Fahrgastthemen

Dokumentation

Entwicklung der Zuschläge bei der Bahn

Folgendes ist die Dokumentation des Zustands bis zum 1.1.2007. Die Zusammenstellung basiert auf Recherchen von PRO BAHN

Schon immer wurde für schneller fahrende Züge in Deutschland Zuschlag erhoben. Der Zuschlag hat dabei mehrere Funktionen:

  1. Der Marktwert der schnelleren Beförderung soll sich im Preis niederschlagen.
  2. Inhaber von ermäßigten Fahrkarten sollen überproportional belastet werden. Dadurch werden Fahrgäste aus weniger zahlungskräftigen Schichten aus den schnellen Zügen der "besseren Bürger" ferngehalten.
  3. Fahrgäste auf kurzen Entfernungen sollen aus Fernzügen ferngehalten werden.
So haben sich die Zuschläge in Deutschland entwickelt:
  • 1914:
    Für Schnellzüge ein Zuschlag, gestaffelt nach Entfernung und Wagenklasse
  • 1939:
    Für Eilzüge ein Zuschlag nach Entfernung und Wagenklasse unterschiedlich.
    Für Schnellzüge etwa das Doppelte des Eilzugzuschlags.
    Für Fernschnellzüge und FDt zusätzlich ein weiterer Zuschlag.
  • 1959:
    Für Schnellzüge gilt ein Schnellzugzuschlag von einheitlich 2 DM.
    Für Fernschnellzüge ist zusätzlich ein F-Zuschlag von 4 DM zu zahlen.
    Für TEE ein Zuschlag nach Entfernung gestaffelt von 4 bis 10 DM zum D-Zug-Zuschlag.
  • 1968:
    Das F-Zug-System 1. Klasse wurde ausgebaut.
    Die Bedingungen von 1959 galten weiter, der TEE-Zuschlag betrug nun 6 DM (bis 300 km) bzw. 8 DM (ab 300 km).
  • 1973:
    Das IC-System mit 1. Klasse wurde eingeführt. Der Zuschlag für F-Züge wurde vom IC-Zuschlag abgelöst.
    Der IC/TEE-Zuschlag betrug 10 DM, zusätzlich wurde der Schnellzugzuschlag mit 3 DM für Entfernungen bis 50 km und zu Streckenzeitkarten erhoben.
    Der IC-Zuschlag galt gleichzeitig für alle TEE im Inland.
    Der Schnellzugzuschlag wurde weiterhin für Schnellzüge mit 3 DM erhoben, jedoch nicht zu Fahrkarten über 50 km.
  • 1978:
    Die ersten IC-Züge 1. und 2. Klasse werden eingführt.
    Der IC-Zuschlag beträgt in der 1. Klasse weiterhin 10 DM, in der 2. Klasse 3 DM.
    Zu Fahrkarten bis 50 km ist der Schnellzugzuschlag zusätzlich zu zahlen.
  • 1979:
    Die Deutsche Bundesbahn führt unter dem Motto "Jede Stunde - jede Klasse" den Intercity als neues Produkt des Fernverkehrs ein. Die Züge können mit dem IC-Zuschlag benutzt werden. Der Preis beträgt 5 DM. Der IC-Zuschlag in der 1. Klasse betrug weiterhin 10 DM. Die Bahn begründet den Zuschlag mit dem besonderen Komfort der Züge (kurze Reisezeit). Die Platzreservierung ist kostenlos möglich.
  • 1987:
    Der Preis für den Zuschlag wird auf 6 DM erhöht. Gleichzeitig wird nur noch für Kinder der ermäßigte Zuschlag (3 DM) angeboten. Inhaber von Halbpreisermäßigungen müssen den vollen Preis bezahlen.
  • 1991:
    Der ICE startet mit einem speziellen Preissystem. Für den ICE wird für jede Relation ein spezieller Aufpreis ermittelt (zwischen 11 und 28 DM).
  • 1992:
    Weitere ICE-Linien folgen, das Tarifsystem wird ausgeweitet. Besitzer der im Herbst 1992 eingeführten Bahncard erhalten auf den ICE-Aufpreis 50 Prozent Rabatt. Die Bahn kündigt an, daß auch im IC-Verkehr das System der ICE-Aufpreise eingeführt werden soll. Die Aufpreise sollen sich an der Qualität der Verbindung (z.B. Reisezeit und Angebotsdichte) orientieren.
  • 1995:
    Die Bahn schafft die kostenlose Reservierungsmöglichkeit ab. Für jede Platzbuchung sind jetzt 3 DM zu zahlen - ohne den Kauf einer Fahrkarte sogar 9 DM. Offizielle Begründung: Die Zahl der sogenannten "Luftbuchungen" sei zu hoch. Der Zuschlag kostet unverändert 6 DM, wer im Zug nachlöst, muß 8 DM bezahlen.
  • 1998:
    Der IC-Zuschlag wird auf 7 DM erhöht, dazu noch mindestens 3 DM für eine Platzreservierung. Die seit längerem angekündigten Relationspreise und ein Verzicht auf den IC- Zuschlag lassen weiter auf sich warten.
  • 1999:
    Eine Reservierung kostet pro Platz und Richtung 5 DM; Familien zahlen maximal 10 DM. Die Reservierung gilt nur noch für zwei Züge.
  • 2002:
    Eine Reservierung kostet pro Platz und Richtung 2.60 Euro; Familien zahlen maximal 5 Euro. Die Reservierung gilt nur noch für zwei Züge.
  • 2004:
    Ab April kostet eine Reservierung pro Platz und Richtung 3 Euro; Familien zahlen maximal 5 Euro. Die Reservierung gilt nur noch für zwei Züge. Die Reservierungsgebühr entfällt, wenn der Fahrschein im Internet oder an einem Fahrscheinautomaten gekauft wird.
  • 2005:
    Die kostenlose Reservierung wird zum 12. Juni 2005 wieder abgeschafft. Die Reservierung kostet nun 1.50 Euro am Automaten (bei gleichzeitigem Kauf einer Fahrkarte), sonst 3 Euro.
  • 2007:
    Die Reservierung kostet nun 3.50 Euro am Schalter.
Die ausländischen Eisenbahnen kennen sehr unterschiedliche Systeme von Zuschlägen und zuschlagsähnlichen Regelungen. Es gibt
  • verschiedene Zuschlagsarten
  • Reservierungspflicht mit hohen Gebühren
  • Ungültigkeit von ermäßigten Fahrkarten
  • Ungültigkeit von Fahrkarten unterhalb einer bestimmten Entfernung

Recherche: R. Engel, H. Jansen, E. Lauterbach, M. Wiegner; © PRO BAHN; letzte Änderung: 31-Dez-06