PRO BAHN Zeitung 77 (Februar 1999)

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Aus dem Inhalt

Schafft die Regierung die Kurve? Der Reformstau ist gewaltig

(von Rainer Engel)

Reformstau war eines der Schlagworte des Bundestagswahlkampfes von 1998, die ökologische Steuerreform ein zentrales Ziel der neuen Regierungsparteien SPD und Bündnis 90/Die Grünen. Jetzt stellt sich Regieren als viel schwieriger heraus, als die neuen Amtsträger angenommen haben. Der Reformstau bei den Vorschriften, die das Recht der Fahrgäste und den öffentlichen Verkehr betreffen, ist gewaltig. Der komplette Artikel als pdf-File.

Thema: Bundesverkehrswegeplan

Wir brauchen die schnelle Eisenbahn - Die historische Chance der Eisenbahn, Zukunft zu geben

(von Gerhard Stolz)

Ein wichtiges Ziel umweltorientierter Verkehrspolitik ist die Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, von denen allerdings einige in der Bevölkerung auf starke Ablehnung stoßen, sogar in den Reihen der Umweltbewegung. Nur die schnelle Eisenbahn hat eine Chance.

PRO BAHN-Forderungen zur Planung der Bundesverkehrswege

Mangelhafte Netzplanung gefährdet die Wirtschaftlichkeit der Bahn

(von Hans Peter Hardebber)

Der Schienen-Personen-Fernverkehr steckt in einer Kosten-Erlös-Krise, die ihre Ursache darin hat, daß zu viel und zu teuer produziert wird. Der bei weitem größte Kostenfaktor - die Infrastruktur - wird nicht optimal genutzt. Deswegen mag der Titel als Synonym für jenes Streben nach Schnelligkeit im Schienenverkehr stehen, bei dem der Aufwand in keinem vernünftigen Verhältnis zu dem erzielbaren Nutzen und den Erlösen steht. Der Weg aus der Krise kann nur mit besserer Auslastung der vorhandenen und neu zu bauenden Bahnlinien gefunden werden.

Besser vernetzen - besser nutzen

Der deutsche ICE ist eine Straßenbahn

(von Rainer Engel)

Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß mangelnde Auslastung von Streckenneubauten die Wirtschaftlichkeit des Schienenfernverkehrs gefährdet. Doch der Verzicht auf solche Neubauten ist nicht die einzige Alternative. Eine bessere Auslastung ist auch durch eine bessere Vernetzung und Nutzung erreichbar.

PRO BAHN fordert: Ausbau-Offensive für Thüringen und Sachsen

Der Aufbau Ost ist noch längst nicht abgeschlossen

Der bevölkerungsreichste Teil der neuen Bundesländer ist bei den Ausbauplänen der Regierung Kohl zu kurz gekommen. Der Osten besteht nicht nur aus Erfurt und Dresden. Doch vor zukunftsweisenden Plänen hatten die Planer im Bonner Verkehrsministerium offenbar Angst. Eine Stadt wie Gera muß das jetzt bitter büßen.

Ohrfeigen für die Fahrgäste

Die DB AG kassiert ab, statt Fahrgäste zu gewinnen

Die schnelle Bahn ist schon da: In Vaihingen, an der Enz. An der Neubaustrecke zwischen Mannheim und Stuttgart ist ein moderner Bahnhof entstanden, in dem Seite an Seite Regionalzüge und die 200 km/h schnellen Interregio-Züge halten. Doch bei den Fahrgästen, die die schnellen Züge benutzen wollen, schlägt die Bahn erbarmungslos zu: Eine Ohrfeige links für die Pendler, eine Ohrfeige rechts für andere Fahrgäste.

PRO BAHN fordert durchgehende Fahrscheine für den Hochgeschwindigkeitsverkehr

Schneller Transport - keine Verbindung

(von Dieter Walter)

Auf diese überspitzte Kurzformel ließen sich die Ausführungen des PRO BAHN-Vorsitzenden Karl-Peter Naumann in einem Referat am 30. Oktober 1998 vor internationalem Fachpublikum bringen. Auf Einladung der UIC referierte Naumann auf dem internationalen Kongreß "Eurailspeed" über Probleme des Hochgeschwindigkeitsverkehrs aus der Sicht der Fahrgäste. Naumann forderte eine optimale Gestaltung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs in Hinblick auf die Fahrgäste. Dazu gehören für ihn fahrgastfreundlichere Tarife, bessere Fahrplangestaltung und größere Effizienz. Im Hinblick auf den Transrapid wies Naumann auf einen Irrweg hin, der mit den augenblicklichen Plänen begangen werde.

Europa mit Hindernissen: Eine Fahrt Lissabon - Essen

(von Anton Deenen)

Was ein Reisender auf dem Schienenweg von Portugal nach Deutschland erlebt, ist für den Flug- oder Autoreisenden fast unvorstellbar. Der Bericht zeigt, wie nötig die Eisenbahnen eine europäische Intergration brauchen.

Vom Publikum überrollt

Die Fahrzeugindustrie weiß zu wenig von den Fahrgästen

Die internationale Fachmesse für Verkehrstechnik "Innotrans", die vom 28. bis 30. Oktober 1998 auf dem Messegelände von Berlin stattfand, war ein überwältigender Erfolg. Die Anzahl der Fachbesucher hatte sich gegenüber der ersten Messe dieser Art in Berlin vor zwei Jahren verdoppelt, und die Fahrzeugparade mit Fahrzeugen des Nahverkehrs und Hochgeschwindigkeitsverkehrs wurde vom Publikum geradezu gestürmt.

Aktionstag in sechs Ländern: Streik legte Europa lahm

(von Dieter Walter)

Die Nachricht, daß in einem unserer europäischen Nachbarländer die Eisenbahner streiken, kommt uns schon fast alltäglich vor, so daß wir leicht darüber hinweglesen, wenn z.B. in Frankreich die Zugbegleiter für Neueinstellungen oder die Fahrer für mehr Sicherheit streiken, für höheren Lohn oder vernünftigere Arbeitszeit. Die französischen Bahnkunden sollen da schon einen gewissen Fatalismus erlangt haben. Da konnte eine Meldung leicht übersehen werden: Am 23. November1998 streikten die Eisenbahner in sechs europäischen Ländern gleichzeitig gegen die EU.

Dannenwalde kam wieder ins Kursbuch

Vom Widerstand gegen eine Bahnhofsschließung
(von Erich Preuß)

Als die Deutsche Bahn AG mit Zustimmung des brandenburgischen Wirtschaftsministeriums am 28. Mai 1995 zahlreiche Haltepunkte und Bahnhöfe für den Reiseverkehr schloß, regte sich kaum Widerstand. Zwar wurde durch diese Stillegungen die Reisegeschwindigkeit der Nahverkehrszüge erhöht, für viele Orte jedoch entfiel der Zugang zum Schienenverkehr.