipliziert, der nie unter 1, meist aber zwischen 1,1 und 2,45 liegt. Mit der Art der Einführung bekräftigt die DB-Führung ihren Herrschaftsanspruch: Mehdorn bleibt Herr der regionalen Netze. Der Artikel zum Download (pdf).

Das wahre Problem von DB Netz: Mehr Personal als Fahrgäste

Versäumte Rationalisierung führt zu Regionalfaktoren

Was die Deutsche Bundesbahn nicht investiert hat und die Deutsche Reichsbahn nicht investieren konnte, soll nun über die "Regionalfaktoren" wieder hereingeholt werden. Ein Bericht von Sven Andersen in der Eisenbahn-Revue International (5/2002 S. 246 ff.) mit dem Titel "Mehr Leute in den Zügen - weniger Leute an der Strecke" gibt Aufschluss über die wichtigste Ursache für das Defizit der Regionalnetze. Da diesem Bericht nicht viel hinzuzufügen ist, zitiert der Fahrgast hieraus.

Analyse der Trassenpreise: Unvermögen eines Konzerns?

Die "Regionalfaktoren" sind ein Fall für das Kartellamt
(von Rainer Engel)

Die DB Netz AG beklagt, dass die Trassenpreise in den Regionalnetzen nicht kostendeckend seien, und führt zum 1. Januar 2003 Zuschläge zu den bisherigen Trassenpreisen in Höhe von zehn bis 145 Prozent ein, "Regionalfaktoren" genannt. Eine Analyse ergibt: Das Anliegen ist im Ansatz berechtigt, der Weg zur Lösung aber nicht akzeptabel. Es wurden keine nachvollziehbaren Grundsätze zur Berechnung angewendet, Landesregierungen werden dafür bestraft, dass sie bereits in regionale Netze investiert haben, und das Vertrauen in die Verlässlichkeit der Preisbildung der Trassenpreise wird zerstört. Die Ungereimtheiten führen dazu, dass das vorgelegte System als Missbrauch des Netzmonopols zu bewerten ist. Man nennt das "Ausbeutungsmissbrauch". Der Artikel zum Download (pdf).

Verbraucherzentrale Bundesverband und PRO BAHN

Projekt zur Verbesserung der Fahrgastrechte gestartet

"Lotterielos Fahrkarte" - so lautete 1996 die Überschrift eines Artikels in der PRO BAHN-Zeitung. Der Fahrgastverband PRO BAHN hat seitdem immer wieder die bestehenden Mängel beim Verbraucherschutz beschrieben und Verbesserungen angemahnt. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und PRO BAHN haben nun ihre Zusammenarbeit intensiviert. Seit August 2002 arbeiten beide Organisationen an einem vzbv-Projekt für eine verbesserte Information des Verbrauchers und zur Entwicklung von Lösungsvorschlägen. Der Artikel zum Download (pdf).

20. Horber Schienen-Tage

Bürgersinn gegen den Trend

Zwanzig Jahre Horber Schienen-Tage (HST) - kaum eine Tagung in Deutschland ist mit diesem jährlichen Treffen vergleichbar. Die Sorge um Umwelt und Lebensqualität, um die Zukunftsfähigkeit des Standorts Deutschland und um den Erhalt eines faszinierenden technischen Systems Eisenbahn führt jedes Jahr Bürger zusammen, die nicht hinnehmen wollen, dass eine übermächtige Lobby und der Zeitgeist vollendete Tatsachen schaffen. Hier treffen sich Bürger quer durch alle politischen Lager und quer durch alle Gesellschaftsschichten. Die Horber Schienen-Tage sind ein recht einmaliges Beispiel von Bürger- und Gemeinsinn.

HST: Impulse für die Politik

Was haben die Horber Schienen-Tage in der Politik verändert?
(von Dr.-Ing. Gunther Ellwanger)

Auf Einladung von Kurt Bielecki kamen am 18. November 1983 rund 70 Teilnehmer zu den 1. Horber Schienen-Tagen ins Hotel Lindenhof. Im Mittelpunkt der Diskussionen standen die "Leitlinien" des Bundeskabinetts mit der internen Komponente der "Unternehmensstrategie DB 90" und die Streckenstilllegung der Bahnlinie Calw - Weil der Stadt. Diese regionale Initiative hat schnell eine nationale Bedeutung erlangt und Bundes- und Landespolitiker aller Parteien nach Horb geführt, wo sie mit allen Fragen der Bahnpolitik konfrontiert wurden. Zusätzlich hat das ausgezeichnete Echo der Horber Schienen-Tage in den Medien die Öffentlichkeit und damit auch die Politik beeinflusst.

HST: Impulse für die Region

Die Spuren sind unübersehbar
(von Gerhard Schnaitmann)

Die Impulse der Horber Schienen-Tage haben aus der Region um Horb ein Musterland des Schienenverkehrs gemacht. Neue Haltepunkte, reaktivierte Bahnlinien, zukunftsweisende Konzepte für Baden-Württemberg haben hier ihren Anfang genommen.

HST: Impulse für die Stadt

Horb am Neckar und die Horber Schienen-Tage
(von Peter Klein)

Zum 20. Mal finden in diesem Jahr die Horber Schienen-Tage statt. Vielen Horbern dürfte gar nicht bewusst sein, welch hochkarätige Fachbesetzung dort zu finden ist. Eine solche Veranstaltung wäre auch einer Bundeshauptstadt würdig.

HST: Impulse für die Technik

Was haben die Horber Schienen-Tage in der Eisenbahntechnik verändert?
(von Eberhard Happe)

Die Anfangsjahre der Horber Schienen-Tage waren von Großprojekten und Stagnation gekennzeichnet. In Horb wurden entscheidende Impulse für die Weiterentwicklung der Fahrzeuge vor allem für die Region gesetzt.

HST: Impulse für die Jugend

Was lernen junge Besucher auf den Horber Schienen-Tagen?
(von Frank von Meißner

Als Eisenbahnbegeisterter kam ich nach Horb - und lernte, dass Eisenbahn viel mehr ist als Loks und Schienen.

Nach der Bahnreform: Brauchen wir die Horber Schienen-Tage noch? Aber sicher!

Die so genannte Bahnreform ist zum großen Teil in die falsche Richtung gelaufen!
(von Adolf-Heinrich von Arnim)

Unser Ausgangspunkt, die wir uns als freie Bürger für einen qualifizierten öffentlichen Verkehr in Deutschland einsetzen, war seit Kriegsende der Kampf für gerechte Wettbewerbsbedingungen auf dem deutschen Verkehrsmarkt. Um die groteske Benachteiligung des Systems "Schiene" in Deutschland zu beenden, haben wir uns Anfang der 80er Jahre auf zunächst privater Ebene zusammengefunden.

Das 1. Horber Manifest

Reform der deutschen Bahnpolitik
(verfasst von Adolf-Heinrich von Arnim, beschlossen am 26. November 1986 von den Teilnehmern der 4. Horber Schienen-Tage)

Dieses Dokument aus dem Jahr 1986 kann als "Glaubensbekenntnis" all derer angesehen werden, die sich für einen besseren Schienenverkehr einsetzen. Nur wenige Forderungen sind bisher erfüllt. Viele damals revolutionäre Grundaussagen gehören heute zum Fachwissen derer, die öffentlichen Verkehr gestalten, aber (zu) viele Politiker und "Manager" negieren oder bekämpfen sie immer noch. Manche Forderung ist noch immer nicht erfüllt, weil viele Politiker und Lobbyisten die Eisenbahn für sachfremde Interessen missbrauchen.

Seit 200 Jahren vom Zauber des Rheins ergriffen

Die Eisenbahn veränderte eine Kulturlandschaft - und zog sich zurück
(von Erich Preuß)

Wo der Rhein im Schiefergebirge eine 400 Meter tiefe Schlucht grub, schuf er uns ein großartiges Stück Natur, das alljährlich viele Fremde anzieht. Auf 110 Kilometern Länge, von Bingen bis Remagen, ist der Rhein am schönsten; die UNESCO würdigte allerdings nur den Abschnitt Rüdesheim/Bingen - Koblenz als Weltkulturerbe (was im restlichen Gebiet die Fremdenverkehrsleute erboste).